Sorge für seine Familie tragen würden. Und Favras lie- ferte das Papier aus, welches erst in späten Tagen durch Talons Tochter in die Hände Ludwigs XVIII. gekommen ist. Nicht lange darauf aber jauchzte der pariser Pöbel, 1790 Febr. 18.als er auf dem Greveplatze einen Edelmann, den Favras, henken sah.
Wenig Tage nach jenem Auftritte auf dem Stadthause ließ Graf Mirabeau an Monsieur einen anderen Rettungs- plan gelangen. Monsieur soll an die Spitze des Conseils treten, factisch zum Generallieutenant des Königs werden. Der Bruder des Königs liebte die Macht und wäre wohl geneigt gewesen, allein er glaubte in dem Königspaare keine Geneigtheit zu erkennen. Doch begriff der Geschmei- chelte von nun an williger Mirabeau's Unentbehrlichkeit, und vermittelte einen förmlich unterzeichneten Vertrag zwi- schen dem Könige und dem Grafen, in welchem dieser eine Gesandtschaftsstelle annimmt, vorläufig aber und mindestens vier Monate lang 50,000 Livres monatlich empfangen soll; wogegen Mirabeau verspricht den Kö- nig durch seine Beredsamkeit in Allem zu unterstützen, was Monsieur für dem Wohle des Staates und dem Interesse des Königs, die als unzertrennbar zu betrachten, entspre- chend halten wird, imgleichen verspricht in der Versamm- lung zu schweigen, insofern ihn die Gründe Monsieurs nicht überzeugen. Es ist sicher vergeblich, wenn der Adop- tivsohn Mirabeau's Montigny, der Gründer der wichtigen sogenannten Memoiren Mirabeau's, die Urkunde dieses
Sorge für ſeine Familie tragen würden. Und Favras lie- ferte das Papier aus, welches erſt in ſpäten Tagen durch Talons Tochter in die Hände Ludwigs XVIII. gekommen iſt. Nicht lange darauf aber jauchzte der pariſer Pöbel, 1790 Febr. 18.als er auf dem Greveplatze einen Edelmann, den Favras, henken ſah.
Wenig Tage nach jenem Auftritte auf dem Stadthauſe ließ Graf Mirabeau an Monſieur einen anderen Rettungs- plan gelangen. Monſieur ſoll an die Spitze des Conſeils treten, factiſch zum Generallieutenant des Königs werden. Der Bruder des Königs liebte die Macht und wäre wohl geneigt geweſen, allein er glaubte in dem Königspaare keine Geneigtheit zu erkennen. Doch begriff der Geſchmei- chelte von nun an williger Mirabeau’s Unentbehrlichkeit, und vermittelte einen förmlich unterzeichneten Vertrag zwi- ſchen dem Könige und dem Grafen, in welchem dieſer eine Geſandtſchaftsſtelle annimmt, vorläufig aber und mindeſtens vier Monate lang 50,000 Livres monatlich empfangen ſoll; wogegen Mirabeau verſpricht den Kö- nig durch ſeine Beredſamkeit in Allem zu unterſtützen, was Monſieur für dem Wohle des Staates und dem Intereſſe des Königs, die als unzertrennbar zu betrachten, entſpre- chend halten wird, imgleichen verſpricht in der Verſamm- lung zu ſchweigen, inſofern ihn die Gründe Monſieurs nicht überzeugen. Es iſt ſicher vergeblich, wenn der Adop- tivſohn Mirabeau’s Montigny, der Gründer der wichtigen ſogenannten Memoiren Mirabeau’s, die Urkunde dieſes
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Sorge für ſeine Familie tragen würden. Und Favras lie-
ferte das Papier aus, welches erſt in ſpäten Tagen durch
Talons Tochter in die Hände Ludwigs XVIII. gekommen
iſt. Nicht lange darauf aber jauchzte der pariſer Pöbel,
als er auf dem Greveplatze einen Edelmann, den Favras,
henken ſah.
1790
Febr. 18.
Wenig Tage nach jenem Auftritte auf dem Stadthauſe
ließ Graf Mirabeau an Monſieur einen anderen Rettungs-
plan gelangen. Monſieur ſoll an die Spitze des Conſeils
treten, factiſch zum Generallieutenant des Königs werden.
Der Bruder des Königs liebte die Macht und wäre wohl
geneigt geweſen, allein er glaubte in dem Königspaare
keine Geneigtheit zu erkennen. Doch begriff der Geſchmei-
chelte von nun an williger Mirabeau’s Unentbehrlichkeit,
und vermittelte einen förmlich unterzeichneten Vertrag zwi-
ſchen dem Könige und dem Grafen, in welchem dieſer
eine Geſandtſchaftsſtelle annimmt, vorläufig aber und
mindeſtens vier Monate lang 50,000 Livres monatlich
empfangen ſoll; wogegen Mirabeau verſpricht den Kö-
nig durch ſeine Beredſamkeit in Allem zu unterſtützen, was
Monſieur für dem Wohle des Staates und dem Intereſſe
des Königs, die als unzertrennbar zu betrachten, entſpre-
chend halten wird, imgleichen verſpricht in der Verſamm-
lung zu ſchweigen, inſofern ihn die Gründe Monſieurs
nicht überzeugen. Es iſt ſicher vergeblich, wenn der Adop-
tivſohn Mirabeau’s Montigny, der Gründer der wichtigen
ſogenannten Memoiren Mirabeau’s, die Urkunde dieſes
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/316>, abgerufen am 28.11.2024.
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