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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Neunzehende


Die Andere Predigt.

Von dem Osterlamb Christi Jesu.

GEliebte in Christo: Drey bedenckliche stuck zeiget Moses
der ersten Welt Geschicht-schreiber/ der grosse Prophet an von dem
Gen. 8. 21.Opffer Noah nach der Sündfluth geschehen/ Der HERR/
schreibt er/ roch den lieblichen Geruch erstgemeldten Opffers;
Erstlich
deutet er auff einen garstigen vngeschmackten vnflath
vnd abschewlichen gestanck/
dadurch der gerechte Gott erzörnet wor-
den/ der seine Heylige Nase berühret/ zum Zorn gereitzet. Er nennet den
Geruch in seiner Sprach nicht vergebens [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] reach hanichoah,
fol. 138.odorem quietis. Lutherus verdolmetschts einen lieblichen Geruch/
in seinem Commentario vber diese Wort machet er folgende paraphrasin,
odor quietis, quod tum Deus quieverit ab ira, quod dimiserit iram, &
placatus sit, sicut vulgo dicimus, quod bene contentus fuerit, & mox:
Deum horribili foetore impietatis offensum nunc quasi recreatum,
das ist/
GOtt der Herr hab sich widerumb zur Ruhe begeben/ sey content ge-
west/ habe seinen Zorn schwinden lassen. Hat das Opfferrube gemacht/
so muß zuvor in die Nasen Gottes eine vnlust gestiegen sein/ dadurch sie ver-
vnruhiget worden. Was war daß? Es lag zwar da für der Nasen/ nach
dem sich das Wasser geleget/ auff dem truckenen Erdbeden der leitliche Ge-
stanck von den viel tausend Todten-gassen der Menschen vnd Viehe/ die in
der menge vber einander gelegen/ den Lufft inficiret vnd angestecket; man
erfahrets wann ein Fischweyer abgelassen wird/ vnd die todten Fisch am
Lande liegen bleiben/ welch ein ärmlicher vnleidenlicher Gestanck darauß
entstehe/ daß kein Mensch davor in der nähe bleiben kan. Wie meinen wir
wol/ werde der Lufft gestuncken haben nach der Sündfluth/ von der grossen
menge der ersäufften Todten-cörpern von Menschen vnd Viehe? derselbe
gestanck aber ist nicht zu vergleichen mit dem vngehewren Sünden-gestanck
der Gottlosen widerspenstigen ersten rohen Welt/ dadurch sie Gott im Him-
mel dermassen erzörnet/ daß es jhn seines Geschöpffs gerewet/ es verdroß jhn
gleichsam/ daß er jemahl Hand an den Erden-gloß geleget vnd Menschen
Gen. 6, 5.
6. 7.
gemacht; denn da der HErr sahe/ daß der Menschen boßheit groß

war
Die Neunzehende


Die Andere Predigt.

Von dem Oſterlamb Chriſti Jeſu.

GEliebte in Chriſto: Drey bedenckliche ſtuck zeiget Moſes
der erſten Welt Geſchicht-ſchreiber/ der groſſe Prophet an von dem
Gen. 8. 21.Opffer Noah nach der Suͤndfluth geſchehen/ Der HERR/
ſchreibt er/ roch den lieblichen Geruch erſtgemeldten Opffers;
Erſtlich
deutet er auff einen garſtigen vngeſchmackten vnflath
vnd abſchewlichen geſtanck/
dadurch der gerechte Gott erzoͤrnet wor-
den/ der ſeine Heylige Naſe beruͤhret/ zum Zorn gereitzet. Er nennet den
Geruch in ſeiner Sprach nicht vergebens [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] reach hanichoah,
fol. 138.odorem quietis. Lutherus verdolmetſchts einen lieblichen Geruch/
in ſeinem Commentario vber dieſe Wort machet er folgende paraphraſin,
odor quietis, quòd tum Deus quieverit ab ira, quòd dimiſerit iram, &
placatus ſit, ſicut vulgò dicimus, quòd bene contentus fuerit, & mox:
Deum horribili fœtore impietatis offenſum nunc quaſi recreatum,
das iſt/
GOtt der Herr hab ſich widerumb zur Ruhe begeben/ ſey content ge-
weſt/ habe ſeinen Zorn ſchwinden laſſen. Hat das Opfferrube gemacht/
ſo muß zuvor in die Naſen Gottes eine vnluſt geſtiegen ſein/ dadurch ſie ver-
vnruhiget worden. Was war daß? Es lag zwar da fuͤr der Naſen/ nach
dem ſich das Waſſer geleget/ auff dem truckenen Erdbeden der leitliche Ge-
ſtanck von den viel tauſend Todten-gaſſen der Menſchen vnd Viehe/ die in
der menge vber einander gelegen/ den Lufft inficiret vnd angeſtecket; man
erfahrets wann ein Fiſchweyer abgelaſſen wird/ vnd die todten Fiſch am
Lande liegen bleiben/ welch ein aͤrmlicher vnleidenlicher Geſtanck darauß
entſtehe/ daß kein Menſch davor in der naͤhe bleiben kan. Wie meinen wir
wol/ werde der Lufft geſtuncken haben nach der Suͤndfluth/ von der groſſen
menge der erſaͤufften Todten-coͤrpern von Menſchen vnd Viehe? derſelbe
geſtanck aber iſt nicht zu vergleichen mit dem vngehewren Suͤnden-geſtanck
der Gottloſen widerſpenſtigen erſten rohen Welt/ dadurch ſie Gott im Him-
mel dermaſſen erzoͤrnet/ daß es jhn ſeines Geſchoͤpffs gerewet/ es verdroß jhn
gleichſam/ daß er jemahl Hand an den Erden-gloß geleget vnd Menſchen
Gen. 6, 5.
6. 7.
gemacht; denn da der HErꝛ ſahe/ daß der Menſchen boßheit groß

