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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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den Straßen zu Hunderten beisammen stand, war der Be-
schluß bald gefaßt, man wolle, es koste was es wolle,
Versammlung halten, und zwar gleich; denn die Auflö-
sung ward allgemein gefürchtet. Aber wo? Nach längerem
Schwanken brachte der pariser Abgeordnete, Arzt Guillo-
tin das Ballhaus in Vorschlag und Bailly forderte einige
Deputirte auf sich eilends dieses Raumes zu versichern.
Der Eigenthümer fühlte sich geehrt, in den Saal wo man
bisher Ball schlug und rappirte die Nationalversammlung
einzuführen. Einige an der Thüre aufgestellte Abgeord-
nete verhinderten, daß die wogende Volksmenge zugleich
eindrang. Als der Präsident die Sitzung eröffnete, erhielt
Mounier das Wort. Dieser hatte sich vor wenig Tagen
noch vergebens bemüht die Usurpation abzuwenden, durch
welche sich der dritte Stand zur Nationalversammlung er-
hob; jetzt aber war der Schritt geschehen, man mußte
ihn behaupten, ohne rückwärts zu blicken, oder auf jede
vaterländische Hoffnung, an die Reichsstände geknüpft,
mußte verzichtet werden. Denn wenn nicht etwas gegen
diese im Werke war, wozu dann den Ständesaal neben
friedlichen Arbeitern mit Bewaffneten erfüllen? Ließ sich
denn kein anderes Local ausfindig machen? Durfte die
Würde der Versammlung gekränkt werden, indem man
ihre Mitglieder durch öffentlichen Ausruf und Anschlag
unterrichtete, ihren Präsidenten aber kurz vor der Sitzung
durch ein Billet des Oberceremonienmeisters? Verlangte
doch das Herkommen in solchen Fällen, wenn sie auch nur

den Straßen zu Hunderten beiſammen ſtand, war der Be-
ſchluß bald gefaßt, man wolle, es koſte was es wolle,
Verſammlung halten, und zwar gleich; denn die Auflö-
ſung ward allgemein gefürchtet. Aber wo? Nach längerem
Schwanken brachte der pariſer Abgeordnete, Arzt Guillo-
tin das Ballhaus in Vorſchlag und Bailly forderte einige
Deputirte auf ſich eilends dieſes Raumes zu verſichern.
Der Eigenthümer fühlte ſich geehrt, in den Saal wo man
bisher Ball ſchlug und rappirte die Nationalverſammlung
einzuführen. Einige an der Thüre aufgeſtellte Abgeord-
nete verhinderten, daß die wogende Volksmenge zugleich
eindrang. Als der Präſident die Sitzung eröffnete, erhielt
Mounier das Wort. Dieſer hatte ſich vor wenig Tagen
noch vergebens bemüht die Uſurpation abzuwenden, durch
welche ſich der dritte Stand zur Nationalverſammlung er-
hob; jetzt aber war der Schritt geſchehen, man mußte
ihn behaupten, ohne rückwärts zu blicken, oder auf jede
vaterländiſche Hoffnung, an die Reichsſtände geknüpft,
mußte verzichtet werden. Denn wenn nicht etwas gegen
dieſe im Werke war, wozu dann den Ständeſaal neben
friedlichen Arbeitern mit Bewaffneten erfüllen? Ließ ſich
denn kein anderes Local ausfindig machen? Durfte die
Würde der Verſammlung gekränkt werden, indem man
ihre Mitglieder durch öffentlichen Ausruf und Anſchlag
unterrichtete, ihren Präſidenten aber kurz vor der Sitzung
durch ein Billet des Oberceremonienmeiſters? Verlangte
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[207/0217] den Straßen zu Hunderten beiſammen ſtand, war der Be- ſchluß bald gefaßt, man wolle, es koſte was es wolle, Verſammlung halten, und zwar gleich; denn die Auflö- ſung ward allgemein gefürchtet. Aber wo? Nach längerem Schwanken brachte der pariſer Abgeordnete, Arzt Guillo- tin das Ballhaus in Vorſchlag und Bailly forderte einige Deputirte auf ſich eilends dieſes Raumes zu verſichern. Der Eigenthümer fühlte ſich geehrt, in den Saal wo man bisher Ball ſchlug und rappirte die Nationalverſammlung einzuführen. Einige an der Thüre aufgeſtellte Abgeord- nete verhinderten, daß die wogende Volksmenge zugleich eindrang. Als der Präſident die Sitzung eröffnete, erhielt Mounier das Wort. Dieſer hatte ſich vor wenig Tagen noch vergebens bemüht die Uſurpation abzuwenden, durch welche ſich der dritte Stand zur Nationalverſammlung er- hob; jetzt aber war der Schritt geſchehen, man mußte ihn behaupten, ohne rückwärts zu blicken, oder auf jede vaterländiſche Hoffnung, an die Reichsſtände geknüpft, mußte verzichtet werden. Denn wenn nicht etwas gegen dieſe im Werke war, wozu dann den Ständeſaal neben friedlichen Arbeitern mit Bewaffneten erfüllen? Ließ ſich denn kein anderes Local ausfindig machen? Durfte die Würde der Verſammlung gekränkt werden, indem man ihre Mitglieder durch öffentlichen Ausruf und Anſchlag unterrichtete, ihren Präſidenten aber kurz vor der Sitzung durch ein Billet des Oberceremonienmeiſters? Verlangte doch das Herkommen in ſolchen Fällen, wenn ſie auch nur

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/217>, abgerufen am 21.11.2024.