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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Predigt.
fresser/ es heist bey jhm nicht wie bey jenem Tyrannen Cajo Caligula,
oderint, dum metuant,
Es mögen mich die Menschen hassen/ wenn sie
mich nur förchten/ sondern vielmehr delicium, ein Frewd vnd Ergetzlig-
keit des menschlichen Geschlechts. Gottes des HErrn Lust vnd Frewd ist
bey vnd vnter den Menschenkindern. Grosse Liebe ist in allen Creaturen/
alles ist durch Liebe ineinander gewachsen. Groß ist die sonderbare Lieb
Davids vnd Jonathae/ die Histori meldet/ Jonathan hatte David1. Sam. 20,
17.

so lieb als seine Seele. Groß ist die brüderliche Lieb Josephs vnd Ben-
jamins/ denn Josephs Hertz entbrand jhm gegen seinem Bru-Gen. 43, 30.
der/ vnd sucht/ wo er weinete. Groß ist die mütterliche Liebe des Weibs/
so neben der andern für den König Salomo erschien/ als jr lebendiges Kind
solte zutheilet vnd zerhawen werden/ dann jhr mütterlich Hertz wallet vnd
entbrand über jhrem Sohn/ daß sie sprach/ ach mein Herr/ gebt jhr
(dem andern Weibe) das Kind lebendig/ vnd tödet es nicht/ das1. Reg. 3, 25.
26.
2. Sam.
21,
10.

Schwert gehet jhr ehe durchs Hertz/ denn dem Kind durch den Leib. Groß
ist die Liebe Rizpa gegen jhren getödten zween Söhnen. Groß ist die
Vatterliebe Davids gewesen/ gegen seinem/ wiewol vngehorsamen/ ent-
leibten Sohn Absalon/ für welchen sich auch der Vatter wünschte zu ster-c. 18, 33.
ben. Aber über alles ist die Göttliche Liebe/ deren nichts zu vergleichen/
wiewol in allen solchen erzehlten Liebs-Exempeln vnd natürlichen Zunei-
gungen die Strahlen Göttlicher Lieb herfür leüchten/ alle himmlische amo-
res
sind Bilder der Göttlichen Lieb. Am sichersten hören wir des liebrei-
chen Gottes eigene Wort/ wie er sich selbst in der heiligen Schrifft reprae-
sen
tirt vnd abgemahlet/ nemlich daß er sey. I. Charitas essentialis, eine we-
sentliche Lieb.
Johannes sagt nicht bloß Gott ist liebreich/ freundlich/
holdselig/ ein Menschenfreund/ welches doch viel were: auch redet er nicht
figürlicher vnnd verblümter Weise/ sondern eigentlich/ vnnd nach sei-
nem Wesen/ Gott ist die Liebe selbst. Die Liebe ist kein zufällig Ding
in GOtt/ dannenhero spricht D. Luther/ Wann einer GOtt wolteTom. 6.
vid. pr. p.

90.

malen vnd treffen/ so muste er ein solch Bild malen vnd treffen/
daß eitel Liebe were: Gott ist ein Feweroffen vnd Brunst von
lauter Liebe/ ein glüender Backoffen/ ein Abgrund ewiger Lieb
der Himmel vnd Erden füllet wenn man die Lieb wolte malen/
so müst man ein Bild malen daß nicht würcklich/ nicht mensch-
lich/ ja nicht englisch/ himmlisch/ sondern Gott selbst were/
wann ich sagte/ die Lieb ist ein Schatz von zehen tausend König-

reichen
A a iij

Predigt.
freſſer/ es heiſt bey jhm nicht wie bey jenem Tyrannen Cajo Caligula,
oderint, dum metuant,
Es moͤgen mich die Menſchen haſſen/ wenn ſie
mich nur foͤrchten/ ſondern vielmehr delicium, ein Frewd vnd Ergetzlig-
keit des menſchlichen Geſchlechts. Gottes des HErrn Luſt vnd Frewd iſt
bey vnd vnter den Menſchenkindern. Groſſe Liebe iſt in allen Creaturen/
alles iſt durch Liebe ineinander gewachſen. Groß iſt die ſonderbare Lieb
Davids vnd Jonathæ/ die Hiſtori meldet/ Jonathan hatte David1. Sam. 20,
17.

ſo lieb als ſeine Seele. Groß iſt die bruͤderliche Lieb Joſephs vnd Ben-
jamins/ denn Joſephs Hertz entbrand jhm gegen ſeinem Bru-Gen. 43, 30.
der/ vnd ſucht/ wo er weinete. Groß iſt die muͤtterliche Liebe des Weibs/
ſo neben der andern fuͤr dẽ Koͤnig Salomo erſchien/ als jr lebendiges Kind
ſolte zutheilet vnd zerhawen werden/ dann jhr muͤtterlich Hertz wallet vnd
entbrand uͤber jhrem Sohn/ daß ſie ſprach/ ach mein Herr/ gebt jhr
(dem andern Weibe) das Kind lebendig/ vnd toͤdet es nicht/ das1. Reg. 3, 25.
26.
2. Sam.
21,
10.

