Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.Predigt. kein Wanckelmut vnd fliegende Hitz; sondern ich liebe dich o Gott bestän-dig/ in Liebe vnd Leid/ in Creutz vnd Frewd vnaußsetzlich/ vmb dich eifere ich/ vmb dich trawre ich/ in dir frewe ich mich/ nach dir verlanget mich/ von dir rede ich gern/ deinen Namen hör ich gern/ dir zu Lieb vnd gefallen gehe ich den Weg deiner Gebotten/ meide da[s] Böse/ jage dem guten nach/ dir bin ich bereit mein Leib vnd Blut auffzuopffern. Diß ist der sensus vnd Verstand/ wenn ich sag vnd bekenne/ Jch glaub in Gott/ der die Lieb ist. Aber/ hie stehe ein wenig still/ o lieber Mensch/ vnd stell ein Examen II. An theophilos, bist du auch ein warhafftiger Gottlieb? Hast du du B b ij
Predigt. kein Wanckelmut vnd fliegende Hitz; ſondern ich liebe dich o Gott beſtaͤn-dig/ in Liebe vnd Leid/ in Creutz vnd Frewd vnaußſetzlich/ vmb dich eifere ich/ vmb dich trawre ich/ in dir frewe ich mich/ nach dir verlanget mich/ von dir rede ich gern/ deinen Namen hoͤr ich gern/ dir zu Lieb vnd gefallen gehe ich den Weg deiner Gebotten/ meide da[s] Boͤſe/ jage dem guten nach/ dir bin ich bereit mein Leib vnd Blut auffzuopffern. Diß iſt der ſenſus vnd Verſtand/ wenn ich ſag vnd bekenne/ Jch glaub in Gott/ der die Lieb iſt. Aber/ hie ſtehe ein wenig ſtill/ o lieber Menſch/ vnd ſtell ein Examen II. Αν ϑεόφιλος, biſt du auch ein warhafftiger Gottlieb? Haſt du du B b ij
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Predigt.
kein Wanckelmut vnd fliegende Hitz; ſondern ich liebe dich o Gott beſtaͤn-
dig/ in Liebe vnd Leid/ in Creutz vnd Frewd vnaußſetzlich/ vmb dich eifere
ich/ vmb dich trawre ich/ in dir frewe ich mich/ nach dir verlanget mich/ von
dir rede ich gern/ deinen Namen hoͤr ich gern/ dir zu Lieb vnd gefallen gehe
ich den Weg deiner Gebotten/ meide das Boͤſe/ jage dem guten nach/ dir
bin ich bereit mein Leib vnd Blut auffzuopffern. Diß iſt der ſenſus vnd
Verſtand/ wenn ich ſag vnd bekenne/ Jch glaub in Gott/ der die Lieb iſt.
Aber/ hie ſtehe ein wenig ſtill/ o lieber Menſch/ vnd ſtell ein Examen
an mit dir ſelbſt/ ob du das erſt erzehlte Symbolum außſprechen vnd her
ſagen koͤnneſt? Qualis Fides, wie iſt dein Glaub beſchaffen? Αη_ ϑεόπιςος,
biſt du auch Gottglaͤubig/ vertraweſt du auch Gott dem HErrn allein/ uͤber
alles? iſt nicht etwan dein Glaube blind? dieneſt du nicht vielleicht dem vn-
bekanten Gott? iſt nicht jrgend dein Glaub falſch vnd jrrig? bildeſt du dir
nicht offt deinen Gott anderſt ein/ als er iſt/ wie jener Bildſchnitzer Phidias
machte gar kunſtlich das Bild Iovis Olympii nach ſeinem Sinn vnnd
Kopff/ vnd ſchrieb jhm auff den einen Finger folgende Wort πανταρκὴς
καλὸς, dieſer hilfft jederman/ er iſt allen gnugſam vñ guͤttig: Gleich wie auch
der kunſtreiche Bildſchneider Praxiteles das Bild Veneris, gleich ſeiner Bul-
ſchafft Cratinæ gemacht: Venus Bild hat den Namen/ Cratina war gemei-
net/ o wie offt geſchicht das? daß einer Gottes Lieb fuͤrwendet/ meinet aber
ſein eigen Lieb/ ſich ſelbs/ ſein eigener corrival oder ſelbs Buhl? widerumb
ſteht nicht manchmal dein Glaub hefftig an/ hangt er nicht bißweilen vnd
zappelt/ ſonderlich in Creutz vnd Truͤbſal/ wenn ſich der HErr etwan ver-
birgt/ vnd nicht zu kennen gibt/ wie Joſeph vor ſeinen Bruͤdern ſich frembd
ſtellete/ vnd hart mit jhnen redete/ Qualis ἀντιφίλησις, wie iſt dein Gegenlieb
beſchaffen??
Apud Cle-
men. Alex.
in pro-
pemtic ad
gentes.
Gen. 42, 7.
II. Αν ϑεόφιλος, biſt du auch ein warhafftiger Gottlieb? Haſt du
auch Gott den HErrn allein/ uͤber alles hertzlich lieb? funckelt vnd wohnet
die Lieb in deinem Hertzen? an den Waͤnden/ auff der Mappa ſihet man
die Charitas offtgemalig/ viel beſſer aber ſtuͤnde ſie im Hertzen? Jſt auch
deine Lieb inbruͤnſtig/ geht ſie uͤber ſich in die Hoͤhe? oder iſt ſie vnter ſich
ſchlagend/ iſt ſie beſtaͤndig/ daß auch die Waſſerſtroͤme vnd Waſſerſpritzen
ſie nicht moͤgen außleſchen? der Goͤttlichen Liebe Glut iſt fewrig/ vnd ein
Flamm des HErrn/ iſt deine auch alſo geartet? Jſts nicht jrgend ein kalte
Lieb/ das iſt ein truͤbes Waſſer/ ein Lippen Lieb? ein Kuhlieb/ die nicht laͤn-
ger Milch gibt/ als man jhr Futter darreicht? ja gluntzet nicht viel mehr
Feindſchafft/ groß Widerwillen in deinem Hertzen wider Gott/ ſein Wort
vnd Ordnung/ verborgen? dein Nebenmenſch ſteht dir zu Prob/ wie kanſt
du
B b ij
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