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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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V. Unterricht d. Unerwachsenen, od. v. Schulwesen.
dung erfordernden öffentlichen Geschäften. Der Unterricht
in gelehrten Schulen ist seinem Wesen nach welthistorisch,
er pflückt vom Baume der Erkenntniß, der durch die
Pflege aller Völker aller Zeiten gewachsen ist. Die Un-
terweisung in den Bürgerschulen hat eine statistisch-na-
tionale Grundlage, sie hat zunächst das Vaterland, zunächst
den Bedarf des Augenblicks im Auge. Daraus erwächst
ein Unterschied in den Gegenständen, mehr noch in der
Behandlung des Unterrichts, und abermahls ein Unter-
schied im Kreise der höhern und niedern Bürgerschule.
Aber noch viel weniger fehlt es an dem was der ganzen
Staatsjugend gemeinsames Bedürfniß ist, denn die täg-
liche Übung zum Gehorsam und die Bildung einer Ge-
sinnung sind überall die Hauptsache, und es sind ja auch
die von Alters her anerkannten Basen des Unterrichts:
Sprache und Mathematik, allen Unterrichtsanstalten
gemeinsam. Für das früheste Schulalter existiren vollends
die Unterschiede zwischen gelehrter und höherer Bürger-
Schule nicht und es ist sogar bürgerlich nützlich, daß beide
einfach ohne Überhebung des einen Theils zusammenfallen,
so lange es darauf ankommt die Muttersprache zum Ge-
genstande des Unterrichts zu machen, daß sie recht gespro-
chen, gelesen und geschrieben werde, damit sich dieses Organ
des Gedankens und der Darstellung so von Anfang her
berichtige, statt von Anfang her, wie es meist der Fall noch
ist, ein verpfuschtes Werkzeug zu seyn und ein Hinderniß
für die Darstellung des inneren Menschen und jedes ge-
fälligere Bezeigen. Bewegt sich nun die Sprache man-
nigfach im Reiche der Natur und der Geschichte, so sam-
melt sich hier frühzeitig eine schöne Reihe nützlicher Kennt-
nisse, welchen die Kunde des nächsten Vaterlandes An-
schaulichkeit zu geben vermag, Ordnung aber giebt ihnen

V. Unterricht d. Unerwachſenen, od. v. Schulweſen.
dung erfordernden oͤffentlichen Geſchaͤften. Der Unterricht
in gelehrten Schulen iſt ſeinem Weſen nach welthiſtoriſch,
er pfluͤckt vom Baume der Erkenntniß, der durch die
Pflege aller Voͤlker aller Zeiten gewachſen iſt. Die Un-
terweiſung in den Buͤrgerſchulen hat eine ſtatiſtiſch-na-
tionale Grundlage, ſie hat zunaͤchſt das Vaterland, zunaͤchſt
den Bedarf des Augenblicks im Auge. Daraus erwaͤchſt
ein Unterſchied in den Gegenſtaͤnden, mehr noch in der
Behandlung des Unterrichts, und abermahls ein Unter-
ſchied im Kreiſe der hoͤhern und niedern Buͤrgerſchule.
Aber noch viel weniger fehlt es an dem was der ganzen
Staatsjugend gemeinſames Beduͤrfniß iſt, denn die taͤg-
liche Übung zum Gehorſam und die Bildung einer Ge-
ſinnung ſind uͤberall die Hauptſache, und es ſind ja auch
die von Alters her anerkannten Baſen des Unterrichts:
Sprache und Mathematik, allen Unterrichtsanſtalten
gemeinſam. Fuͤr das fruͤheſte Schulalter exiſtiren vollends
die Unterſchiede zwiſchen gelehrter und hoͤherer Buͤrger-
Schule nicht und es iſt ſogar buͤrgerlich nuͤtzlich, daß beide
einfach ohne Überhebung des einen Theils zuſammenfallen,
ſo lange es darauf ankommt die Mutterſprache zum Ge-
genſtande des Unterrichts zu machen, daß ſie recht geſpro-
chen, geleſen und geſchrieben werde, damit ſich dieſes Organ
des Gedankens und der Darſtellung ſo von Anfang her
berichtige, ſtatt von Anfang her, wie es meiſt der Fall noch
iſt, ein verpfuſchtes Werkzeug zu ſeyn und ein Hinderniß
fuͤr die Darſtellung des inneren Menſchen und jedes ge-
faͤlligere Bezeigen. Bewegt ſich nun die Sprache man-
nigfach im Reiche der Natur und der Geſchichte, ſo ſam-
melt ſich hier fruͤhzeitig eine ſchoͤne Reihe nuͤtzlicher Kennt-
niſſe, welchen die Kunde des naͤchſten Vaterlandes An-
ſchaulichkeit zu geben vermag, Ordnung aber giebt ihnen

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[269/0281] V. Unterricht d. Unerwachſenen, od. v. Schulweſen. dung erfordernden oͤffentlichen Geſchaͤften. Der Unterricht in gelehrten Schulen iſt ſeinem Weſen nach welthiſtoriſch, er pfluͤckt vom Baume der Erkenntniß, der durch die Pflege aller Voͤlker aller Zeiten gewachſen iſt. Die Un- terweiſung in den Buͤrgerſchulen hat eine ſtatiſtiſch-na- tionale Grundlage, ſie hat zunaͤchſt das Vaterland, zunaͤchſt den Bedarf des Augenblicks im Auge. Daraus erwaͤchſt ein Unterſchied in den Gegenſtaͤnden, mehr noch in der Behandlung des Unterrichts, und abermahls ein Unter- ſchied im Kreiſe der hoͤhern und niedern Buͤrgerſchule. Aber noch viel weniger fehlt es an dem was der ganzen Staatsjugend gemeinſames Beduͤrfniß iſt, denn die taͤg- liche Übung zum Gehorſam und die Bildung einer Ge- ſinnung ſind uͤberall die Hauptſache, und es ſind ja auch die von Alters her anerkannten Baſen des Unterrichts: Sprache und Mathematik, allen Unterrichtsanſtalten gemeinſam. Fuͤr das fruͤheſte Schulalter exiſtiren vollends die Unterſchiede zwiſchen gelehrter und hoͤherer Buͤrger- Schule nicht und es iſt ſogar buͤrgerlich nuͤtzlich, daß beide einfach ohne Überhebung des einen Theils zuſammenfallen, ſo lange es darauf ankommt die Mutterſprache zum Ge- genſtande des Unterrichts zu machen, daß ſie recht geſpro- chen, geleſen und geſchrieben werde, damit ſich dieſes Organ des Gedankens und der Darſtellung ſo von Anfang her berichtige, ſtatt von Anfang her, wie es meiſt der Fall noch iſt, ein verpfuſchtes Werkzeug zu ſeyn und ein Hinderniß fuͤr die Darſtellung des inneren Menſchen und jedes ge- faͤlligere Bezeigen. Bewegt ſich nun die Sprache man- nigfach im Reiche der Natur und der Geſchichte, ſo ſam- melt ſich hier fruͤhzeitig eine ſchoͤne Reihe nuͤtzlicher Kennt- niſſe, welchen die Kunde des naͤchſten Vaterlandes An- ſchaulichkeit zu geben vermag, Ordnung aber giebt ihnen

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/281>, abgerufen am 22.11.2024.