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Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.

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Dreizehntes Capitel.
die Zahl, welche die Mathematik in der Rechnenkunst hin-
zubringt. Kämen auch schon hier die Anfangsgründe einer
zweiten Sprache hinzu, welche nächst der Muttersprache am
unmittelbarsten auf unsere Gegenwart und die meisten le-
benden Sprachen eingewirkt hat, der Römischen, so wäre
auch das kein Verlust für den künftigen Geschäftsmann,
denn die Elemente dieser Weltsprache der Gelehrten leiten
ihn gründlich in das Verständniß seiner Weltsprache ein,
welches zur Zeit die Französische ist. So wie die Bil-
dungsstufen aber steigen, mithin in den höheren Classen,
trennen sich die Bürgerschule und die gelehrte Schule.
Diese nimmt mehr alte Sprachen auf, der Lateinischen
giebt die Griechische einen tieferen Grund und gewährt
für größere Anstrengung den Lohn ansprechenderer Bil-
dungsmittel, man dringt tiefer in die Schatzkammer der
alten Literatur, vornehmlich durch Hülfe der Geschichte,
welche das rechte Gebiet auch ist für die vielseitige Übung des
Gedächtnisses zur Zeit seiner größesten Empfänglichkeit;
jene nimmt mehr neuere Sprachen, mehr Sachkenntnisse
aus Natur und Leben und neuere Geschichte auf; in der
vaterländischen Geschichte, welches für die Deutschen die
Geschichte des gesammten Deutschlands ist und bleibt,
begegnen sich beide. Aber ebenfalls in der Mathematik ist
das der Fall, welche in jeder Unterrichts-Classe sich fort-
bildet und erweitert und eben darum in der höchsten
Classe der gelehrten Schule das zu leisten vermag, was
manche durch Einführung der Philosophie oder ihrer Ge-
schichte in die Schulen zu leisten trachten. Denn wie
könnte die Schule, welche der Regel, nicht der Ausnahme
zu folgen hat, höher hinauf, als daß sie den philosophi-
schen Sinn entwickele? Das nun aber thut im hohen
Grade die Mathematik. Sie geht als reine Vernunftwissen-

Dreizehntes Capitel.
die Zahl, welche die Mathematik in der Rechnenkunſt hin-
zubringt. Kaͤmen auch ſchon hier die Anfangsgruͤnde einer
zweiten Sprache hinzu, welche naͤchſt der Mutterſprache am
unmittelbarſten auf unſere Gegenwart und die meiſten le-
benden Sprachen eingewirkt hat, der Roͤmiſchen, ſo waͤre
auch das kein Verluſt fuͤr den kuͤnftigen Geſchaͤftsmann,
denn die Elemente dieſer Weltſprache der Gelehrten leiten
ihn gruͤndlich in das Verſtaͤndniß ſeiner Weltſprache ein,
welches zur Zeit die Franzoͤſiſche iſt. So wie die Bil-
dungsſtufen aber ſteigen, mithin in den hoͤheren Claſſen,
trennen ſich die Buͤrgerſchule und die gelehrte Schule.
Dieſe nimmt mehr alte Sprachen auf, der Lateiniſchen
giebt die Griechiſche einen tieferen Grund und gewaͤhrt
fuͤr groͤßere Anſtrengung den Lohn anſprechenderer Bil-
dungsmittel, man dringt tiefer in die Schatzkammer der
alten Literatur, vornehmlich durch Huͤlfe der Geſchichte,
welche das rechte Gebiet auch iſt fuͤr die vielſeitige Übung des
Gedaͤchtniſſes zur Zeit ſeiner groͤßeſten Empfaͤnglichkeit;
jene nimmt mehr neuere Sprachen, mehr Sachkenntniſſe
aus Natur und Leben und neuere Geſchichte auf; in der
vaterlaͤndiſchen Geſchichte, welches fuͤr die Deutſchen die
Geſchichte des geſammten Deutſchlands iſt und bleibt,
begegnen ſich beide. Aber ebenfalls in der Mathematik iſt
das der Fall, welche in jeder Unterrichts-Claſſe ſich fort-
bildet und erweitert und eben darum in der hoͤchſten
Claſſe der gelehrten Schule das zu leiſten vermag, was
manche durch Einfuͤhrung der Philoſophie oder ihrer Ge-
ſchichte in die Schulen zu leiſten trachten. Denn wie
koͤnnte die Schule, welche der Regel, nicht der Ausnahme
zu folgen hat, hoͤher hinauf, als daß ſie den philoſophi-
ſchen Sinn entwickele? Das nun aber thut im hohen
Grade die Mathematik. Sie geht als reine Vernunftwiſſen-

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[270/0282] Dreizehntes Capitel. die Zahl, welche die Mathematik in der Rechnenkunſt hin- zubringt. Kaͤmen auch ſchon hier die Anfangsgruͤnde einer zweiten Sprache hinzu, welche naͤchſt der Mutterſprache am unmittelbarſten auf unſere Gegenwart und die meiſten le- benden Sprachen eingewirkt hat, der Roͤmiſchen, ſo waͤre auch das kein Verluſt fuͤr den kuͤnftigen Geſchaͤftsmann, denn die Elemente dieſer Weltſprache der Gelehrten leiten ihn gruͤndlich in das Verſtaͤndniß ſeiner Weltſprache ein, welches zur Zeit die Franzoͤſiſche iſt. So wie die Bil- dungsſtufen aber ſteigen, mithin in den hoͤheren Claſſen, trennen ſich die Buͤrgerſchule und die gelehrte Schule. Dieſe nimmt mehr alte Sprachen auf, der Lateiniſchen giebt die Griechiſche einen tieferen Grund und gewaͤhrt fuͤr groͤßere Anſtrengung den Lohn anſprechenderer Bil- dungsmittel, man dringt tiefer in die Schatzkammer der alten Literatur, vornehmlich durch Huͤlfe der Geſchichte, welche das rechte Gebiet auch iſt fuͤr die vielſeitige Übung des Gedaͤchtniſſes zur Zeit ſeiner groͤßeſten Empfaͤnglichkeit; jene nimmt mehr neuere Sprachen, mehr Sachkenntniſſe aus Natur und Leben und neuere Geſchichte auf; in der vaterlaͤndiſchen Geſchichte, welches fuͤr die Deutſchen die Geſchichte des geſammten Deutſchlands iſt und bleibt, begegnen ſich beide. Aber ebenfalls in der Mathematik iſt das der Fall, welche in jeder Unterrichts-Claſſe ſich fort- bildet und erweitert und eben darum in der hoͤchſten Claſſe der gelehrten Schule das zu leiſten vermag, was manche durch Einfuͤhrung der Philoſophie oder ihrer Ge- ſchichte in die Schulen zu leiſten trachten. Denn wie koͤnnte die Schule, welche der Regel, nicht der Ausnahme zu folgen hat, hoͤher hinauf, als daß ſie den philoſophi- ſchen Sinn entwickele? Das nun aber thut im hohen Grade die Mathematik. Sie geht als reine Vernunftwiſſen-

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_politik_1835/282>, abgerufen am 22.11.2024.