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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Dritte
Abraham nimmet er an sich/ auff eine solche weiß die keinem Engel
widerfahren/ die Engel nimt der Herr auch an/ er nimt sich jhrer an/ er
liebt dieselbe/ aber keiner vnder denselben hat er so hoch erhoben vnd geadelt/
daß er jhn in den Schoß seiner Person vnd also in die Gesell: oder Gemein-
schafft der H. Dreyfaltigkeit gezogen.

Hebr. 2, 14.

Darnach per koinonian hypostaseos & naturae divinae, durch die ge-
meinschafft oder mit theilung seiner eygenen Person vnd Natur:

Dann nach dem nun die Kinder fleisch vnd Blut haben/ gleicher
massen ist er der Sohn Gottes derselben auch theilhafftig worden/

spricht St. Paulus. GOttes Sohn hat sich seinem angenommen fleisch
gantz gegeben/ ergeben vnd gleichsam in gesundem Verstand sich seiner
Majestät begeben; Er hat seine Person vnd selbsständigkeit/ seine Gött-
liche Natur/ Wesen/ art vnd eygenschafft der Menschheit frey vnd auß gna-
den geschencket/ vnd sie in den Besitz derselben göttlichen Majestät gezogen/
alles auff eine andere vnd höhere weiß/ als einiger Creatur ohn Christo be-
gegnet: alle glaubigen werden theilhafftig der göttlichen Natur/
2. Pet. 1, 34.wie St. Petrus lehret/ aber nicht in solchem grad, in solcher Art/ als die
Menschheit der Göttlichen Natur theilhafftig worden. Sintemahl dieser
gemeinschafft gefolget der Name/ Titul vnd ruhm/ das in casu recto, die
Allerheiligste Leibsfrucht Mariae GOttes Sohn genennet worden. Got-
tes Sohn sag ich nicht bloß wegen der Schöpffung/ in welchem Verstand
auch die Engel Gottes Kinder heissen: Nicht wegen einer adoption vnd
anwündschung/ als wäre er nach seiner Menschheit an Kindschafft ange-
nommen worden/ in welchem Verstand alle glaubige/ Kinder Gottes sind
vnd heissen/ sondern vmb vnd von wegen der geheimsten sonderbarsten
persönlichen vereinigung. GOtt war auch geistlicher weiß in Mutterleib
vereiniget mit Johanne dem Täuffer in Mutterleib/ aber deßwegen heisset
er nicht ein Sohn Gottes/ nirgend wird von jhm in casu recto gerühmet/
daß die Leibsfrucht welche Elisabeth vnder jhrem Hertzen getragen der
Sohn Gottes vnd zwar der einige/ eygene/ natürliche Sohn Gottes seye.

Endlich per appropriationem, durch die zueygnung/ das Wort
war fleisch/
dieweil er jhme das Fleisch zu eygen gemacht/ vnd daher nen-
net der Herr seine menschliche Natur/ sein Fleisch/ sein menschliches
blut sein eygen Blut/ so eygen durch die persönliche vereinigung/ als eygen
jhm sein Göttliche Natur ist durch die ewige Geburt/ wer MEJN
Ioh. 6, 54.
55.
fleisch isset vnd trincket MEJN blut der hat das ewige Leben/

vnd

Die Dritte
Abraham nimmet er an ſich/ auff eine ſolche weiß die keinem Engel
widerfahren/ die Engel nimt der Herr auch an/ er nimt ſich jhrer an/ er
liebt dieſelbe/ aber keiner vnder denſelben hat er ſo hoch erhoben vnd geadelt/
daß er jhn in den Schoß ſeiner Perſon vnd alſo in die Geſell: oder Gemein-
ſchafft der H. Dreyfaltigkeit gezogen.

Hebr. 2, 14.

Darnach per κοινωνίαν hypoſtaſeωs & naturæ divinæ, durch die ge-
meinſchafft oder mit theilung ſeiner eygenen Perſon vnd Natur:

Dann nach dem nun die Kinder fleiſch vnd Blut haben/ gleicher
maſſen iſt er der Sohn Gottes derſelbẽ auch theilhafftig worden/

ſpricht St. Paulus. GOttes Sohn hat ſich ſeinem angenommen fleiſch
gantz gegeben/ ergeben vnd gleichſam in geſundem Verſtand ſich ſeiner
Majeſtaͤt begeben; Er hat ſeine Perſon vnd ſelbsſtaͤndigkeit/ ſeine Goͤtt-
liche Natur/ Weſen/ art vnd eygenſchafft der Menſchheit frey vnd auß gna-
den geſchencket/ vnd ſie in den Beſitz derſelben goͤttlichen Majeſtaͤt gezogen/
alles auff eine andere vnd hoͤhere weiß/ als einiger Creatur ohn Chriſto be-
gegnet: alle glaubigen werden theilhafftig der goͤttlichen Natur/
2. Pet. 1, 34.wie St. Petrus lehret/ aber nicht in ſolchem grad, in ſolcher Art/ als die
Menſchheit der Goͤttlichen Natur theilhafftig worden. Sintemahl dieſer
gemeinſchafft gefolget der Name/ Titul vnd ruhm/ das in caſu recto, die
Allerheiligſte Leibsfrucht Mariæ GOttes Sohn genennet worden. Got-
tes Sohn ſag ich nicht bloß wegen der Schoͤpffung/ in welchem Verſtand
auch die Engel Gottes Kinder heiſſen: Nicht wegen einer adoption vnd
anwuͤndſchung/ als waͤre er nach ſeiner Menſchheit an Kindſchafft ange-
nommen worden/ in welchem Verſtand alle glaubige/ Kinder Gottes ſind
vnd heiſſen/ ſondern vmb vnd von wegen der geheimſten ſonderbarſten
perſoͤnlichen vereinigung. GOtt war auch geiſtlicher weiß in Mutterleib
vereiniget mit Johanne dem Taͤuffer in Mutterleib/ aber deßwegen heiſſet
er nicht ein Sohn Gottes/ nirgend wird von jhm in caſu recto geruͤhmet/
daß die Leibsfrucht welche Eliſabeth vnder jhrem Hertzen getragen der
Sohn Gottes vnd zwar der einige/ eygene/ natuͤrliche Sohn Gottes ſeye.