war
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[820/0304] Die Neunzehende Die Andere Predigt. Von dem Oſterlamb Chriſti Jeſu. GEliebte in Chriſto: Drey bedenckliche ſtuck zeiget Moſes der erſten Welt Geſchicht-ſchreiber/ der groſſe Prophet an von dem Opffer Noah nach der Suͤndfluth geſchehen/ Der HERR/ ſchreibt er/ roch den lieblichen Geruch erſtgemeldten Opffers; Erſtlich deutet er auff einen garſtigen vngeſchmackten vnflath vnd abſchewlichen geſtanck/ dadurch der gerechte Gott erzoͤrnet wor- den/ der ſeine Heylige Naſe beruͤhret/ zum Zorn gereitzet. Er nennet den Geruch in ſeiner Sprach nicht vergebens _ _ reach hanichoah, odorem quietis. Lutherus verdolmetſchts einen lieblichen Geruch/ in ſeinem Commentario vber dieſe Wort machet er folgende paraphraſin, odor quietis, quòd tum Deus quieverit ab ira, quòd dimiſerit iram, & placatus ſit, ſicut vulgò dicimus, quòd bene contentus fuerit, & mox: Deum horribili fœtore impietatis offenſum nunc quaſi recreatum, das iſt/ GOtt der Herr hab ſich widerumb zur Ruhe begeben/ ſey content ge- weſt/ habe ſeinen Zorn ſchwinden laſſen. Hat das Opfferrube gemacht/ ſo muß zuvor in die Naſen Gottes eine vnluſt geſtiegen ſein/ dadurch ſie ver- vnruhiget worden. Was war daß? Es lag zwar da fuͤr der Naſen/ nach dem ſich das Waſſer geleget/ auff dem truckenen Erdbeden der leitliche Ge- ſtanck von den viel tauſend Todten-gaſſen der Menſchen vnd Viehe/ die in der menge vber einander gelegen/ den Lufft inficiret vnd angeſtecket; man erfahrets wann ein Fiſchweyer abgelaſſen wird/ vnd die todten Fiſch am Lande liegen bleiben/ welch ein aͤrmlicher vnleidenlicher Geſtanck darauß entſtehe/ daß kein Menſch davor in der naͤhe bleiben kan. Wie meinen wir wol/ werde der Lufft geſtuncken haben nach der Suͤndfluth/ von der groſſen menge der erſaͤufften Todten-coͤrpern von Menſchen vnd Viehe? derſelbe geſtanck aber iſt nicht zu vergleichen mit dem vngehewren Suͤnden-geſtanck der Gottloſen widerſpenſtigen erſten rohen Welt/ dadurch ſie Gott im Him- mel dermaſſen erzoͤrnet/ daß es jhn ſeines Geſchoͤpffs gerewet/ es verdroß jhn gleichſam/ daß er jemahl Hand an den Erden-gloß geleget vnd Menſchen gemacht; denn da der HErꝛ ſahe/ daß der Menſchen boßheit groß war Gen. 8. 21. fol. 138. Gen. 6, 5. 6. 7.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/304>, abgerufen am 22.11.2024.