Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

höre. Nach aller dieser Vorsichtig-
keit verfolgte sie weiter: Erinnerst
du dich des Herrn nicht mehr, wel-
cher die verwichene Tage hier schlief,
und nach Sevilien gieng? Was
für ein Herr? sagte der Mann.
Ein junger Mensch, versetzte das
Weib, der hiedurch gieng ohngefehr
für einem Monathe, der mit einem
braunen mit Golde besetzten Laken und
einer rothen Weste bekleidet war, auf
einem bräunlichen Pferde saß, daran
der Sattel, die Decke und Pistolen-
Kappen und Gallaunen verbremet wa-
ren? Jch erinnere mich davon nichts,
antwortete ihr Roderige. Du lie-
ber GOtt? was hast du ein schlecht
Gedächtniß, unterbrach Cataline,
willst du wetten, daß ich machen wer-
de, daß du dich seiner erinnerst. Zu
gleicher Zeit öfnete sie einen Koffer,
aus welchem sie eine silberne Schale
hervorlangte, welche ihr Mann dem
Koche des Herrn gestohlen hatte,
und wie sie ihm dieselbe wieß, so
sagte sie: Du hast ohne Zweifel den
Herrn dieser Schale nicht vergessen.

Ja
B 5

hoͤre. Nach aller dieſer Vorſichtig-
keit verfolgte ſie weiter: Erinnerſt
du dich des Herrn nicht mehr, wel-
cher die verwichene Tage hier ſchlief,
und nach Sevilien gieng? Was
fuͤr ein Herr? ſagte der Mann.
Ein junger Menſch, verſetzte das
Weib, der hiedurch gieng ohngefehr
fuͤr einem Monathe, der mit einem
braunen mit Golde beſetzten Laken und
einer rothen Weſte bekleidet war, auf
einem braͤunlichen Pferde ſaß, daran
der Sattel, die Decke und Piſtolen-
Kappen und Gallaunen verbremet wa-
ren? Jch erinnere mich davon nichts,
antwortete ihr Roderige. Du lie-
ber GOtt? was haſt du ein ſchlecht
Gedaͤchtniß, unterbrach Cataline,
willſt du wetten, daß ich machen wer-
de, daß du dich ſeiner erinnerſt. Zu
gleicher Zeit oͤfnete ſie einen Koffer,
aus welchem ſie eine ſilberne Schale
hervorlangte, welche ihr Mann dem
Koche des Herrn geſtohlen hatte,
und wie ſie ihm dieſelbe wieß, ſo
ſagte ſie: Du haſt ohne Zweifel den
Herrn dieſer Schale nicht vergeſſen.

Ja
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="25"/>
ho&#x0364;re. Nach aller die&#x017F;er Vor&#x017F;ichtig-<lb/>
keit verfolgte &#x017F;ie weiter: Erinner&#x017F;t<lb/>
du dich des Herrn nicht mehr, wel-<lb/>
cher die verwichene Tage hier &#x017F;chlief,<lb/>
und nach <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Sevilien</hi></hi> gieng? Was<lb/>
fu&#x0364;r ein Herr? &#x017F;agte der Mann.<lb/>
Ein junger Men&#x017F;ch, ver&#x017F;etzte das<lb/>
Weib, der hiedurch gieng ohngefehr<lb/>
fu&#x0364;r einem Monathe, der mit einem<lb/>
braunen mit Golde be&#x017F;etzten Laken und<lb/>
einer rothen We&#x017F;te bekleidet war, auf<lb/>
einem bra&#x0364;unlichen Pferde &#x017F;aß, daran<lb/>
der Sattel, die Decke und Pi&#x017F;tolen-<lb/>
Kappen und Gallaunen verbremet wa-<lb/>
ren? Jch erinnere mich davon nichts,<lb/>
antwortete ihr <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Roderige</hi></hi>. Du lie-<lb/>
ber GOtt? was ha&#x017F;t du ein &#x017F;chlecht<lb/>
Geda&#x0364;chtniß, unterbrach <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi>,<lb/>
will&#x017F;t du wetten, daß ich machen wer-<lb/>
de, daß du dich &#x017F;einer erinner&#x017F;t. Zu<lb/>
gleicher Zeit o&#x0364;fnete &#x017F;ie einen Koffer,<lb/>
aus welchem &#x017F;ie eine &#x017F;ilberne Schale<lb/>
hervorlangte, welche ihr Mann dem<lb/>
Koche des Herrn ge&#x017F;tohlen hatte,<lb/>
und wie &#x017F;ie ihm die&#x017F;elbe wieß, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie: Du ha&#x017F;t ohne Zweifel den<lb/>
Herrn die&#x017F;er Schale nicht verge&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">B 5</fw> <fw type="catch" place="bottom">Ja</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0027] hoͤre. Nach aller dieſer Vorſichtig- keit verfolgte ſie weiter: Erinnerſt du dich des Herrn nicht mehr, wel- cher die verwichene Tage hier ſchlief, und nach Sevilien gieng? Was fuͤr ein Herr? ſagte der Mann. Ein junger Menſch, verſetzte das Weib, der hiedurch gieng ohngefehr fuͤr einem Monathe, der mit einem braunen mit Golde beſetzten Laken und einer rothen Weſte bekleidet war, auf einem braͤunlichen Pferde ſaß, daran der Sattel, die Decke und Piſtolen- Kappen und Gallaunen verbremet wa- ren? Jch erinnere mich davon nichts, antwortete ihr Roderige. Du lie- ber GOtt? was haſt du ein ſchlecht Gedaͤchtniß, unterbrach Cataline, willſt du wetten, daß ich machen wer- de, daß du dich ſeiner erinnerſt. Zu gleicher Zeit oͤfnete ſie einen Koffer, aus welchem ſie eine ſilberne Schale hervorlangte, welche ihr Mann dem Koche des Herrn geſtohlen hatte, und wie ſie ihm dieſelbe wieß, ſo ſagte ſie: Du haſt ohne Zweifel den Herrn dieſer Schale nicht vergeſſen. Ja B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/27
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/27>, abgerufen am 03.12.2024.