und Ausgabe im günstigen Verhältnisse standen, nachge- wiesen, aber über ein Drittel der jährlichen Staatsein- nahmen gelangte nicht in diese, floß in andere öffentliche Cassen, über deren Verhältnisse nichts erhellte. Die ideale Darstellung Neckers stellte einen Überschuß von 10 Millio- nen in Aussicht, aber die unerbittliche Wirklichkeit hat das Jahr 1781 mit einem Unterschusse von über 218 Millionen belastet, zu dessen Deckung und für die Bedürfnisse des nächsten Kriegsjahres eine neue Anleihe von 426 Millionen nöthig war, wovon jedoch nur ein Theil in Neckers Ver- waltung fällt. Ungeachtet dieser schwachen Seiten -- und wie Wenige rechnen denn am Ende nach! machte Neckers Darstellung einen fast unglaublichen Eindruck. Denn aus dieser Veröffentlichung sprach eine Huldigung, in überraschen- der Weise der öffentlichen Meinung dargebracht; wie ein Blitz schlug die Wahrheit durch daß die Staatsfinanzen eine Sache des Volks sind, desselben Volks, welches durch harte Steuern sie hervorbringt. Aber unmittelbar nach dem Blitze kehrte die alte Nacht zurück. Necker ward wie Turgot in dem Augenblicke gestürzt, da er am höchsten stand. Der alte boshafte Maurepas fragte jedermann: "Haben Sie das blaue Mährchen (le conte bleu) gelesen?" auf den blauen Umschlag des Compte rendu hindeutend, und doch hatte er ihm selber im Ministerrathe seine Billigung geschenkt. Er blieb nicht dabei stehen, entschlossen den Mann zu verderben, welcher kürzlich der Königin zu zwei Triumphen über seinen Einfluß verholfen hatte; denn
und Ausgabe im günſtigen Verhältniſſe ſtanden, nachge- wieſen, aber über ein Drittel der jährlichen Staatsein- nahmen gelangte nicht in dieſe, floß in andere öffentliche Caſſen, über deren Verhältniſſe nichts erhellte. Die ideale Darſtellung Neckers ſtellte einen Überſchuß von 10 Millio- nen in Ausſicht, aber die unerbittliche Wirklichkeit hat das Jahr 1781 mit einem Unterſchuſſe von über 218 Millionen belaſtet, zu deſſen Deckung und für die Bedürfniſſe des nächſten Kriegsjahres eine neue Anleihe von 426 Millionen nöthig war, wovon jedoch nur ein Theil in Neckers Ver- waltung fällt. Ungeachtet dieſer ſchwachen Seiten — und wie Wenige rechnen denn am Ende nach! machte Neckers Darſtellung einen faſt unglaublichen Eindruck. Denn aus dieſer Veröffentlichung ſprach eine Huldigung, in überraſchen- der Weiſe der öffentlichen Meinung dargebracht; wie ein Blitz ſchlug die Wahrheit durch daß die Staatsfinanzen eine Sache des Volks ſind, deſſelben Volks, welches durch harte Steuern ſie hervorbringt. Aber unmittelbar nach dem Blitze kehrte die alte Nacht zurück. Necker ward wie Turgot in dem Augenblicke geſtürzt, da er am höchſten ſtand. Der alte boshafte Maurepas fragte jedermann: „Haben Sie das blaue Mährchen (le conte bleu) geleſen?“ auf den blauen Umſchlag des Compte rendu hindeutend, und doch hatte er ihm ſelber im Miniſterrathe ſeine Billigung geſchenkt. Er blieb nicht dabei ſtehen, entſchloſſen den Mann zu verderben, welcher kürzlich der Königin zu zwei Triumphen über ſeinen Einfluß verholfen hatte; denn
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und Ausgabe im günſtigen Verhältniſſe ſtanden, nachge-
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nahmen gelangte nicht in dieſe, floß in andere öffentliche
Caſſen, über deren Verhältniſſe nichts erhellte. Die ideale
Darſtellung Neckers ſtellte einen Überſchuß von 10 Millio-
nen in Ausſicht, aber die unerbittliche Wirklichkeit hat das
Jahr 1781 mit einem Unterſchuſſe von über 218 Millionen
belaſtet, zu deſſen Deckung und für die Bedürfniſſe des
nächſten Kriegsjahres eine neue Anleihe von 426 Millionen
nöthig war, wovon jedoch nur ein Theil in Neckers Ver-
waltung fällt. Ungeachtet dieſer ſchwachen Seiten — und
wie Wenige rechnen denn am Ende nach! machte Neckers
Darſtellung einen faſt unglaublichen Eindruck. Denn aus
dieſer Veröffentlichung ſprach eine Huldigung, in überraſchen-
der Weiſe der öffentlichen Meinung dargebracht; wie ein
Blitz ſchlug die Wahrheit durch daß die Staatsfinanzen
eine Sache des Volks ſind, deſſelben Volks, welches durch
harte Steuern ſie hervorbringt. Aber unmittelbar nach
dem Blitze kehrte die alte Nacht zurück. Necker ward wie
Turgot in dem Augenblicke geſtürzt, da er am höchſten ſtand.
Der alte boshafte Maurepas fragte jedermann: „Haben
Sie das blaue Mährchen (le conte bleu) geleſen?“ auf
den blauen Umſchlag des Compte rendu hindeutend, und
doch hatte er ihm ſelber im Miniſterrathe ſeine Billigung
geſchenkt. Er blieb nicht dabei ſtehen, entſchloſſen den
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/96>, abgerufen am 27.11.2024.
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