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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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herrschen. So viele von ihrer Tagesarbeit zu den Waffen
aufgerufene Tausende wollen und können nicht müßig
feiern, sie verlangen vollständig bewaffnet zu seyn und
durch Thaten sich ihrer Nationalversammlung würdig zu
beweisen. Damals wurden neben Camille Desmoulins
die Namen Danton, Marat, Santerre zuerst genannt;
man sprach von der Rothwendigkeit die Bastille zu erobern.
Bastille bedeutet so viel als Festung. Diese Bastille ward
im vierzehnten Jahrhundert am Thore des heiligen Anto-
nius erbaut, um die unruhigen Pariser im Zaum zu hal-
ten. König Karl V. legte sie an, sie ward unter seinem
Nachfolger Karl VI. fertig um 1383. Es war ein altes
Schloß mit acht finstern Thürmen, wovon die Kanonen
aus den Schießscharten drohend auf die Hauptstädter blick-
ten; über den tiefen Graben führten zwei Zugbrücken ne-
ben einander, eine für Wagen, eine für Fußgänger, in
das dunkele Thor; dann das Wohnhaus des Gouver-
neurs, noch eine solche Doppel-Zugbrücke und man stand in
der Festung. Ihr Daseyn war den Parisern von jeher ein
Gräuel. Die Geschichten von den dort schmachtenden
Opfern willkürlicher Verhaftung erbten sich durch Gene-
rationen fort. Kein Wunder darum daß die Wähler von
Paris die Schleifung der Bastille mit in ihr Cahier brach-
ten: an dem Orte wo sie gestanden soll ein Ehrendenkmal
für Ludwig XVI. als den Hersteller der öffentlichen Frei-
heit errichtet werden. Von seiner Seite ließ der Gouver-
neur, Herr von Launay, seit der Erstürmung von Re-

herrſchen. So viele von ihrer Tagesarbeit zu den Waffen
aufgerufene Tauſende wollen und können nicht müßig
feiern, ſie verlangen vollſtändig bewaffnet zu ſeyn und
durch Thaten ſich ihrer Nationalverſammlung würdig zu
beweiſen. Damals wurden neben Camille Desmoulins
die Namen Danton, Marat, Santerre zuerſt genannt;
man ſprach von der Rothwendigkeit die Baſtille zu erobern.
Baſtille bedeutet ſo viel als Feſtung. Dieſe Baſtille ward
im vierzehnten Jahrhundert am Thore des heiligen Anto-
nius erbaut, um die unruhigen Pariſer im Zaum zu hal-
ten. König Karl V. legte ſie an, ſie ward unter ſeinem
Nachfolger Karl VI. fertig um 1383. Es war ein altes
Schloß mit acht finſtern Thürmen, wovon die Kanonen
aus den Schießſcharten drohend auf die Hauptſtädter blick-
ten; über den tiefen Graben führten zwei Zugbrücken ne-
ben einander, eine für Wagen, eine für Fußgänger, in
das dunkele Thor; dann das Wohnhaus des Gouver-
neurs, noch eine ſolche Doppel-Zugbrücke und man ſtand in
der Feſtung. Ihr Daſeyn war den Pariſern von jeher ein
Gräuel. Die Geſchichten von den dort ſchmachtenden
Opfern willkürlicher Verhaftung erbten ſich durch Gene-
rationen fort. Kein Wunder darum daß die Wähler von
Paris die Schleifung der Baſtille mit in ihr Cahier brach-
ten: an dem Orte wo ſie geſtanden ſoll ein Ehrendenkmal
für Ludwig XVI. als den Herſteller der öffentlichen Frei-
heit errichtet werden. Von ſeiner Seite ließ der Gouver-
neur, Herr von Launay, ſeit der Erſtürmung von Re-

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[230/0240] herrſchen. So viele von ihrer Tagesarbeit zu den Waffen aufgerufene Tauſende wollen und können nicht müßig feiern, ſie verlangen vollſtändig bewaffnet zu ſeyn und durch Thaten ſich ihrer Nationalverſammlung würdig zu beweiſen. Damals wurden neben Camille Desmoulins die Namen Danton, Marat, Santerre zuerſt genannt; man ſprach von der Rothwendigkeit die Baſtille zu erobern. Baſtille bedeutet ſo viel als Feſtung. Dieſe Baſtille ward im vierzehnten Jahrhundert am Thore des heiligen Anto- nius erbaut, um die unruhigen Pariſer im Zaum zu hal- ten. König Karl V. legte ſie an, ſie ward unter ſeinem Nachfolger Karl VI. fertig um 1383. Es war ein altes Schloß mit acht finſtern Thürmen, wovon die Kanonen aus den Schießſcharten drohend auf die Hauptſtädter blick- ten; über den tiefen Graben führten zwei Zugbrücken ne- ben einander, eine für Wagen, eine für Fußgänger, in das dunkele Thor; dann das Wohnhaus des Gouver- neurs, noch eine ſolche Doppel-Zugbrücke und man ſtand in der Feſtung. Ihr Daſeyn war den Pariſern von jeher ein Gräuel. Die Geſchichten von den dort ſchmachtenden Opfern willkürlicher Verhaftung erbten ſich durch Gene- rationen fort. Kein Wunder darum daß die Wähler von Paris die Schleifung der Baſtille mit in ihr Cahier brach- ten: an dem Orte wo ſie geſtanden ſoll ein Ehrendenkmal für Ludwig XVI. als den Herſteller der öffentlichen Frei- heit errichtet werden. Von ſeiner Seite ließ der Gouver- neur, Herr von Launay, ſeit der Erſtürmung von Re-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/240>, abgerufen am 21.11.2024.