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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Damit nun Cataline die Ge-
fahr, in welche sie und ihr Liebhaber
deßfals liefen, abwenden möchte, so
sagte sie mit einer bewunderswür-
digen Hurtigkeit des Verstandes,
welche die Weiber in dergleichen Fall
allezeit haben werden: Jch wette,
daß ich auf diesem Tische etwas wer-
de liegen gelassen haben, und da sie
immer näher hinzu gieng, und den
Mantel nahm, so machte sie sehr
viel Zeichen des Creuzes, und sag-
te: Ach, ich bin toll, und habe nicht
mehr Verstand, dieses offenbahr lie-
gen gelassen zu haben; wenn ein an-
derer als du hier herein gekommen
wäre, so würde mir meine Nachläs-
sigkeit theuer zu stehen kommen. Der
Mann, der von dem, was sie ihm
sagte, nichts verstand, antwortete
ihr mit Kopf-Schütteln: was be-
deutet dieser Mantel, und alle die
Geberden, welche du machst? Du
sollst es wissen; aber, setzte die Ver-
schlagene hinzu, indem sie die Thür
aufmachte, und draussen umher guck-
te, laßt uns sehen, ob uns niemand

höre.

Damit nun Cataline die Ge-
fahr, in welche ſie und ihr Liebhaber
deßfals liefen, abwenden moͤchte, ſo
ſagte ſie mit einer bewunderswuͤr-
digen Hurtigkeit des Verſtandes,
welche die Weiber in dergleichen Fall
allezeit haben werden: Jch wette,
daß ich auf dieſem Tiſche etwas wer-
de liegen gelaſſen haben, und da ſie
immer naͤher hinzu gieng, und den
Mantel nahm, ſo machte ſie ſehr
viel Zeichen des Creuzes, und ſag-
te: Ach, ich bin toll, und habe nicht
mehr Verſtand, dieſes offenbahr lie-
gen gelaſſen zu haben; wenn ein an-
derer als du hier herein gekommen
waͤre, ſo wuͤrde mir meine Nachlaͤſ-
ſigkeit theuer zu ſtehen kommen. Der
Mann, der von dem, was ſie ihm
ſagte, nichts verſtand, antwortete
ihr mit Kopf-Schuͤtteln: was be-
deutet dieſer Mantel, und alle die
Geberden, welche du machſt? Du
ſollſt es wiſſen; aber, ſetzte die Ver-
ſchlagene hinzu, indem ſie die Thuͤr
aufmachte, und drauſſen umher guck-
te, laßt uns ſehen, ob uns niemand

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[24/0026] Damit nun Cataline die Ge- fahr, in welche ſie und ihr Liebhaber deßfals liefen, abwenden moͤchte, ſo ſagte ſie mit einer bewunderswuͤr- digen Hurtigkeit des Verſtandes, welche die Weiber in dergleichen Fall allezeit haben werden: Jch wette, daß ich auf dieſem Tiſche etwas wer- de liegen gelaſſen haben, und da ſie immer naͤher hinzu gieng, und den Mantel nahm, ſo machte ſie ſehr viel Zeichen des Creuzes, und ſag- te: Ach, ich bin toll, und habe nicht mehr Verſtand, dieſes offenbahr lie- gen gelaſſen zu haben; wenn ein an- derer als du hier herein gekommen waͤre, ſo wuͤrde mir meine Nachlaͤſ- ſigkeit theuer zu ſtehen kommen. Der Mann, der von dem, was ſie ihm ſagte, nichts verſtand, antwortete ihr mit Kopf-Schuͤtteln: was be- deutet dieſer Mantel, und alle die Geberden, welche du machſt? Du ſollſt es wiſſen; aber, ſetzte die Ver- ſchlagene hinzu, indem ſie die Thuͤr aufmachte, und drauſſen umher guck- te, laßt uns ſehen, ob uns niemand hoͤre.

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/26>, abgerufen am 27.04.2024.