veillons Hause die Festungswerke ausbessern und in den letzten Nächten hatte man große Pulvervorräthe aus dem Arsenal herbeigeschafft; aber die Besatzung blieb die alte, 32 Schweizer und 80 französische Invaliden, ihr Mund- vorrath bestand aus zwei Säcken Mehl und etwas Reis.
Dienstag Morgen mit Tagesanbruch zog ein bewaff-Juli 14. neter Haufe aus dem Palais-royal nach dem Hotel der Invaliden, verlangte die Auslieferung des dort verwahr- ten Waffenvorraths. Als der Commandant zögerte, sprang man in die Gräben, ganze Schaaren kletterten den Wall hinan. Da ließ der Commandant das Gatter öffnen, die Pariser gewannen 28,000 Flinten und 20 Kanonen. So eroberten sie sich selber hier die Waffen, um welche sie bisher auf dem Stadthause die erste städtische Obrigkeit, den s. g. Vogt der Kaufleute, Herrn von Flesselles ver- geblich bestürmt hatten. Der, um seine Verantwortlich- keit besorgt, hatte sie hierhin und dorthin geschickt, wo sie nichts fanden; ein Schiff mit 5000 Pfund Pulvers auf der Seine, wovon er ihnen geschwiegen, spürten sie selbst auf. War nun der Handstreich mit dem Invalidenhause so über alle Erwartung leicht gelungen, warum nicht auch mit der Bastille?
Wie gern wäre man auf dem Stadthause, wo man ernstlich Erhaltung der Ruhe wünschte, dem zuvorgekom- men! Man schickte früh Morgens zu dem Gouverneur der Bastille, bat ihn die Kanonen, deren Anblick das Volk nur erbittere, zurückziehen zu lassen, was auch geschah,
veillons Hauſe die Feſtungswerke ausbeſſern und in den letzten Nächten hatte man große Pulvervorräthe aus dem Arſenal herbeigeſchafft; aber die Beſatzung blieb die alte, 32 Schweizer und 80 franzöſiſche Invaliden, ihr Mund- vorrath beſtand aus zwei Säcken Mehl und etwas Reis.
Dienſtag Morgen mit Tagesanbruch zog ein bewaff-Juli 14. neter Haufe aus dem Palais-royal nach dem Hotel der Invaliden, verlangte die Auslieferung des dort verwahr- ten Waffenvorraths. Als der Commandant zögerte, ſprang man in die Gräben, ganze Schaaren kletterten den Wall hinan. Da ließ der Commandant das Gatter öffnen, die Pariſer gewannen 28,000 Flinten und 20 Kanonen. So eroberten ſie ſich ſelber hier die Waffen, um welche ſie bisher auf dem Stadthauſe die erſte ſtädtiſche Obrigkeit, den ſ. g. Vogt der Kaufleute, Herrn von Fleſſelles ver- geblich beſtürmt hatten. Der, um ſeine Verantwortlich- keit beſorgt, hatte ſie hierhin und dorthin geſchickt, wo ſie nichts fanden; ein Schiff mit 5000 Pfund Pulvers auf der Seine, wovon er ihnen geſchwiegen, ſpürten ſie ſelbſt auf. War nun der Handſtreich mit dem Invalidenhauſe ſo über alle Erwartung leicht gelungen, warum nicht auch mit der Baſtille?
Wie gern wäre man auf dem Stadthauſe, wo man ernſtlich Erhaltung der Ruhe wünſchte, dem zuvorgekom- men! Man ſchickte früh Morgens zu dem Gouverneur der Baſtille, bat ihn die Kanonen, deren Anblick das Volk nur erbittere, zurückziehen zu laſſen, was auch geſchah,
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veillons Hauſe die Feſtungswerke ausbeſſern und in den
letzten Nächten hatte man große Pulvervorräthe aus dem
Arſenal herbeigeſchafft; aber die Beſatzung blieb die alte,
32 Schweizer und 80 franzöſiſche Invaliden, ihr Mund-
vorrath beſtand aus zwei Säcken Mehl und etwas Reis.
Dienſtag Morgen mit Tagesanbruch zog ein bewaff-
neter Haufe aus dem Palais-royal nach dem Hotel der
Invaliden, verlangte die Auslieferung des dort verwahr-
ten Waffenvorraths. Als der Commandant zögerte, ſprang
man in die Gräben, ganze Schaaren kletterten den Wall
hinan. Da ließ der Commandant das Gatter öffnen, die
Pariſer gewannen 28,000 Flinten und 20 Kanonen. So
eroberten ſie ſich ſelber hier die Waffen, um welche ſie
bisher auf dem Stadthauſe die erſte ſtädtiſche Obrigkeit,
den ſ. g. Vogt der Kaufleute, Herrn von Fleſſelles ver-
geblich beſtürmt hatten. Der, um ſeine Verantwortlich-
keit beſorgt, hatte ſie hierhin und dorthin geſchickt, wo ſie
nichts fanden; ein Schiff mit 5000 Pfund Pulvers auf
der Seine, wovon er ihnen geſchwiegen, ſpürten ſie ſelbſt
auf. War nun der Handſtreich mit dem Invalidenhauſe
ſo über alle Erwartung leicht gelungen, warum nicht auch
mit der Baſtille?
Juli 14.
Wie gern wäre man auf dem Stadthauſe, wo man
ernſtlich Erhaltung der Ruhe wünſchte, dem zuvorgekom-
men! Man ſchickte früh Morgens zu dem Gouverneur der
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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