heute in Paris ein. Vor Allem müssen die Patrioten sich ein Erkennungszeichen geben." Camille riß ein Blatt vom Baume, steckte es an seinen Hut, und bald war kein Blatt mehr an den Bäumen zu erreichen. Alles legte die grüne Kokarde an. Man suchte nach Waffen, Säbeln, Pistolen, Knitteln. Einer rief, man müsse an solchem Trauertage die Theater schließen, und gleich vertheilte man sich, brachte die Maßregel in Vollzug. Einige dran- gen in ein Cabinet von Wachsfiguren im Palais-royal, nahmen die Büsten Neckers und des Herzogs von Orleans weg, hüllten sie in Trauerflöre, trugen sie umher. Wirk- lich standen mehrere Regimenter Fußvolk und Reuterei, reichlich mit Kanonen versehen, unter dem Befehl des Schweizers Besenval bereits auf den elisäischen Feldern, selbst auf dem Platze Ludwigs XV., dicht am Garten der Tuillerien. Alle Drohungen der Gewalt waren angehäuft. Suchte man denn einen Feind? Und gerade diese heraus- fordernde Stellung reizte die Menge, so daß einige Stein- würfe erfolgten. Da bezwang aber der Prinz von Lam- besc, Obrister des Regiments Royal-Allemand, nicht länger seine Ungeduld, warf sich mit einer Schaar seiner Reuter in den Tuilleriengarten, wo der Sonntag eine große Zahl harmloser Spaziergänger zusammengeführt hatte. Nun stob Alles auseinander, einige Verletzungen mögen vorgefallen seyn; aber der Ruf von einem Gemetzel flog durch die nächsten Gassen. Gleich liefen Viele auf das Stadthaus, verlangten und erhielten Waffen, einige
heute in Paris ein. Vor Allem müſſen die Patrioten ſich ein Erkennungszeichen geben.“ Camille riß ein Blatt vom Baume, ſteckte es an ſeinen Hut, und bald war kein Blatt mehr an den Bäumen zu erreichen. Alles legte die grüne Kokarde an. Man ſuchte nach Waffen, Säbeln, Piſtolen, Knitteln. Einer rief, man müſſe an ſolchem Trauertage die Theater ſchließen, und gleich vertheilte man ſich, brachte die Maßregel in Vollzug. Einige dran- gen in ein Cabinet von Wachsfiguren im Palais-royal, nahmen die Büſten Neckers und des Herzogs von Orleans weg, hüllten ſie in Trauerflöre, trugen ſie umher. Wirk- lich ſtanden mehrere Regimenter Fußvolk und Reuterei, reichlich mit Kanonen verſehen, unter dem Befehl des Schweizers Beſenval bereits auf den eliſäiſchen Feldern, ſelbſt auf dem Platze Ludwigs XV., dicht am Garten der Tuillerien. Alle Drohungen der Gewalt waren angehäuft. Suchte man denn einen Feind? Und gerade dieſe heraus- fordernde Stellung reizte die Menge, ſo daß einige Stein- würfe erfolgten. Da bezwang aber der Prinz von Lam- beſc, Obriſter des Regiments Royal-Allemand, nicht länger ſeine Ungeduld, warf ſich mit einer Schaar ſeiner Reuter in den Tuilleriengarten, wo der Sonntag eine große Zahl harmloſer Spaziergänger zuſammengeführt hatte. Nun ſtob Alles auseinander, einige Verletzungen mögen vorgefallen ſeyn; aber der Ruf von einem Gemetzel flog durch die nächſten Gaſſen. Gleich liefen Viele auf das Stadthaus, verlangten und erhielten Waffen, einige
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heute in Paris ein. Vor Allem müſſen die Patrioten ſich
ein Erkennungszeichen geben.“ Camille riß ein Blatt vom
Baume, ſteckte es an ſeinen Hut, und bald war kein
Blatt mehr an den Bäumen zu erreichen. Alles legte die
grüne Kokarde an. Man ſuchte nach Waffen, Säbeln,
Piſtolen, Knitteln. Einer rief, man müſſe an ſolchem
Trauertage die Theater ſchließen, und gleich vertheilte
man ſich, brachte die Maßregel in Vollzug. Einige dran-
gen in ein Cabinet von Wachsfiguren im Palais-royal,
nahmen die Büſten Neckers und des Herzogs von Orleans
weg, hüllten ſie in Trauerflöre, trugen ſie umher. Wirk-
lich ſtanden mehrere Regimenter Fußvolk und Reuterei,
reichlich mit Kanonen verſehen, unter dem Befehl des
Schweizers Beſenval bereits auf den eliſäiſchen Feldern,
ſelbſt auf dem Platze Ludwigs XV., dicht am Garten der
Tuillerien. Alle Drohungen der Gewalt waren angehäuft.
Suchte man denn einen Feind? Und gerade dieſe heraus-
fordernde Stellung reizte die Menge, ſo daß einige Stein-
würfe erfolgten. Da bezwang aber der Prinz von Lam-
beſc, Obriſter des Regiments Royal-Allemand, nicht
länger ſeine Ungeduld, warf ſich mit einer Schaar ſeiner
Reuter in den Tuilleriengarten, wo der Sonntag eine große
Zahl harmloſer Spaziergänger zuſammengeführt hatte.
Nun ſtob Alles auseinander, einige Verletzungen mögen
vorgefallen ſeyn; aber der Ruf von einem Gemetzel flog
durch die nächſten Gaſſen. Gleich liefen Viele auf das
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/236>, abgerufen am 21.11.2024.
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