Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.Predigt. get/ sondern dieselbe vnterlassen. Da sihet vnd greiffet der Christli-che Zuhörer/ sind Wort deß Jesuiten Scherers in seiner Postill/ daß die guten Wercke nöhtig seyn zur Seligkeit/ weil auß mangel derselben die zur Lincken in das höllische Feuer gewiesen werden. Dann da findet sich aber- mals die clausul (enim) oder das Griechische gar, oder das Hebreische [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt] welches Wort nicht vergebens durch den Mund Gottes gangen/ vnd vom heiligen Evangelisten beschrieben worden. Jst ein Einwurff von keinen kräfften/ sintemal das Enim nicht allzeit ein Vrsach/ sondern auch bißwei- len ein Zeichen bedeutet/ vnd gar nicht folget/ so die bösen Werck verdam- men/ daß darumb die guten Werck selig machen. Nun meine Liebsten/ wollen wir abermal makarioi vnd selig seyn vnd Jst noch übrig Judicii executio irrevocabilis, die endliche wie ligt/ h h h h iij
Predigt. get/ ſondern dieſelbe vnterlaſſen. Da ſihet vnd greiffet der Chriſtli-che Zuhoͤrer/ ſind Wort deß Jeſuiten Scherers in ſeiner Poſtill/ daß die guten Wercke noͤhtig ſeyn zur Seligkeit/ weil auß mangel derſelben die zur Lincken in das hoͤlliſche Feuer gewieſen werden. Dann da findet ſich aber- mals die clauſul (enim) oder das Griechiſche γὰρ, oder das Hebreiſche [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt] welches Wort nicht vergebens durch den Mund Gottes gangen/ vnd vom heiligen Evangeliſten beſchrieben worden. Jſt ein Einwurff von keinen kraͤfften/ ſintemal das Enim nicht allzeit ein Vrſach/ ſondern auch bißwei- len ein Zeichen bedeutet/ vnd gar nicht folget/ ſo die boͤſen Werck verdam- men/ daß darumb die guten Werck ſelig machen. Nun meine Liebſten/ wollen wir abermal μακάριοι vnd ſelig ſeyn vnd Jſt noch uͤbrig Judicii executio irrevocabilis, die endliche wie ligt/ h h h h iij
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Predigt.
get/ ſondern dieſelbe vnterlaſſen. Da ſihet vnd greiffet der Chriſtli-
che Zuhoͤrer/ ſind Wort deß Jeſuiten Scherers in ſeiner Poſtill/ daß die
guten Wercke noͤhtig ſeyn zur Seligkeit/ weil auß mangel derſelben die zur
Lincken in das hoͤlliſche Feuer gewieſen werden. Dann da findet ſich aber-
mals die clauſul (enim) oder das Griechiſche γὰρ, oder das Hebreiſche _
welches Wort nicht vergebens durch den Mund Gottes gangen/ vnd vom
heiligen Evangeliſten beſchrieben worden. Jſt ein Einwurff von keinen
kraͤfften/ ſintemal das Enim nicht allzeit ein Vrſach/ ſondern auch bißwei-
len ein Zeichen bedeutet/ vnd gar nicht folget/ ſo die boͤſen Werck verdam-
men/ daß darumb die guten Werck ſelig machen.
Nun meine Liebſten/ wollen wir abermal μακάριοι vnd ſelig ſeyn vnd
heiſſen/ ſo muß einmal das Gericht in ſolcher Form in dem innern Hertzen-
vnd Gewiſſens-hauß gehalten werden/ Dann ſo wir vns ſelber richte-
ten/ ſo wuͤrden wir nicht gerichtet; Es muͤſſen die Buͤcher herbey ge-
nommen/ das Gewiſſens-buch auffgethan/ das Leben nach der Schrifft ex-
aminiret, vnd der richtige Proceß innerlich appliciret werden; Thats doch
jener Heyde Sextus, von welchem Seneca ſchreibet/ daß/ wann er ſich deß
Nachts hat wollen zur Ruhe begeben/ er ſich allezeit examiniret/ wie er ſich
dieſen tag uͤber gehalten/ welchem Laſter er widerſtanden/ vmb wie viel er ſich
dieſen tag gebeſſert? Hierauff folget die ἀυτοκατάκρισις, die ſelbs-verdamnuß/
Mitten in der Höllen-angſt/ vnſer Suͤnd vns treiben/ wo ſollen
wir dann fliehen hin/ daß wir moͤgen bleiben? Chriſtus antwortet
holdſelig: Kommet her zu mir! Derowegen zu dir HErr Chriſt al-
leine! Der du vom Himmel herab kommen biſt/ als ein Hoherprieſter/ als
ein Koͤnig/ als ein Prophet/ mich zu erloͤſen: Jch verlaſſe mich auff dein ie
gewißlich-wahres vnd theures Wort! Erforſche mich HErr/ erfahre
mein Hertz/ verſuche alle meine Gedancken/ vnd ſihe ob mein
Thun ꝛc. ob ich ſey tretten ab der bahn! Welt-kinder/ die durchloͤ-
cherte Gewiſſen haben ſchlagen dieſes in Wind/ dencken nicht einmal was
mach ich doch? O vngluͤckſelige Leuthe!
1. Cor. 11,
31.
l. 3. de irâ.
Matth. 11,
28.
Jſt noch uͤbrig Judicii executio irrevocabilis, die endliche wie
vnwiderruffliche alſo vnwiderſtrebliche execution vnd Voll-
ziehung deß Gerichts. Erſtlich wird die Welt als die vnſelige Sela-
vin der Eitelkeit vergehen/ das Geruͤſt wird brechen/ das Buch zugethan/
das alte Kleid weggeworffen/ gleich wie ein Schandvieh/ das zur Vnzucht
gebraucht worden/ wie geſchrieben ſtehet: Wann iemand beym Viehe
ligt/
Lev. 20, 15.
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