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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Da sie aber nichts als funfzehn oder
zwanzig Realen finden, die der
Raths-Diener zu sich nahm; so such-
ten sie seinen Quersack durch, und
hatten nicht viel Mühe, den Man-
tel des Don Ferdinands zu fin-
den. Da sagte der Raths-Diener:
Jch wollte mir wohl die Ohren ab-
schneiden lassen, wenn dieser Mensch
nicht ein Strassen-Räuber ist: seine
Gesichtsbildung und dieser Mantel,
den er ohne Zweifel gestohlen, ma-
chen mir dieses glaubhaft. Roderi-
ge
, der sich ein wenig wieder erho-
let, antwortete ihm: Jch schwöre,
daß man ausser dem Könige keinen
ehrlichern Menschen, als mich, in
ganz Spanien antreffen könnte. Weil
er aber wenig gewohnt war, sich in
dem, wessen man ihn beschuldigte,
unschuldig zu finden: so wurde er so
verwegen, daß er dem Raths-Die-
ner so viel Schimpf-Worte oder
Wahrheiten sagte, daß dieser, dem
es verdroß, ohngeachtet der Wirth
schrie, daß man ihn sollte gehen las-
sen, daß er vor ihn Bürge seyn woll-

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Da ſie aber nichts als funfzehn oder
zwanzig Realen finden, die der
Raths-Diener zu ſich nahm; ſo ſuch-
ten ſie ſeinen Querſack durch, und
hatten nicht viel Muͤhe, den Man-
tel des Don Ferdinands zu fin-
den. Da ſagte der Raths-Diener:
Jch wollte mir wohl die Ohren ab-
ſchneiden laſſen, wenn dieſer Menſch
nicht ein Straſſen-Raͤuber iſt: ſeine
Geſichtsbildung und dieſer Mantel,
den er ohne Zweifel geſtohlen, ma-
chen mir dieſes glaubhaft. Roderi-
ge
, der ſich ein wenig wieder erho-
let, antwortete ihm: Jch ſchwoͤre,
daß man auſſer dem Koͤnige keinen
ehrlichern Menſchen, als mich, in
ganz Spanien antreffen koͤnnte. Weil
er aber wenig gewohnt war, ſich in
dem, weſſen man ihn beſchuldigte,
unſchuldig zu finden: ſo wurde er ſo
verwegen, daß er dem Raths-Die-
ner ſo viel Schimpf-Worte oder
Wahrheiten ſagte, daß dieſer, dem
es verdroß, ohngeachtet der Wirth
ſchrie, daß man ihn ſollte gehen laſ-
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[77/0079] Da ſie aber nichts als funfzehn oder zwanzig Realen finden, die der Raths-Diener zu ſich nahm; ſo ſuch- ten ſie ſeinen Querſack durch, und hatten nicht viel Muͤhe, den Man- tel des Don Ferdinands zu fin- den. Da ſagte der Raths-Diener: Jch wollte mir wohl die Ohren ab- ſchneiden laſſen, wenn dieſer Menſch nicht ein Straſſen-Raͤuber iſt: ſeine Geſichtsbildung und dieſer Mantel, den er ohne Zweifel geſtohlen, ma- chen mir dieſes glaubhaft. Roderi- ge, der ſich ein wenig wieder erho- let, antwortete ihm: Jch ſchwoͤre, daß man auſſer dem Koͤnige keinen ehrlichern Menſchen, als mich, in ganz Spanien antreffen koͤnnte. Weil er aber wenig gewohnt war, ſich in dem, weſſen man ihn beſchuldigte, unſchuldig zu finden: ſo wurde er ſo verwegen, daß er dem Raths-Die- ner ſo viel Schimpf-Worte oder Wahrheiten ſagte, daß dieſer, dem es verdroß, ohngeachtet der Wirth ſchrie, daß man ihn ſollte gehen laſ- ſen, daß er vor ihn Buͤrge ſeyn woll- te,

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/79>, abgerufen am 21.11.2024.