Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
boren ist/ daß ist vom H. Geist. Jst die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd
dann sie ans tag Liecht kommen/ schon geboren gewest/ so war ja die Seel
vnd das leben in der Leibesfrucht fürhanden; in massen dann auch alle an-
dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von
dem anderen/ als den Eltern wird angezündet.

Wir haben allhie keine miracula vnnötiger weiß zu erdencken/ Chri-
stus hat Abrahams-saamen angenohmen/ ist theilhafftig worden deß flei-
sches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch
ohne Sünde. Sonst könte die Jungfraw Maria keine Mutter sein vnd
heissen deß Messiae/ wann derselb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht
die lebendige Seel zu gleich geschöpffet vnd empfangen hette. Folgends
werde er (wie dann auch würcklich geschehen) durch die heyligmachende
vberkunfft deß heyligmachenden Geistes/ dergestalt gereiniget/ geheyliget
vnd von allen Sünden abgesondert werden/ daß allerdings kein Mackel/
flecken oder Sündenruß an demselben zu verspüren gewest; Der Engel heis-
set die Leibesfrucht Mariae nicht vergebens daß Heylige/ daß Heylige/Luc. 1, 35.
spricht Er/ daß von dir geboren würd/ wird Gottes Sohn genen-
net werden/
verstehe daß Heylige kat' exokhen, daß allerheyligste/ derglei-
chen kein solch heyliges fleisch in der Welt zu finden/ durch welches alles an-
dere Menschliche fleisch soll geheyliget vnd gesegnet werden/ auff daß er ein
gantz heyliger/ von allen Sündern abgesonderter Hohepriester sein möge.
Die Jungfräwlichen blutstropflen Mariae waren von Natur so wol mit
Sünden befleckt gewesen/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der
H. Geist durch sein heylig vnd rein-machende vberkunfft dieselbe blutstropf-
fen gereiniget hette.

Die lieben Alten habens erklärt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie
auch zuvor erwehnet worden/ auß einem roseto oder Rosenstock/ in welchem
Gifft vnd Honig mit einander vermischt (sintemahlen auch die spinne jhr
Gifft auß der Rosen zusaugen pflegt) allein den reinen vnd sauberen Honig
hierauß sauget/ also hab auch der H. Geist einen von Jhm selbs gesauberten
Bluthonig herauß gesogen/ auß welchem der zarte Leib deß liebsten JEsus-
Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Persönliche
vereinigung/ die Copulation vnd vermählung/ nach dem die Braut gantz
sauber/ Heylig vnd rein von dem H. Geist dargestellt/ vnd dem Sohn Gottes
als ein Braut zugeführet vnd beygeleget worden/ so hat alsdann der Geist Got-
tes den edelsten Sohn Gottes mit dem allerheyligsten geblüt Mariae verein-
baret/ daß wie Mann vnd Weib ein fleisch/ also Gott vnd Mensch ein Person

darauß

Predigt.
boren iſt/ daß iſt vom H. Geiſt. Jſt die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd
dann ſie ans tag Liecht kommen/ ſchon geboren geweſt/ ſo war ja die Seel
vnd das leben in der Leibesfrucht fuͤrhanden; in maſſen dann auch alle an-
dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von
dem anderen/ als den Eltern wird angezuͤndet.

Wir haben allhie keine miracula vnnoͤtiger weiß zu erdencken/ Chri-
ſtus hat Abrahams-ſaamen angenohmen/ iſt theilhafftig worden deß flei-
ſches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch
ohne Suͤnde. Sonſt koͤnte die Jungfraw Maria keine Mutter ſein vnd
heiſſen deß Meſſiæ/ wann derſelb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht
die lebendige Seel zu gleich geſchoͤpffet vnd empfangen hette. Folgends
werde er (wie dann auch wuͤrcklich geſchehen) durch die heyligmachende
vberkunfft deß heyligmachenden Geiſtes/ dergeſtalt gereiniget/ geheyliget
vnd von allen Suͤnden abgeſondert werden/ daß allerdings kein Mackel/
flecken oder Suͤndenruß an demſelben zu verſpuͤren geweſt; Der Engel heiſ-
ſet die Leibesfrucht Mariæ nicht vergebens daß Heylige/ daß Heylige/Luc. 1, 35.
ſpricht Er/ daß von dir geboren wuͤrd/ wird Gottes Sohn genen-
net werden/
verſtehe daß Heylige κατ᾽ ἐξοχὴν, daß allerheyligſte/ derglei-
chen kein ſolch heyliges fleiſch in der Welt zu finden/ durch welches alles an-
dere Menſchliche fleiſch ſoll geheyliget vnd geſegnet werden/ auff daß er ein
gantz heyliger/ von allen Suͤndern abgeſonderter Hoheprieſter ſein moͤge.
Die Jungfraͤwlichen blutstropflen Mariæ waren von Natur ſo wol mit
Suͤnden befleckt geweſen/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der
H. Geiſt durch ſein heylig vnd rein-machende vberkunfft dieſelbe blutstropf-
fen gereiniget hette.