Endlich per appropriationem, durch die zueygnung/ das Wort
war fleiſch/
dieweil er jhme das Fleiſch zu eygen gemacht/ vnd daher nen-
net der Herr ſeine menſchliche Natur/ ſein Fleiſch/ ſein menſchliches
blut ſein eygen Blut/ ſo eygen durch die perſoͤnliche vereinigung/ als eygen
jhm ſein Goͤttliche Natur iſt durch die ewige Geburt/ wer MEJN
Ioh. 6, 54.
55.
fleiſch iſſet vnd trincket MEJN blut der hat das ewige Leben/

vnd
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[612/0096] Die Dritte Abraham nimmet er an ſich/ auff eine ſolche weiß die keinem Engel widerfahren/ die Engel nimt der Herr auch an/ er nimt ſich jhrer an/ er liebt dieſelbe/ aber keiner vnder denſelben hat er ſo hoch erhoben vnd geadelt/ daß er jhn in den Schoß ſeiner Perſon vnd alſo in die Geſell: oder Gemein- ſchafft der H. Dreyfaltigkeit gezogen. Darnach per κοινωνίαν hypoſtaſeωs & naturæ divinæ, durch die ge- meinſchafft oder mit theilung ſeiner eygenen Perſon vnd Natur: Dann nach dem nun die Kinder fleiſch vnd Blut haben/ gleicher maſſen iſt er der Sohn Gottes derſelbẽ auch theilhafftig worden/ ſpricht St. Paulus. GOttes Sohn hat ſich ſeinem angenommen fleiſch gantz gegeben/ ergeben vnd gleichſam in geſundem Verſtand ſich ſeiner Majeſtaͤt begeben; Er hat ſeine Perſon vnd ſelbsſtaͤndigkeit/ ſeine Goͤtt- liche Natur/ Weſen/ art vnd eygenſchafft der Menſchheit frey vnd auß gna- den geſchencket/ vnd ſie in den Beſitz derſelben goͤttlichen Majeſtaͤt gezogen/ alles auff eine andere vnd hoͤhere weiß/ als einiger Creatur ohn Chriſto be- gegnet: alle glaubigen werden theilhafftig der goͤttlichen Natur/ wie St. Petrus lehret/ aber nicht in ſolchem grad, in ſolcher Art/ als die Menſchheit der Goͤttlichen Natur theilhafftig worden. Sintemahl dieſer gemeinſchafft gefolget der Name/ Titul vnd ruhm/ das in caſu recto, die Allerheiligſte Leibsfrucht Mariæ GOttes Sohn genennet worden. Got- tes Sohn ſag ich nicht bloß wegen der Schoͤpffung/ in welchem Verſtand auch die Engel Gottes Kinder heiſſen: Nicht wegen einer adoption vnd anwuͤndſchung/ als waͤre er nach ſeiner Menſchheit an Kindſchafft ange- nommen worden/ in welchem Verſtand alle glaubige/ Kinder Gottes ſind vnd heiſſen/ ſondern vmb vnd von wegen der geheimſten ſonderbarſten perſoͤnlichen vereinigung. GOtt war auch geiſtlicher weiß in Mutterleib vereiniget mit Johanne dem Taͤuffer in Mutterleib/ aber deßwegen heiſſet er nicht ein Sohn Gottes/ nirgend wird von jhm in caſu recto geruͤhmet/ daß die Leibsfrucht welche Eliſabeth vnder jhrem Hertzen getragen der Sohn Gottes vnd zwar der einige/ eygene/ natuͤrliche Sohn Gottes ſeye. 2. Pet. 1, 34. Endlich per appropriationem, durch die zueygnung/ das Wort war fleiſch/ dieweil er jhme das Fleiſch zu eygen gemacht/ vnd daher nen- net der Herr ſeine menſchliche Natur/ ſein Fleiſch/ ſein menſchliches blut ſein eygen Blut/ ſo eygen durch die perſoͤnliche vereinigung/ als eygen jhm ſein Goͤttliche Natur iſt durch die ewige Geburt/ wer MEJN fleiſch iſſet vnd trincket MEJN blut der hat das ewige Leben/ vnd Ioh. 6, 54. 55.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/96>, abgerufen am 03.05.2024.