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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Vierte

wurde; Daß durch das selbständige Ebenbild Gottes/ das in vns verlohrne
Ebenbild wider erlanget würde; daß die mittelste Person der Gottheit auch
Mittel-Person würde in dem Ampt der Erlösung.

III. Ein hold- vnd leutseliger/ bereitwilliger Bräutigam/
in der Ewigkeit ist der erste freywillige Handstreich geschehen/ Er hat in der
Ewigkeit das willige Ja-wort von sich gegeben/ auch in der zeit den Hand-
Ps. 40. 8. 9.streich lassen verschreiben; Da sprach ich; sihe/ ich komme/ im Buch ist
von mir geschriben/ deinen Willen mein Gott thu ich gerne/ vnd
dein Gesetz hab ich in meinem Hertzen. Es gelustet ihn zu trin-
cken von dem Brunn zu Bethlehem;
seine grosse Lieb ist die Kett ge-
west/ die ihn herunder gezogen/ warumb er seines Vatters Schoß entäus-
sert. Bernhardi Gedancken sind bekand/ der schreibt; Es haben die Gött-
liche Tugenden vnd Eigenschafften über dem gefallenen Menschen gleich-
sam gestritten; die Göttliche Warheit vnd Gerechtigkeit wolten den ab-
trinnigen vnd gefallenen Menschen kurtzumb todt haben; die Barmhertzig-
keit hab darwider protestirt vnd gesagt/ man solle schonen/ welche auch ne-
ben ihrer Schwester den Göttlichen Fried an dem Hertzen Gottes ange-
Psalm. 77.
v.
8. 9. 10.
klopfft vnd gesagt: Wird dann der HErr ewiglich verstossen/ vnd
keine Gnade mehr erzeigen? Jsts dann gantz vnd gar auß mit
seiner Güte? Vnd hat die Verheissung ein Ende? Hat dann
GOtt vergessen gnädig zu seyn vnd seine Barmhertzigkeit für
zorn verschlossen?
Die Warheit war dawider/ haltet dem HErrn
sein Wort vor: Welches Tages der Mensch essen werde vom ver-
bottenen Baum/ soll er deß todes sterben.
Die Gerechtigkeit trin-
get auff ihr recht/ gibt für; Gott könne nicht Gott bleiben/ es wäre dann der
Gerechtigkeit eine vollkommene/ satte vnd gleichmässige gnüge geschehen;
die Weißheit kam dazwischen vnd gibt den Außschlag vnd sagt: Wol an/
so sterbe dann ein gantz heilige/ vnendliche Person für den gefallenen Men-
schen/ dieselbe stehe an seine statt auß lauter/ reiner/ flammen der Lieb/ vnd laß
sich für ihn würgen. Die Warheit spatzieret in der Welt herumb/ vnd findet
keine solche Person; die Barmhertzigkeit schawet über den gantzen Erdkreiß/
ob sie solche fürgeschlagene mächtige Person erfahren möchte/ aber da war
auch kein Engel im Himmel/ der dises Werck getrawete auff sich zu nemen.
Worauff der Fried geschlossen vnd gesagt. Qui dedit consilium, ferat
auxilium.
Die selbständige Weißheit der ewige Sohn Gottes hat den
Rath gegeben/ so helff er auch. Ey sagt der Sohn Gottes/ so wil ichs

thun;
Die Vierte

wurde; Daß durch das ſelbſtaͤndige Ebenbild Gottes/ das in vns verlohrne
Ebenbild wider erlanget wuͤrde; daß die mittelſte Perſon der Gottheit auch
Mittel-Perſon wuͤrde in dem Ampt der Erloͤſung.

III. Ein hold- vnd leutſeliger/ bereitwilliger Braͤutigam/
in der Ewigkeit iſt der erſte freywillige Handſtreich geſchehen/ Er hat in der
Ewigkeit das willige Ja-wort von ſich gegeben/ auch in der zeit den Hand-
Pſ. 40. 8. 9.ſtreich laſſen verſchreiben; Da ſprach ich; ſihe/ ich kom̃e/ im Buch iſt
von mir geſchriben/ deinen Willẽ mein Gott thu ich gerne/ vnd
dein Geſetz hab ich in meinem Hertzen. Es geluſtet ihn zu trin-
cken von dem Brunn zu Bethlehem;
ſeine groſſe Lieb iſt die Kett ge-
weſt/ die ihn herunder gezogen/ warumb er ſeines Vatters Schoß entaͤuſ-
ſert. Bernhardi Gedancken ſind bekand/ der ſchreibt; Es haben die Goͤtt-
liche Tugenden vnd Eigenſchafften uͤber dem gefallenen Menſchen gleich-
ſam geſtritten; die Goͤttliche Warheit vnd Gerechtigkeit wolten den ab-
trinnigen vnd gefallenen Menſchen kurtzumb todt haben; die Barmhertzig-
keit hab darwider proteſtirt vnd geſagt/ man ſolle ſchonen/ welche auch ne-
ben ihrer Schweſter den Goͤttlichen Fried an dem Hertzen Gottes ange-
Pſalm. 77.
v.
8. 9. 10.
klopfft vnd geſagt: Wird dann der HErr ewiglich verſtoſſen/ vnd
keine Gnade mehr erzeigen? Jſts dann gantz vnd gar auß mit
ſeiner Guͤte? Vnd hat die Verheiſſung ein Ende? Hat dann
GOtt vergeſſen gnaͤdig zu ſeyn vnd ſeine Barmhertzigkeit fuͤr
zorn verſchloſſen?
Die Warheit war dawider/ haltet dem HErrn
ſein Wort vor: Welches Tages der Menſch eſſen werde vom ver-
bottenen Baum/ ſoll er deß todes ſterben.
Die Gerechtigkeit trin-
get auff ihr recht/ gibt fuͤr; Gott koͤnne nicht Gott bleiben/ es waͤre dann der
Gerechtigkeit eine vollkommene/ ſatte vnd gleichmaͤſſige gnuͤge geſchehen;
die Weißheit kam dazwiſchen vnd gibt den Außſchlag vnd ſagt: Wol an/
ſo ſterbe dann ein gantz heilige/ vnendliche Perſon fuͤr den gefallenen Men-
ſchen/ dieſelbe ſtehe an ſeine ſtatt auß lauter/ reiner/ flammen der Lieb/ vnd laß
ſich fuͤr ihn wuͤrgen. Die Warheit ſpatzieret in der Welt herumb/ vnd findet
keine ſolche Perſon; die Barmhertzigkeit ſchawet uͤber den gantzẽ Erdkreiß/
ob ſie ſolche fuͤrgeſchlagene maͤchtige Perſon erfahren moͤchte/ aber da war
auch kein Engel im Himmel/ der diſes Werck getrawete auff ſich zu nemen.
Worauff der Fried geſchloſſen vnd geſagt. Qui dedit conſilium, ferat
auxilium.
Die ſelbſtaͤndige Weißheit der ewige Sohn Gottes hat den
Rath gegeben/ ſo helff er auch. Ey ſagt der Sohn Gottes/ ſo wil ichs

