ein Spiel mit seiner Ehre treibe, erinnerte an den doppel- ten Verkauf der berliner Briefe. Necker willigte ein, man sah sich am 11ten; Malouet war nicht anwesend. Ein kurzer Zwiesprach! Als Necker kalt und argwöhnisch seinen alten Widersacher fragte: welche Vorschläge der Herr Graf zu machen habe? gleich als gelte es einen Handel zu treffen, einen Preis der politischen Bestechung festzu- stellen, erwiderte Mirabeau mit wenig wilden Worten, ging davon. In der Versammlung rief er dem Malouet im Vorbeigehen zu: "Euer Mann ist ein Gimpel, er soll von mir hören."
Am 12ten Junius Abends ward zur Prüfung der Voll- machten geschritten. Man theilte sich, um schneller zum Ziele zu kommen, in zwanzig Ausschüsse; der Wahlbezirke waren 176; jedem Ausschusse ward sein Antheil zugewie- sen. So wie ein Wahlbezirk an die Reihe kam, unterließ man nicht die Herren von der Geistlichkeit, die Herren vom Adel jedesmal aufzurufen, und die Antwort: "Nie- mand anwesend," ward im Protocoll verzeichnet. Als man am nächsten Tage fortfuhr, traten drei Pfarrer, nicht unerwartet, ein, legten ihre Vollmachten zur Prüfung auf das Büreau. Sie wurden mit Entzücken empfangen. Den Tag darauf erschienen deren sechs, unter ihnen Gre- goire. Eben kamen noch zwei Pfarrer an, als man nach Beendigung der Prüfung der Vollmachten sich am 15ten auf Antrag von Sieyes mit der Frage zu beschäftigen be- gann, welchen Namen die jetzt constituirte Versammlung
ein Spiel mit ſeiner Ehre treibe, erinnerte an den doppel- ten Verkauf der berliner Briefe. Necker willigte ein, man ſah ſich am 11ten; Malouet war nicht anweſend. Ein kurzer Zwieſprach! Als Necker kalt und argwöhniſch ſeinen alten Widerſacher fragte: welche Vorſchläge der Herr Graf zu machen habe? gleich als gelte es einen Handel zu treffen, einen Preis der politiſchen Beſtechung feſtzu- ſtellen, erwiderte Mirabeau mit wenig wilden Worten, ging davon. In der Verſammlung rief er dem Malouet im Vorbeigehen zu: „Euer Mann iſt ein Gimpel, er ſoll von mir hören.“
Am 12ten Junius Abends ward zur Prüfung der Voll- machten geſchritten. Man theilte ſich, um ſchneller zum Ziele zu kommen, in zwanzig Ausſchüſſe; der Wahlbezirke waren 176; jedem Ausſchuſſe ward ſein Antheil zugewie- ſen. So wie ein Wahlbezirk an die Reihe kam, unterließ man nicht die Herren von der Geiſtlichkeit, die Herren vom Adel jedesmal aufzurufen, und die Antwort: „Nie- mand anweſend,“ ward im Protocoll verzeichnet. Als man am nächſten Tage fortfuhr, traten drei Pfarrer, nicht unerwartet, ein, legten ihre Vollmachten zur Prüfung auf das Büreau. Sie wurden mit Entzücken empfangen. Den Tag darauf erſchienen deren ſechs, unter ihnen Gre- goire. Eben kamen noch zwei Pfarrer an, als man nach Beendigung der Prüfung der Vollmachten ſich am 15ten auf Antrag von Sieyes mit der Frage zu beſchäftigen be- gann, welchen Namen die jetzt conſtituirte Verſammlung
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ein Spiel mit ſeiner Ehre treibe, erinnerte an den doppel-
ten Verkauf der berliner Briefe. Necker willigte ein, man
ſah ſich am 11ten; Malouet war nicht anweſend. Ein
kurzer Zwieſprach! Als Necker kalt und argwöhniſch ſeinen
alten Widerſacher fragte: welche Vorſchläge der Herr
Graf zu machen habe? gleich als gelte es einen Handel
zu treffen, einen Preis der politiſchen Beſtechung feſtzu-
ſtellen, erwiderte Mirabeau mit wenig wilden Worten,
ging davon. In der Verſammlung rief er dem Malouet
im Vorbeigehen zu: „Euer Mann iſt ein Gimpel, er
ſoll von mir hören.“
Am 12ten Junius Abends ward zur Prüfung der Voll-
machten geſchritten. Man theilte ſich, um ſchneller zum
Ziele zu kommen, in zwanzig Ausſchüſſe; der Wahlbezirke
waren 176; jedem Ausſchuſſe ward ſein Antheil zugewie-
ſen. So wie ein Wahlbezirk an die Reihe kam, unterließ
man nicht die Herren von der Geiſtlichkeit, die Herren
vom Adel jedesmal aufzurufen, und die Antwort: „Nie-
mand anweſend,“ ward im Protocoll verzeichnet. Als
man am nächſten Tage fortfuhr, traten drei Pfarrer, nicht
unerwartet, ein, legten ihre Vollmachten zur Prüfung
auf das Büreau. Sie wurden mit Entzücken empfangen.
Den Tag darauf erſchienen deren ſechs, unter ihnen Gre-
goire. Eben kamen noch zwei Pfarrer an, als man nach
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auf Antrag von Sieyes mit der Frage zu beſchäftigen be-
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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