ziehen. Als sie aber an diesem Tage die Verwirkungsfrage bis auf einen andern Tag aussetzte, gab eine Section der Hauptstadt (des Quinze-vingt in der Vorstadt St. Antoine) die Erklärung ab, daß wenn nicht die Entsetzung noch den- selben Tag ausgesprochen werde, man um Mitternacht die Sturmglocke läuten, Generalmarsch schlagen und die Tui- lerien angreifen werde. Da lud die Nationalversammlung Röderern, der kürzlich nach dem Rücktritte der gemäßigten Mitglieder der Departementalverwaltung an die Spitze derselben gelangt war, und den Maire Petion vor ihre Schranken, befragte Beide, ob sie hinlängliche Sicher- heitsmaßregeln getroffen, und beruhigte sich bei ihren allge- meinen Zusagen.
Man wußte in den Tuilerien seit mehreren Tagen was bevorstand, jetzt war sogar die Stunde angekündigt, und Schweizer, Linientruppen, Nationalgarden, schwere Ge- schütze wurden herbeigezogen. Die Nationalgarde stand unter Mandats Anführung, eines treuen und bedächtigen Mannes. Dieser traf Abends seine Anstalten, und ließ dem Petion, der zugleich mit Röderer auf das Schloß be- schieden war, keine Ruhe, bis er ihm den schriftlichen Be- fehl ertheilte, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Über 200 Edelleute stellten sich zur Vertheidigung ein; diese zwar hätte Mandat gern entfernt gesehn, ihr Anblick erin- nerte die Nationalgarden an eine Zeit, welche nicht wieder- kehren durfte.
Mit dem Schlage Zwölf läuteten die Sturmglocken,
ziehen. Als ſie aber an dieſem Tage die Verwirkungsfrage bis auf einen andern Tag ausſetzte, gab eine Section der Hauptſtadt (des Quinze-vingt in der Vorſtadt St. Antoine) die Erklärung ab, daß wenn nicht die Entſetzung noch den- ſelben Tag ausgeſprochen werde, man um Mitternacht die Sturmglocke läuten, Generalmarſch ſchlagen und die Tui- lerien angreifen werde. Da lud die Nationalverſammlung Röderern, der kürzlich nach dem Rücktritte der gemäßigten Mitglieder der Departementalverwaltung an die Spitze derſelben gelangt war, und den Maire Pétion vor ihre Schranken, befragte Beide, ob ſie hinlängliche Sicher- heitsmaßregeln getroffen, und beruhigte ſich bei ihren allge- meinen Zuſagen.
Man wußte in den Tuilerien ſeit mehreren Tagen was bevorſtand, jetzt war ſogar die Stunde angekündigt, und Schweizer, Linientruppen, Nationalgarden, ſchwere Ge- ſchütze wurden herbeigezogen. Die Nationalgarde ſtand unter Mandats Anführung, eines treuen und bedächtigen Mannes. Dieſer traf Abends ſeine Anſtalten, und ließ dem Pétion, der zugleich mit Röderer auf das Schloß be- ſchieden war, keine Ruhe, bis er ihm den ſchriftlichen Be- fehl ertheilte, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Über 200 Edelleute ſtellten ſich zur Vertheidigung ein; dieſe zwar hätte Mandat gern entfernt geſehn, ihr Anblick erin- nerte die Nationalgarden an eine Zeit, welche nicht wieder- kehren durfte.
Mit dem Schlage Zwölf läuteten die Sturmglocken,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0456"n="446"/>
ziehen. Als ſie aber an dieſem Tage die Verwirkungsfrage<lb/>
bis auf einen andern Tag ausſetzte, gab eine Section der<lb/>
Hauptſtadt (<hirendition="#aq">des Quinze-vingt</hi> in der Vorſtadt St. Antoine)<lb/>
die Erklärung ab, daß wenn nicht die Entſetzung noch den-<lb/>ſelben Tag ausgeſprochen werde, man um Mitternacht die<lb/>
Sturmglocke läuten, Generalmarſch ſchlagen und die Tui-<lb/>
lerien angreifen werde. Da lud die Nationalverſammlung<lb/>
Röderern, der kürzlich nach dem Rücktritte der gemäßigten<lb/>
Mitglieder der Departementalverwaltung an die Spitze<lb/>
derſelben gelangt war, und den Maire Pétion vor ihre<lb/>
Schranken, befragte Beide, ob ſie hinlängliche Sicher-<lb/>
heitsmaßregeln getroffen, und beruhigte ſich bei ihren allge-<lb/>
meinen Zuſagen.</p><lb/><p>Man wußte in den Tuilerien ſeit mehreren Tagen was<lb/>
bevorſtand, jetzt war ſogar die Stunde angekündigt, und<lb/>
Schweizer, Linientruppen, Nationalgarden, ſchwere Ge-<lb/>ſchütze wurden herbeigezogen. Die Nationalgarde ſtand<lb/>
unter Mandats Anführung, eines treuen und bedächtigen<lb/>
Mannes. Dieſer traf Abends ſeine Anſtalten, und ließ<lb/>
dem Pétion, der zugleich mit Röderer auf das Schloß be-<lb/>ſchieden war, keine Ruhe, bis er ihm den ſchriftlichen Be-<lb/>
fehl ertheilte, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Über<lb/>
200 Edelleute ſtellten ſich zur Vertheidigung ein; dieſe<lb/>
zwar hätte Mandat gern entfernt geſehn, ihr Anblick erin-<lb/>
nerte die Nationalgarden an eine Zeit, welche nicht wieder-<lb/>
kehren durfte.</p><lb/><p>Mit dem Schlage Zwölf läuteten die Sturmglocken,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[446/0456]
ziehen. Als ſie aber an dieſem Tage die Verwirkungsfrage
bis auf einen andern Tag ausſetzte, gab eine Section der
Hauptſtadt (des Quinze-vingt in der Vorſtadt St. Antoine)
die Erklärung ab, daß wenn nicht die Entſetzung noch den-
ſelben Tag ausgeſprochen werde, man um Mitternacht die
Sturmglocke läuten, Generalmarſch ſchlagen und die Tui-
lerien angreifen werde. Da lud die Nationalverſammlung
Röderern, der kürzlich nach dem Rücktritte der gemäßigten
Mitglieder der Departementalverwaltung an die Spitze
derſelben gelangt war, und den Maire Pétion vor ihre
Schranken, befragte Beide, ob ſie hinlängliche Sicher-
heitsmaßregeln getroffen, und beruhigte ſich bei ihren allge-
meinen Zuſagen.
Man wußte in den Tuilerien ſeit mehreren Tagen was
bevorſtand, jetzt war ſogar die Stunde angekündigt, und
Schweizer, Linientruppen, Nationalgarden, ſchwere Ge-
ſchütze wurden herbeigezogen. Die Nationalgarde ſtand
unter Mandats Anführung, eines treuen und bedächtigen
Mannes. Dieſer traf Abends ſeine Anſtalten, und ließ
dem Pétion, der zugleich mit Röderer auf das Schloß be-
ſchieden war, keine Ruhe, bis er ihm den ſchriftlichen Be-
fehl ertheilte, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Über
200 Edelleute ſtellten ſich zur Vertheidigung ein; dieſe
zwar hätte Mandat gern entfernt geſehn, ihr Anblick erin-
nerte die Nationalgarden an eine Zeit, welche nicht wieder-
kehren durfte.
Mit dem Schlage Zwölf läuteten die Sturmglocken,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/456>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.