thun;
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[624/0108] Die Vierte wurde; Daß durch das ſelbſtaͤndige Ebenbild Gottes/ das in vns verlohrne Ebenbild wider erlanget wuͤrde; daß die mittelſte Perſon der Gottheit auch Mittel-Perſon wuͤrde in dem Ampt der Erloͤſung. III. Ein hold- vnd leutſeliger/ bereitwilliger Braͤutigam/ in der Ewigkeit iſt der erſte freywillige Handſtreich geſchehen/ Er hat in der Ewigkeit das willige Ja-wort von ſich gegeben/ auch in der zeit den Hand- ſtreich laſſen verſchreiben; Da ſprach ich; ſihe/ ich kom̃e/ im Buch iſt von mir geſchriben/ deinen Willẽ mein Gott thu ich gerne/ vnd dein Geſetz hab ich in meinem Hertzen. Es geluſtet ihn zu trin- cken von dem Brunn zu Bethlehem; ſeine groſſe Lieb iſt die Kett ge- weſt/ die ihn herunder gezogen/ warumb er ſeines Vatters Schoß entaͤuſ- ſert. Bernhardi Gedancken ſind bekand/ der ſchreibt; Es haben die Goͤtt- liche Tugenden vnd Eigenſchafften uͤber dem gefallenen Menſchen gleich- ſam geſtritten; die Goͤttliche Warheit vnd Gerechtigkeit wolten den ab- trinnigen vnd gefallenen Menſchen kurtzumb todt haben; die Barmhertzig- keit hab darwider proteſtirt vnd geſagt/ man ſolle ſchonen/ welche auch ne- ben ihrer Schweſter den Goͤttlichen Fried an dem Hertzen Gottes ange- klopfft vnd geſagt: Wird dann der HErr ewiglich verſtoſſen/ vnd keine Gnade mehr erzeigen? Jſts dann gantz vnd gar auß mit ſeiner Guͤte? Vnd hat die Verheiſſung ein Ende? Hat dann GOtt vergeſſen gnaͤdig zu ſeyn vnd ſeine Barmhertzigkeit fuͤr zorn verſchloſſen? Die Warheit war dawider/ haltet dem HErrn ſein Wort vor: Welches Tages der Menſch eſſen werde vom ver- bottenen Baum/ ſoll er deß todes ſterben. Die Gerechtigkeit trin- get auff ihr recht/ gibt fuͤr; Gott koͤnne nicht Gott bleiben/ es waͤre dann der Gerechtigkeit eine vollkommene/ ſatte vnd gleichmaͤſſige gnuͤge geſchehen; die Weißheit kam dazwiſchen vnd gibt den Außſchlag vnd ſagt: Wol an/ ſo ſterbe dann ein gantz heilige/ vnendliche Perſon fuͤr den gefallenen Men- ſchen/ dieſelbe ſtehe an ſeine ſtatt auß lauter/ reiner/ flammen der Lieb/ vnd laß ſich fuͤr ihn wuͤrgen. Die Warheit ſpatzieret in der Welt herumb/ vnd findet keine ſolche Perſon; die Barmhertzigkeit ſchawet uͤber den gantzẽ Erdkreiß/ ob ſie ſolche fuͤrgeſchlagene maͤchtige Perſon erfahren moͤchte/ aber da war auch kein Engel im Himmel/ der diſes Werck getrawete auff ſich zu nemen. Worauff der Fried geſchloſſen vnd geſagt. Qui dedit conſilium, ferat auxilium. Die ſelbſtaͤndige Weißheit der ewige Sohn Gottes hat den Rath gegeben/ ſo helff er auch. Ey ſagt der Sohn Gottes/ ſo wil ichs thun; Pſ. 40. 8. 9. Pſalm. 77. v. 8. 9. 10.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/108>, abgerufen am 21.11.2024.