Die lieben Alten habens erklaͤrt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie
auch zuvor erwehnet worden/ auß einem roſeto oder Roſenſtock/ in welchem
Gifft vnd Honig mit einander vermiſcht (ſintemahlen auch die ſpinne jhr
Gifft auß der Roſen zuſaugen pflegt) allein den reinen vnd ſauberen Honig
hierauß ſauget/ alſo hab auch der H. Geiſt einen von Jhm ſelbs geſauberten
Bluthonig herauß geſogen/ auß welchem der zarte Leib deß liebſten JEſus-
Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Perſoͤnliche
vereinigung/ die Copulation vnd vermaͤhlung/ nach dem die Braut gantz
ſauber/ Heylig vnd rein von dem H. Geiſt dargeſtellt/ vñ dem Sohn Gottes
als ein Braut zugefuͤhret vnd beygeleget wordẽ/ ſo hat alsdañ der Geiſt Got-
tes den edelſten Sohn Gottes mit dem allerheyligſten gebluͤt Mariæ verein-
baret/ daß wie Mañ vnd Weib ein fleiſch/ alſo Gott vnd Menſch ein Perſon

darauß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0155" n="671"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">boren i&#x017F;t/ daß i&#x017F;t vom H. Gei&#x017F;t.</hi> J&#x017F;t die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd<lb/>
dann &#x017F;ie ans tag Liecht kommen/ &#x017F;chon geboren gewe&#x017F;t/ &#x017F;o war ja die Seel<lb/>
vnd das leben in der Leibesfrucht fu&#x0364;rhanden; in ma&#x017F;&#x017F;en dann auch alle an-<lb/>
dere Kinder <hi rendition="#aq">per traducem</hi> gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von<lb/>
dem anderen/ als den Eltern wird angezu&#x0364;ndet.</p><lb/>
          <p>Wir haben allhie keine <hi rendition="#aq">miracula</hi> vnno&#x0364;tiger weiß zu erdencken/ Chri-<lb/>
&#x017F;tus hat Abrahams-&#x017F;aamen angenohmen/ i&#x017F;t theilhafftig worden deß flei-<lb/>
&#x017F;ches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch<lb/>
ohne Su&#x0364;nde. Son&#x017F;t ko&#x0364;nte die Jungfraw Maria keine Mutter &#x017F;ein vnd<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en deß Me&#x017F;&#x017F;i<hi rendition="#aq">æ</hi>/ wann der&#x017F;elb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht<lb/>
die lebendige Seel zu gleich ge&#x017F;cho&#x0364;pffet vnd empfangen hette. Folgends<lb/>
werde er (wie dann auch wu&#x0364;rcklich ge&#x017F;chehen) durch die heyligmachende<lb/>
vberkunfft deß heyligmachenden Gei&#x017F;tes/ derge&#x017F;talt gereiniget/ geheyliget<lb/>
vnd von allen Su&#x0364;nden abge&#x017F;ondert werden/ daß allerdings kein Mackel/<lb/>
flecken oder Su&#x0364;ndenruß an dem&#x017F;elben zu ver&#x017F;pu&#x0364;ren gewe&#x017F;t; Der Engel hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et die Leibesfrucht Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> nicht vergebens daß Heylige/ <hi rendition="#fr">daß Heylige/</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 1, 35.</note><lb/>
&#x017F;pricht Er/ <hi rendition="#fr">daß von dir geboren wu&#x0364;rd/ wird Gottes Sohn genen-<lb/>
net werden/</hi> ver&#x017F;tehe daß Heylige &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x1FBD; &#x1F10;&#x03BE;&#x03BF;&#x03C7;&#x1F74;&#x03BD;, daß allerheylig&#x017F;te/ derglei-<lb/>
chen kein &#x017F;olch heyliges flei&#x017F;ch in der Welt zu finden/ durch welches alles an-<lb/>
dere Men&#x017F;chliche flei&#x017F;ch &#x017F;oll geheyliget vnd ge&#x017F;egnet werden/ auff daß er ein<lb/>
gantz heyliger/ von allen Su&#x0364;ndern abge&#x017F;onderter Hoheprie&#x017F;ter &#x017F;ein mo&#x0364;ge.<lb/>
Die Jungfra&#x0364;wlichen blutstropflen Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> waren von Natur &#x017F;o wol mit<lb/>
Su&#x0364;nden befleckt gewe&#x017F;en/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der<lb/>
H. Gei&#x017F;t durch &#x017F;ein heylig vnd rein-machende vberkunfft die&#x017F;elbe blutstropf-<lb/>
fen gereiniget hette.</p><lb/>
          <p>Die lieben Alten habens erkla&#x0364;rt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie<lb/>
auch zuvor erwehnet worden/ auß einem <hi rendition="#aq">ro&#x017F;eto</hi> oder Ro&#x017F;en&#x017F;tock/ in welchem<lb/>