Schwert gehet jhr ehe durchs Hertz/ denn dem Kind durch den Leib. Groß
iſt die Liebe Rizpa gegen jhren getoͤdten zween Soͤhnen. Groß iſt die
Vatterliebe Davids geweſen/ gegen ſeinem/ wiewol vngehorſamen/ ent-
leibten Sohn Abſalon/ fuͤr welchen ſich auch der Vatter wuͤnſchte zu ſter-c. 18, 33.
ben. Aber uͤber alles iſt die Goͤttliche Liebe/ deren nichts zu vergleichen/
wiewol in allen ſolchen erzehlten Liebs-Exempeln vnd natuͤrlichen Zunei-
gungen die Strahlen Goͤttlicher Lieb herfuͤr leuͤchten/ alle himmliſche amo-
res
ſind Bilder der Goͤttlichen Lieb. Am ſicherſten hoͤren wir des liebrei-
chen Gottes eigene Wort/ wie er ſich ſelbſt in der heiligen Schrifft repræ-
ſen
tirt vnd abgemahlet/ nemlich daß er ſey. I. Charitas eſſentialis, eine we-
ſentliche Lieb.
Johannes ſagt nicht bloß Gott iſt liebreich/ freundlich/
holdſelig/ ein Menſchenfreund/ welches doch viel were: auch redet er nicht
figuͤrlicher vnnd verbluͤmter Weiſe/ ſondern eigentlich/ vnnd nach ſei-
nem Weſen/ Gott iſt die Liebe ſelbſt. Die Liebe iſt kein zufaͤllig Ding
in GOtt/ dannenhero ſpricht D. Luther/ Wann einer GOtt wolteTom. 6.
vid. pr. p.

90.

malen vnd treffen/ ſo muſte er ein ſolch Bild malen vnd treffen/
daß eitel Liebe were: Gott iſt ein Feweroffen vnd Brunſt von
lauter Liebe/ ein gluͤender Backoffen/ ein Abgrund ewiger Lieb
der Himmel vnd Erden fuͤllet wenn man die Lieb wolte malen/
ſo muͤſt man ein Bild malen daß nicht wuͤrcklich/ nicht menſch-
lich/ ja nicht engliſch/ himmliſch/ ſondern Gott ſelbſt were/
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[189/0207] Predigt. freſſer/ es heiſt bey jhm nicht wie bey jenem Tyrannen Cajo Caligula, oderint, dum metuant, Es moͤgen mich die Menſchen haſſen/ wenn ſie mich nur foͤrchten/ ſondern vielmehr delicium, ein Frewd vnd Ergetzlig- keit des menſchlichen Geſchlechts. Gottes des HErrn Luſt vnd Frewd iſt bey vnd vnter den Menſchenkindern. Groſſe Liebe iſt in allen Creaturen/ alles iſt durch Liebe ineinander gewachſen. Groß iſt die ſonderbare Lieb Davids vnd Jonathæ/ die Hiſtori meldet/ Jonathan hatte David ſo lieb als ſeine Seele. Groß iſt die bruͤderliche Lieb Joſephs vnd Ben- jamins/ denn Joſephs Hertz entbrand jhm gegen ſeinem Bru- der/ vnd ſucht/ wo er weinete. Groß iſt die muͤtterliche Liebe des Weibs/ ſo neben der andern fuͤr dẽ Koͤnig Salomo erſchien/ als jr lebendiges Kind ſolte zutheilet vnd zerhawen werden/ dann jhr muͤtterlich Hertz wallet vnd entbrand uͤber jhrem Sohn/ daß ſie ſprach/ ach mein Herr/ gebt jhr (dem andern Weibe) das Kind lebendig/ vnd toͤdet es nicht/ das Schwert gehet jhr ehe durchs Hertz/ denn dem Kind durch den Leib. Groß iſt die Liebe Rizpa gegen jhren getoͤdten zween Soͤhnen. Groß iſt die Vatterliebe Davids geweſen/ gegen ſeinem/ wiewol vngehorſamen/ ent- leibten Sohn Abſalon/ fuͤr welchen ſich auch der Vatter wuͤnſchte zu ſter- ben. Aber uͤber alles iſt die Goͤttliche Liebe/ deren nichts zu vergleichen/ wiewol in allen ſolchen erzehlten Liebs-Exempeln vnd natuͤrlichen Zunei- gungen die Strahlen Goͤttlicher Lieb herfuͤr leuͤchten/ alle himmliſche amo- res ſind Bilder der Goͤttlichen Lieb. Am ſicherſten hoͤren wir des liebrei- chen Gottes eigene Wort/ wie er ſich ſelbſt in der heiligen Schrifft repræ- ſentirt vnd abgemahlet/ nemlich daß er ſey. I. Charitas eſſentialis, eine we- ſentliche Lieb. Johannes ſagt nicht bloß Gott iſt liebreich/ freundlich/ holdſelig/ ein Menſchenfreund/ welches doch viel were: auch redet er nicht figuͤrlicher vnnd verbluͤmter Weiſe/ ſondern eigentlich/ vnnd nach ſei- nem Weſen/ Gott iſt die Liebe ſelbſt. Die Liebe iſt kein zufaͤllig Ding in GOtt/ dannenhero ſpricht D. Luther/ Wann einer GOtt wolte malen vnd treffen/ ſo muſte er ein ſolch Bild malen vnd treffen/ daß eitel Liebe were: Gott iſt ein Feweroffen vnd Brunſt von lauter Liebe/ ein gluͤender Backoffen/ ein Abgrund ewiger Lieb der Himmel vnd Erden fuͤllet wenn man die Lieb wolte malen/ ſo muͤſt man ein Bild malen daß nicht wuͤrcklich/ nicht menſch- lich/ ja nicht engliſch/ himmliſch/ ſondern Gott ſelbſt were/ wann ich ſagte/ die Lieb iſt ein Schatz von zehen tauſend Koͤnig- reichen 1. Sam. 20, 17. Gen. 43, 30. 1. Reg. 3, 25. 26. 2. Sam. 21, 10. c. 18, 33. Tom. 6. vid. pr. p. 90. A a iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/207>, abgerufen am 21.11.2024.