Familie, der Pärs des Reiches, der Generalstaaten, und eines jeden der sey's versammelten oder getrenn- ten Stände, welche die Nation ausmachen."
Alle Mitglieder traten einstimmig bei und vollzogen die unverzügliche Versendung dieser Erklärung in alle Be- zirke ihres weitläuftigen Gerichtssprengels. Schon den Tag vorher sprach sich das Parlament zu Pau und am 5ten das zu Rennes, durch dieselben allgemeinen Befürch- tungen bestimmt, ebenfalls verwahrend aus. Um so we- niger Grund den Verbreitungen zu glauben daß d'Espre- menil durch Bestechung eines Druckers oder seiner Frau in den Besitz der Edicte gelangt sey, was mit der schriftlichen Erklärung im Widerspruch stände und er selber stets ge- läugnet hat.
Gleich am nächsten Morgen cassirte der König die Er- klärung nebst einem etwas früher gefaßten Beschlusse gegen die Erhebung des Zwanzigsten nach neuen Grundsätzen, dessen Urheber ein junger Rath Goislard de Monsabert war. Gegen ihn und d'Espremenil erging ein Verhafts- befehl, allein es gelang ihnen sich in ihren Palast zu ret- ten. Auf die Nachricht versammelt sich das Parlament, beschließt eine Deputation an das Hoflager. Diese aber bleibt ohne Erfolg; denn der Hof benutzt eine in der Eile unterlassene Förmlichkeit der Anmeldung, um sie zurückzu- weisen. Mittlerweile sieht man den Palast von Truppen umstellt; es ist Mitternacht, da tritt ein Gardeofficier als
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Familie, der Pärs des Reiches, der Generalſtaaten, und eines jeden der ſey’s verſammelten oder getrenn- ten Stände, welche die Nation ausmachen.“
Alle Mitglieder traten einſtimmig bei und vollzogen die unverzügliche Verſendung dieſer Erklärung in alle Be- zirke ihres weitläuftigen Gerichtsſprengels. Schon den Tag vorher ſprach ſich das Parlament zu Pau und am 5ten das zu Rennes, durch dieſelben allgemeinen Befürch- tungen beſtimmt, ebenfalls verwahrend aus. Um ſo we- niger Grund den Verbreitungen zu glauben daß d’Espré- ménil durch Beſtechung eines Druckers oder ſeiner Frau in den Beſitz der Edicte gelangt ſey, was mit der ſchriftlichen Erklärung im Widerſpruch ſtände und er ſelber ſtets ge- läugnet hat.
Gleich am nächſten Morgen caſſirte der König die Er- klärung nebſt einem etwas früher gefaßten Beſchluſſe gegen die Erhebung des Zwanzigſten nach neuen Grundſätzen, deſſen Urheber ein junger Rath Goislard de Monſabert war. Gegen ihn und d’Espréménil erging ein Verhafts- befehl, allein es gelang ihnen ſich in ihren Palaſt zu ret- ten. Auf die Nachricht verſammelt ſich das Parlament, beſchließt eine Deputation an das Hoflager. Dieſe aber bleibt ohne Erfolg; denn der Hof benutzt eine in der Eile unterlaſſene Förmlichkeit der Anmeldung, um ſie zurückzu- weiſen. Mittlerweile ſieht man den Palaſt von Truppen umſtellt; es iſt Mitternacht, da tritt ein Gardeofficier als
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Familie, der Pärs des Reiches, der Generalſtaaten,
und eines jeden der ſey’s verſammelten oder getrenn-
ten Stände, welche die Nation ausmachen.“
Alle Mitglieder traten einſtimmig bei und vollzogen
die unverzügliche Verſendung dieſer Erklärung in alle Be-
zirke ihres weitläuftigen Gerichtsſprengels. Schon den
Tag vorher ſprach ſich das Parlament zu Pau und am
5ten das zu Rennes, durch dieſelben allgemeinen Befürch-
tungen beſtimmt, ebenfalls verwahrend aus. Um ſo we-
niger Grund den Verbreitungen zu glauben daß d’Espré-
ménil durch Beſtechung eines Druckers oder ſeiner Frau in
den Beſitz der Edicte gelangt ſey, was mit der ſchriftlichen
Erklärung im Widerſpruch ſtände und er ſelber ſtets ge-
läugnet hat.
Gleich am nächſten Morgen caſſirte der König die Er-
klärung nebſt einem etwas früher gefaßten Beſchluſſe gegen
die Erhebung des Zwanzigſten nach neuen Grundſätzen,
deſſen Urheber ein junger Rath Goislard de Monſabert
war. Gegen ihn und d’Espréménil erging ein Verhafts-
befehl, allein es gelang ihnen ſich in ihren Palaſt zu ret-
ten. Auf die Nachricht verſammelt ſich das Parlament,
beſchließt eine Deputation an das Hoflager. Dieſe aber
bleibt ohne Erfolg; denn der Hof benutzt eine in der Eile
unterlaſſene Förmlichkeit der Anmeldung, um ſie zurückzu-
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umſtellt; es iſt Mitternacht, da tritt ein Gardeofficier als
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/141>, abgerufen am 27.11.2024.
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