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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Ja ja, rief der Mann, es fält mir
einiger maassen wieder ein. Eben
dieser Herr, fuhr Cataline fort,
gieng vor acht Tagen mit eben dem
Gefolge wieder hiedurch, und weil
die Nacht einbrach, so wurde er ge-
zwungen hier zu schlafen. Als sich
seine Leute abgesetzt hatten, machte
ein jeder seinen Mantel-Sack loß,
einer aber unter ihnen, der einen
Knoten in dem Strick, womit
er gebunden war, (denn er hatte
vermuthlich seinen Riemen verlohren,)
nicht auflösen konnte, legte seinen
Mante bei seite, um weniger be-
schwert zu seyn, und warf ihn auf
einen Stuhl; er machte endlich sei
nen Knoten auf, und hab sein Pferd
dem Stall-Knecht, er trug nachher
sein Felleisen weg, aber er vergaß sei-
nen Mantel, gleich als wenn er ihm
niemahls zugehöret hätte, und gieng
in seine Kammer hinauf. Jch gab
indessen Acht, was vorgient, und
da ich sage, daß niemand die Augen
nach mir hatte, so nahm ich den Man-
tel und verbarg ihn so wohl, daß ihn

nie-

Ja ja, rief der Mann, es faͤlt mir
einiger maaſſen wieder ein. Eben
dieſer Herr, fuhr Cataline fort,
gieng vor acht Tagen mit eben dem
Gefolge wieder hiedurch, und weil
die Nacht einbrach, ſo wurde er ge-
zwungen hier zu ſchlafen. Als ſich
ſeine Leute abgeſetzt hatten, machte
ein jeder ſeinen Mantel-Sack loß,
einer aber unter ihnen, der einen
Knoten in dem Strick, womit
er gebunden war, (denn er hatte
vermuthlich ſeinen Riemen verlohren,)
nicht aufloͤſen konnte, legte ſeinen
Mante bei ſeite, um weniger be-
ſchwert zu ſeyn, und warf ihn auf
einen Stuhl; er machte endlich ſei
nen Knoten auf, und hab ſein Pferd
dem Stall-Knecht, er trug nachher
ſein Felleiſen weg, aber er vergaß ſei-
nen Mantel, gleich als wenn er ihm
niemahls zugehoͤret haͤtte, und gieng
in ſeine Kammer hinauf. Jch gab
indeſſen Acht, was vorgient, und
da ich ſage, daß niemand die Augen
nach mir hatte, ſo nahm ich den Man-
tel und verbarg ihn ſo wohl, daß ihn

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[26/0028] Ja ja, rief der Mann, es faͤlt mir einiger maaſſen wieder ein. Eben dieſer Herr, fuhr Cataline fort, gieng vor acht Tagen mit eben dem Gefolge wieder hiedurch, und weil die Nacht einbrach, ſo wurde er ge- zwungen hier zu ſchlafen. Als ſich ſeine Leute abgeſetzt hatten, machte ein jeder ſeinen Mantel-Sack loß, einer aber unter ihnen, der einen Knoten in dem Strick, womit er gebunden war, (denn er hatte vermuthlich ſeinen Riemen verlohren,) nicht aufloͤſen konnte, legte ſeinen Mante bei ſeite, um weniger be- ſchwert zu ſeyn, und warf ihn auf einen Stuhl; er machte endlich ſei nen Knoten auf, und hab ſein Pferd dem Stall-Knecht, er trug nachher ſein Felleiſen weg, aber er vergaß ſei- nen Mantel, gleich als wenn er ihm niemahls zugehoͤret haͤtte, und gieng in ſeine Kammer hinauf. Jch gab indeſſen Acht, was vorgient, und da ich ſage, daß niemand die Augen nach mir hatte, ſo nahm ich den Man- tel und verbarg ihn ſo wohl, daß ihn nie-

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/28>, abgerufen am 21.11.2024.