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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
die erweichet das steinerne Hertz/ den grossen Grab-Stein/ der für dem to-Ezech. 11,
19.
c.
36, 26.

den Hertzen ligt/ weltzet sie ab vnd hinweg/ thut die Läden eusserlicher Sinne
auff/ daß der HErr/ wie er durch den Mund des Propheten Ezechiels2. Cor. 3, 3.
zugesaget/ das steinerne Hertz weg nehmen/ und ein flei-
schern Hertz geben/
auf daß der Finger Gottes/ der H. Geist/ in solche be-
reitete Tafel des fleischlichen Hertzen sein Evangelium kräfftiglich einschrei-
ben könne. Jst der Stein also abgeweltzet/ so stehet das Hertz offen/ und ist
fähig zu empfangen was Gott der Herr hinein giessen und verehren
will. Ein fürtrefflich schönes Exempel dessen haben wir an der Lydia derAct. 16, 14.
Gottseligen Purpur-Krämerin/ die auff der Meß und Marckte zu Philip-
pis gar gute Wahren eingekramt. Sie kommt in die prosevcham in das Bet-
Hauß/ da St. Paulus eine kräfftige schöne Predigt abgeleget/ sie eröffnet
die eusserlichen leiblichen Ohren/ worauff der Geist Gottes ihr hinwieder-
umb öffnet die innerlichen Hertzens-Ohren zur Andacht/ fleissigen Auff-
mercken/ Lust/ Liebe und Anmuth zu dem gepredigten Worte Gottes.
Widerstrebet der Mensch nicht/ so folget gratia perficiens, die thätigePhil. 1, 6.
c.
2, 13.

außmachende und gäntzlich vollbringende/ überwindende
Gnade/
die den Willen des Menschen überwindet/ vnd würcket beyde
das Wollen/ das Vermögen und das Vollbringen/ so ist des Menschen-
Hertz gewonnen: dem füget sich hernach zu das andere choragium
gratiarum,
die herrliche schöne Gnaden-Cron/ von welchem ins
künfftige mit mehrerm.

Eine widerstrebliche Gnade/ deren das menschliche vergiff-
tete böse Hertz sich widersetzen kan; aus eigenen Kräfften kan zwar der
Mensch ihm selbst nicht helffen zu seiner Bekehrung und Seligkeit/ daher
ist der freye Wille untüchtig/ erstorben und verlohren; aber boßhafftiger
Weise solche Gnade von sich zu stossen/ und der hülffreichen Gnaden-
Hand Gottes des Heiligen Geistes zn widerstehen/ darzu ist er nur allzu-
mächtig; Es wäre Gotte zwar ein leichtes mit uns Menschen zu handlen/
durch eine unwidersetzliche und vnüberwindliche gewaltige Krafft/ er könte
einen gottlosen Menschen mitten in flagtanti peccato, mitten in der Furi
und Brunst seiner Sünden gleichsam bey den Haaren herzu ziehen/ ihn
sideriren/ erschrecken und zu Boden schlagen/ wie Er mit dem schnauben-
den Saul procedirt; Aber Er als ein Gott und Liebhaber der Ord-
nung/ handlet mit uns Menschen nicht zwangsweise/ Er nöthiget nie-Actor. 9, 4.
5. 6.

mand absolute in seinen Himmel/ Er ziehet vns nicht/ wie die Kälber

oder
Sechster Theil. M

Predigt.
die erweichet das ſteinerne Hertz/ den groſſen Grab-Stein/ der fuͤr dem to-Ezech. 11,
19.
c.
36, 26.

den Hertzen ligt/ weltzet ſie ab vnd hinweg/ thut die Laͤden euſſerlicher Sinne
auff/ daß der HErr/ wie er durch den Mund des Propheten Ezechiels2. Cor. 3, 3.
zugeſaget/ das ſteinerne Hertz weg nehmen/ und ein flei-
ſchern Hertz geben/
auf daß der Finger Gottes/ der H. Geiſt/ in ſolche be-
reitete Tafel des fleiſchlichen Hertzen ſein Evangelium kraͤfftiglich einſchrei-
ben koͤnne. Jſt der Stein alſo abgeweltzet/ ſo ſtehet das Hertz offen/ und iſt
faͤhig zu empfangen was Gott der Herr hinein gieſſen und verehren
will. Ein fuͤrtrefflich ſchoͤnes Exempel deſſen haben wir an der Lydia derAct. 16, 14.
Gottſeligen Purpur-Kraͤmerin/ die auff der Meß und Marckte zu Philip-
pis gar gute Wahrẽ eingekramt. Sie kom̃t in die proſevcham in das Bet-
Hauß/ da St. Paulus eine kraͤfftige ſchoͤne Predigt abgeleget/ ſie eroͤffnet
die euſſerlichen leiblichen Ohren/ worauff der Geiſt Gottes ihr hinwieder-
umb oͤffnet die innerlichen Hertzens-Ohren zur Andacht/ fleiſſigen Auff-
mercken/ Luſt/ Liebe und Anmuth zu dem gepredigten Worte Gottes.
Widerſtrebet der Menſch nicht/ ſo folget gratia perficiens, die thaͤtigePhil. 1, 6.
c.
2, 13.

außmachende und gäntzlich vollbringende/ uͤberwindende
Gnade/
die den Willen des Menſchen uͤberwindet/ vnd wuͤrcket beyde
das Wollen/ das Vermoͤgen und das Vollbringen/ ſo iſt des Menſchen-
Hertz gewonnen: dem fuͤget ſich hernach zu das andere choragium
gratiarum,
die herrliche ſchöne Gnaden-Cron/ von welchem ins
kuͤnfftige mit mehrerm.

