Überbringer königlicher Befehle ein, verliest seine Voll- macht:
"Ich befehle dem Herrn Marquis d'Agoult sich unver- züglich zu dem Palast zu begeben, an der Spitze von sechs Compagnien meines Garderegiments, sich aller Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval d'Espremenil und Goislard de Monsabert in der großen Kammer oder wo es sonst seyn mag, gefan- gen zu nehmen und sie in die Hände der Beamten der Vogtei des Palastes, die mit meinen Befehlen ver- sehen sind, abzuliefern.
Gezeichnet Ludwig."
Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg- führen sollte, nicht von Person. Auf seine Nachfrage tönte ihm der Ruf entgegen: "Wir sind alle d'Espremenil und Monsabert." Da zog er sich zurück und erschien erst am andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Versammlung, die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die- ses Mal begleitet von einem Unterbeamten, der sämmt- liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieser zu erklären, er sehe die beiden Herren nicht. Nun aber machte d'Espremenil dem Auftritte ein Ende, gab sich zu erkennen, stand auf, protestirte und nahm mit der Er- mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlassen von sei- nen Amtsbrüdern Abschied. Ebenso Goislard. Beide ver- ließen die Insel des Palastes, um in weitentfernte Haft- orte abzufahren, dieser nach dem Lyonner Fort Pierre en
Überbringer königlicher Befehle ein, verlieſt ſeine Voll- macht:
„Ich befehle dem Herrn Marquis d’Agoult ſich unver- züglich zu dem Palaſt zu begeben, an der Spitze von ſechs Compagnien meines Garderegiments, ſich aller Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval d’Espréménil und Goislard de Monſabert in der großen Kammer oder wo es ſonſt ſeyn mag, gefan- gen zu nehmen und ſie in die Hände der Beamten der Vogtei des Palaſtes, die mit meinen Befehlen ver- ſehen ſind, abzuliefern.
Gezeichnet Ludwig.“
Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg- führen ſollte, nicht von Perſon. Auf ſeine Nachfrage tönte ihm der Ruf entgegen: „Wir ſind alle d’Espréménil und Monſabert.“ Da zog er ſich zurück und erſchien erſt am andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Verſammlung, die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die- ſes Mal begleitet von einem Unterbeamten, der ſämmt- liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieſer zu erklären, er ſehe die beiden Herren nicht. Nun aber machte d’Espréménil dem Auftritte ein Ende, gab ſich zu erkennen, ſtand auf, proteſtirte und nahm mit der Er- mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlaſſen von ſei- nen Amtsbrüdern Abſchied. Ebenſo Goislard. Beide ver- ließen die Inſel des Palaſtes, um in weitentfernte Haft- orte abzufahren, dieſer nach dem Lyonner Fort Pierre en
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Überbringer königlicher Befehle ein, verlieſt ſeine Voll-
macht:
„Ich befehle dem Herrn Marquis d’Agoult ſich unver-
züglich zu dem Palaſt zu begeben, an der Spitze von
ſechs Compagnien meines Garderegiments, ſich aller
Ausgänge zu bemächtigen und die Herren Duval
d’Espréménil und Goislard de Monſabert in der
großen Kammer oder wo es ſonſt ſeyn mag, gefan-
gen zu nehmen und ſie in die Hände der Beamten der
Vogtei des Palaſtes, die mit meinen Befehlen ver-
ſehen ſind, abzuliefern.
Gezeichnet Ludwig.“
Aber der Officier kannte jene Männer, die er weg-
führen ſollte, nicht von Perſon. Auf ſeine Nachfrage tönte
ihm der Ruf entgegen: „Wir ſind alle d’Espréménil und
Monſabert.“ Da zog er ſich zurück und erſchien erſt am
andern Morgen um eilf Uhr wieder vor der Verſammlung,
die ihre Sitzung keinen Augenblick unterbrochen hatte, die-
ſes Mal begleitet von einem Unterbeamten, der ſämmt-
liche Mitglieder kennen mußte. Dennoch wagte dieſer zu
erklären, er ſehe die beiden Herren nicht. Nun aber
machte d’Espréménil dem Auftritte ein Ende, gab ſich
zu erkennen, ſtand auf, proteſtirte und nahm mit der Er-
mahnung die öffentliche Sache nicht zu verlaſſen von ſei-
nen Amtsbrüdern Abſchied. Ebenſo Goislard. Beide ver-
ließen die Inſel des Palaſtes, um in weitentfernte Haft-
orte abzufahren, dieſer nach dem Lyonner Fort Pierre en
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/142>, abgerufen am 23.11.2024.
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