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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Die Gemeinen standen jetzt besser als vor dieser Ge-
fahr. Sie hatten nicht den Krieg erklärt und durften wie-
der auf die Geistlichkeit hoffen. Wenn sie nun zugleich ei-
nen Schritt des Selbstgefühls kühn in die Welt hinaus
thaten, er konnte für geboten durch die Nothwendigkeit
gelten, den Reichsständen ein Resultat zu sichern. Aber
verschoben durfte er nicht länger werden, denn dieselbe
Gefahr konnte wiederkehren, wenn die starrsten Köpfe des
Adels, durch die Polignacs angefeuert, sich etwa bedeu-
ten ließen.

Es war der 10te Junius als Mirabeau sprach: "Die
Gemeinen können länger nicht ohne Gefahr in diesem Zu-
stande der Unentschiedenheit verharren, und ich bin unter-
richtet daß ein Mitglied der pariser Deputation einen An-
trag von der größten Wichtigkeit zu stellen hat." Der
Abbe Sieyes trat auf, entwickelte daß die Versammlung
der Gemeinen, ohne ein Verbrechen gegen die Nation auf
sich zu laden, nicht länger unthätig bleiben könne, man
müsse handeln und, um handeln zu können, die Prüfung
der Vollmachten vornehmen, auch zu diesem Ende eine
letzte Ladung an die Geistlichkeit und den Adel ergehen las-
sen, binnen einer Stunde sich im Ständesaale einzufin-
den. Wer nicht erscheint ist ausgeschlossen. Der Antrag
ward mit großem Beifalle aufgenommen; nur einige Här-
ten milderte man, setzte auf Targets Vorschlag statt "La-
dung" Einladung, setzte die Frist von einem Tage und
ließ die Erwägung gelten, daß statt die nicht Erschienenen

Die Gemeinen ſtanden jetzt beſſer als vor dieſer Ge-
fahr. Sie hatten nicht den Krieg erklärt und durften wie-
der auf die Geiſtlichkeit hoffen. Wenn ſie nun zugleich ei-
nen Schritt des Selbſtgefühls kühn in die Welt hinaus
thaten, er konnte für geboten durch die Nothwendigkeit
gelten, den Reichsſtänden ein Reſultat zu ſichern. Aber
verſchoben durfte er nicht länger werden, denn dieſelbe
Gefahr konnte wiederkehren, wenn die ſtarrſten Köpfe des
Adels, durch die Polignacs angefeuert, ſich etwa bedeu-
ten ließen.

Es war der 10te Junius als Mirabeau ſprach: „Die
Gemeinen können länger nicht ohne Gefahr in dieſem Zu-
ſtande der Unentſchiedenheit verharren, und ich bin unter-
richtet daß ein Mitglied der pariſer Deputation einen An-
trag von der größten Wichtigkeit zu ſtellen hat.“ Der
Abbé Sieyes trat auf, entwickelte daß die Verſammlung
der Gemeinen, ohne ein Verbrechen gegen die Nation auf
ſich zu laden, nicht länger unthätig bleiben könne, man
müſſe handeln und, um handeln zu können, die Prüfung
der Vollmachten vornehmen, auch zu dieſem Ende eine
letzte Ladung an die Geiſtlichkeit und den Adel ergehen laſ-
ſen, binnen einer Stunde ſich im Ständeſaale einzufin-
den. Wer nicht erſcheint iſt ausgeſchloſſen. Der Antrag
ward mit großem Beifalle aufgenommen; nur einige Här-
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[198/0208] Die Gemeinen ſtanden jetzt beſſer als vor dieſer Ge- fahr. Sie hatten nicht den Krieg erklärt und durften wie- der auf die Geiſtlichkeit hoffen. Wenn ſie nun zugleich ei- nen Schritt des Selbſtgefühls kühn in die Welt hinaus thaten, er konnte für geboten durch die Nothwendigkeit gelten, den Reichsſtänden ein Reſultat zu ſichern. Aber verſchoben durfte er nicht länger werden, denn dieſelbe Gefahr konnte wiederkehren, wenn die ſtarrſten Köpfe des Adels, durch die Polignacs angefeuert, ſich etwa bedeu- ten ließen. Es war der 10te Junius als Mirabeau ſprach: „Die Gemeinen können länger nicht ohne Gefahr in dieſem Zu- ſtande der Unentſchiedenheit verharren, und ich bin unter- richtet daß ein Mitglied der pariſer Deputation einen An- trag von der größten Wichtigkeit zu ſtellen hat.“ Der Abbé Sieyes trat auf, entwickelte daß die Verſammlung der Gemeinen, ohne ein Verbrechen gegen die Nation auf ſich zu laden, nicht länger unthätig bleiben könne, man müſſe handeln und, um handeln zu können, die Prüfung der Vollmachten vornehmen, auch zu dieſem Ende eine letzte Ladung an die Geiſtlichkeit und den Adel ergehen laſ- ſen, binnen einer Stunde ſich im Ständeſaale einzufin- den. Wer nicht erſcheint iſt ausgeſchloſſen. Der Antrag ward mit großem Beifalle aufgenommen; nur einige Här- ten milderte man, ſetzte auf Targets Vorſchlag ſtatt „La- dung“ Einladung, ſetzte die Friſt von einem Tage und ließ die Erwägung gelten, daß ſtatt die nicht Erſchienenen

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/208>, abgerufen am 21.11.2024.