Gifft vnd Honig mit einander vermi&#x017F;cht (&#x017F;intemahlen auch die &#x017F;pinne jhr<lb/>
Gifft auß der Ro&#x017F;en zu&#x017F;augen pflegt) allein den reinen vnd &#x017F;auberen Honig<lb/>
hierauß &#x017F;auget/ al&#x017F;o hab auch der H. Gei&#x017F;t einen von Jhm &#x017F;elbs ge&#x017F;auberten<lb/>
Bluthonig herauß ge&#x017F;ogen/ auß welchem der zarte Leib deß lieb&#x017F;ten JE&#x017F;us-<lb/>
Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Per&#x017F;o&#x0364;nliche<lb/>
vereinigung/ die <hi rendition="#aq">Copulation</hi> vnd verma&#x0364;hlung/ nach dem die Braut gantz<lb/>
&#x017F;auber/ Heylig vnd rein von dem H. Gei&#x017F;t darge&#x017F;tellt/ vn&#x0303; dem Sohn Gottes<lb/>
als ein Braut zugefu&#x0364;hret vnd beygeleget worde&#x0303;/ &#x017F;o hat alsdan&#x0303; der Gei&#x017F;t Got-<lb/>
tes den edel&#x017F;ten Sohn Gottes mit dem allerheylig&#x017F;ten geblu&#x0364;t Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> verein-<lb/>
baret/ daß wie Man&#x0303; vnd Weib ein flei&#x017F;ch/ al&#x017F;o Gott vnd Men&#x017F;ch ein Per&#x017F;on<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">darauß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[671/0155] Predigt. boren iſt/ daß iſt vom H. Geiſt. Jſt die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd dann ſie ans tag Liecht kommen/ ſchon geboren geweſt/ ſo war ja die Seel vnd das leben in der Leibesfrucht fuͤrhanden; in maſſen dann auch alle an- dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von dem anderen/ als den Eltern wird angezuͤndet. Wir haben allhie keine miracula vnnoͤtiger weiß zu erdencken/ Chri- ſtus hat Abrahams-ſaamen angenohmen/ iſt theilhafftig worden deß flei- ſches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch ohne Suͤnde. Sonſt koͤnte die Jungfraw Maria keine Mutter ſein vnd heiſſen deß Meſſiæ/ wann derſelb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht die lebendige Seel zu gleich geſchoͤpffet vnd empfangen hette. Folgends werde er (wie dann auch wuͤrcklich geſchehen) durch die heyligmachende vberkunfft deß heyligmachenden Geiſtes/ dergeſtalt gereiniget/ geheyliget vnd von allen Suͤnden abgeſondert werden/ daß allerdings kein Mackel/ flecken oder Suͤndenruß an demſelben zu verſpuͤren geweſt; Der Engel heiſ- ſet die Leibesfrucht Mariæ nicht vergebens daß Heylige/ daß Heylige/ ſpricht Er/ daß von dir geboren wuͤrd/ wird Gottes Sohn genen- net werden/ verſtehe daß Heylige κατ᾽ ἐξοχὴν, daß allerheyligſte/ derglei- chen kein ſolch heyliges fleiſch in der Welt zu finden/ durch welches alles an- dere Menſchliche fleiſch ſoll geheyliget vnd geſegnet werden/ auff daß er ein gantz heyliger/ von allen Suͤndern abgeſonderter Hoheprieſter ſein moͤge. Die Jungfraͤwlichen blutstropflen Mariæ waren von Natur ſo wol mit Suͤnden befleckt geweſen/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der H. Geiſt durch ſein heylig vnd rein-machende vberkunfft dieſelbe blutstropf- fen gereiniget hette. Luc. 1, 35. Die lieben Alten habens erklaͤrt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie auch zuvor erwehnet worden/ auß einem roſeto oder Roſenſtock/ in welchem Gifft vnd Honig mit einander vermiſcht (ſintemahlen auch die ſpinne jhr Gifft auß der Roſen zuſaugen pflegt) allein den reinen vnd ſauberen Honig hierauß ſauget/ alſo hab auch der H. Geiſt einen von Jhm ſelbs geſauberten Bluthonig herauß geſogen/ auß welchem der zarte Leib deß liebſten JEſus- Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Perſoͤnliche vereinigung/ die Copulation vnd vermaͤhlung/ nach dem die Braut gantz ſauber/ Heylig vnd rein von dem H. Geiſt dargeſtellt/ vñ dem Sohn Gottes als ein Braut zugefuͤhret vnd beygeleget wordẽ/ ſo hat alsdañ der Geiſt Got- tes den edelſten Sohn Gottes mit dem allerheyligſten gebluͤt Mariæ verein- baret/ daß wie Mañ vnd Weib ein fleiſch/ alſo Gott vnd Menſch ein Perſon darauß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/155
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/155>, abgerufen am 28.11.2024.