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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Commissarien aller drei Stände herbei; aber die Abgeord-
neten der Gemeinen, denn so benannten sich die vom drit-
ten Stande in diesen Tagen, gaben weder zu, daß für die-
sen in seiner Wahlordnung so mannigfach abweichenden
Reichstag das gelte was vor Jahrhunderten gegolten,
noch misglückte ihnen der Beweis daß wirklich auch auf
ein Paar alten Reichstagen die Prüfung der Vollmachten
gemeinsam vorgenommen sey. Bis in die dritte Woche
hatte man sich gestritten, Frankreich sah vergeblich nach
den Thaten seiner Vertreter aus, und die Freude der Höf-
linge brach fast schon in ein helles Jauchzen aus, als
Klerus und Adel sagen ließen, sie hätten auf ihre Steuer-
freiheit Verzicht geleistet. Dieser Versuch die Gemeinen
von ihrer Bahn abzulenken, scheiterte; sie nahmen die
Botschaft kalt an und beharrten, sie wollten keine bloße
Steuerveränderung mehr, ihr Sinn stand nach einer neuen
Verfassung. Man hielt damals bei ihnen sehr kurze Sitzun-
gen; jedes Mitglied redete einfach von seinem Platze aus;
nur daß ausnahmsweise, wenn etwas besonders Wich-
tiges vorzubringen war, ein Mitglied auf die Erhöhung,
das Büreau trat, wo der Alterspräsident seinen Platz
hatte. Man war in die vierte ständische Woche getreten,
als auf Mirabeau's Antrag einige Vertreter der Gemei-
nen bei der Geistlichkeit erschienen, sie im Namen des
Gottes des Friedens beschwörend, gemeinschaftliche Sache
mit ihnen zu machen. Dieser Schritt erschütterte die Ge-
müther der Geistlichen und wenig fehlte, so wäre an die-

Commiſſarien aller drei Stände herbei; aber die Abgeord-
neten der Gemeinen, denn ſo benannten ſich die vom drit-
ten Stande in dieſen Tagen, gaben weder zu, daß für die-
ſen in ſeiner Wahlordnung ſo mannigfach abweichenden
Reichstag das gelte was vor Jahrhunderten gegolten,
noch misglückte ihnen der Beweis daß wirklich auch auf
ein Paar alten Reichstagen die Prüfung der Vollmachten
gemeinſam vorgenommen ſey. Bis in die dritte Woche
hatte man ſich geſtritten, Frankreich ſah vergeblich nach
den Thaten ſeiner Vertreter aus, und die Freude der Höf-
linge brach faſt ſchon in ein helles Jauchzen aus, als
Klerus und Adel ſagen ließen, ſie hätten auf ihre Steuer-
freiheit Verzicht geleiſtet. Dieſer Verſuch die Gemeinen
von ihrer Bahn abzulenken, ſcheiterte; ſie nahmen die
Botſchaft kalt an und beharrten, ſie wollten keine bloße
Steuerveränderung mehr, ihr Sinn ſtand nach einer neuen
Verfaſſung. Man hielt damals bei ihnen ſehr kurze Sitzun-
gen; jedes Mitglied redete einfach von ſeinem Platze aus;
nur daß ausnahmsweiſe, wenn etwas beſonders Wich-
tiges vorzubringen war, ein Mitglied auf die Erhöhung,
das Büreau trat, wo der Alterspräſident ſeinen Platz
hatte. Man war in die vierte ſtändiſche Woche getreten,
als auf Mirabeau’s Antrag einige Vertreter der Gemei-
nen bei der Geiſtlichkeit erſchienen, ſie im Namen des
Gottes des Friedens beſchwörend, gemeinſchaftliche Sache
mit ihnen zu machen. Dieſer Schritt erſchütterte die Ge-
müther der Geiſtlichen und wenig fehlte, ſo wäre an die-

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[196/0206] Commiſſarien aller drei Stände herbei; aber die Abgeord- neten der Gemeinen, denn ſo benannten ſich die vom drit- ten Stande in dieſen Tagen, gaben weder zu, daß für die- ſen in ſeiner Wahlordnung ſo mannigfach abweichenden Reichstag das gelte was vor Jahrhunderten gegolten, noch misglückte ihnen der Beweis daß wirklich auch auf ein Paar alten Reichstagen die Prüfung der Vollmachten gemeinſam vorgenommen ſey. Bis in die dritte Woche hatte man ſich geſtritten, Frankreich ſah vergeblich nach den Thaten ſeiner Vertreter aus, und die Freude der Höf- linge brach faſt ſchon in ein helles Jauchzen aus, als Klerus und Adel ſagen ließen, ſie hätten auf ihre Steuer- freiheit Verzicht geleiſtet. Dieſer Verſuch die Gemeinen von ihrer Bahn abzulenken, ſcheiterte; ſie nahmen die Botſchaft kalt an und beharrten, ſie wollten keine bloße Steuerveränderung mehr, ihr Sinn ſtand nach einer neuen Verfaſſung. Man hielt damals bei ihnen ſehr kurze Sitzun- gen; jedes Mitglied redete einfach von ſeinem Platze aus; nur daß ausnahmsweiſe, wenn etwas beſonders Wich- tiges vorzubringen war, ein Mitglied auf die Erhöhung, das Büreau trat, wo der Alterspräſident ſeinen Platz hatte. Man war in die vierte ſtändiſche Woche getreten, als auf Mirabeau’s Antrag einige Vertreter der Gemei- nen bei der Geiſtlichkeit erſchienen, ſie im Namen des Gottes des Friedens beſchwörend, gemeinſchaftliche Sache mit ihnen zu machen. Dieſer Schritt erſchütterte die Ge- müther der Geiſtlichen und wenig fehlte, ſo wäre an die-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/206>, abgerufen am 21.11.2024.