Eine widerſtrebliche Gnade/ deren das menſchliche vergiff-
tete boͤſe Hertz ſich widerſetzen kan; aus eigenen Kraͤfften kan zwar der
Menſch ihm ſelbſt nicht helffen zu ſeiner Bekehrung und Seligkeit/ daher
iſt der freye Wille untuͤchtig/ erſtorben und verlohren; aber boßhafftiger
Weiſe ſolche Gnade von ſich zu ſtoſſen/ und der huͤlffreichen Gnaden-
Hand Gottes des Heiligen Geiſtes zn widerſtehen/ darzu iſt er nur allzu-
maͤchtig; Es waͤre Gotte zwar ein leichtes mit uns Menſchen zu handlen/
durch eine unwiderſetzliche und vnuͤberwindliche gewaltige Krafft/ er koͤnte
einen gottloſen Menſchen mitten in flagtanti peccato, mitten in der Furi
und Brunſt ſeiner Suͤnden gleichſam bey den Haaren herzu ziehen/ ihn
ſideriren/ erſchrecken und zu Boden ſchlagen/ wie Er mit dem ſchnauben-
den Saul procedirt; Aber Er als ein Gott und Liebhaber der Ord-
nung/ handlet mit uns Menſchen nicht zwangsweiſe/ Er noͤthiget nie-Actor. 9, 4.
5. 6.

mand abſolutè in ſeinen Himmel/ Er ziehet vns nicht/ wie die Kaͤlber

oder
Sechſter Theil. M
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[89/0121] Predigt. die erweichet das ſteinerne Hertz/ den groſſen Grab-Stein/ der fuͤr dem to- den Hertzen ligt/ weltzet ſie ab vnd hinweg/ thut die Laͤden euſſerlicher Sinne auff/ daß der HErr/ wie er durch den Mund des Propheten Ezechiels zugeſaget/ das ſteinerne Hertz weg nehmen/ und ein flei- ſchern Hertz geben/ auf daß der Finger Gottes/ der H. Geiſt/ in ſolche be- reitete Tafel des fleiſchlichen Hertzen ſein Evangelium kraͤfftiglich einſchrei- ben koͤnne. Jſt der Stein alſo abgeweltzet/ ſo ſtehet das Hertz offen/ und iſt faͤhig zu empfangen was Gott der Herr hinein gieſſen und verehren will. Ein fuͤrtrefflich ſchoͤnes Exempel deſſen haben wir an der Lydia der Gottſeligen Purpur-Kraͤmerin/ die auff der Meß und Marckte zu Philip- pis gar gute Wahrẽ eingekramt. Sie kom̃t in die proſevcham in das Bet- Hauß/ da St. Paulus eine kraͤfftige ſchoͤne Predigt abgeleget/ ſie eroͤffnet die euſſerlichen leiblichen Ohren/ worauff der Geiſt Gottes ihr hinwieder- umb oͤffnet die innerlichen Hertzens-Ohren zur Andacht/ fleiſſigen Auff- mercken/ Luſt/ Liebe und Anmuth zu dem gepredigten Worte Gottes. Widerſtrebet der Menſch nicht/ ſo folget gratia perficiens, die thaͤtige außmachende und gäntzlich vollbringende/ uͤberwindende Gnade/ die den Willen des Menſchen uͤberwindet/ vnd wuͤrcket beyde das Wollen/ das Vermoͤgen und das Vollbringen/ ſo iſt des Menſchen- Hertz gewonnen: dem fuͤget ſich hernach zu das andere choragium gratiarum, die herrliche ſchöne Gnaden-Cron/ von welchem ins kuͤnfftige mit mehrerm. Ezech. 11, 19. c. 36, 26. 2. Cor. 3, 3. Act. 16, 14. Phil. 1, 6. c. 2, 13. Eine widerſtrebliche Gnade/ deren das menſchliche vergiff- tete boͤſe Hertz ſich widerſetzen kan; aus eigenen Kraͤfften kan zwar der Menſch ihm ſelbſt nicht helffen zu ſeiner Bekehrung und Seligkeit/ daher iſt der freye Wille untuͤchtig/ erſtorben und verlohren; aber boßhafftiger Weiſe ſolche Gnade von ſich zu ſtoſſen/ und der huͤlffreichen Gnaden- Hand Gottes des Heiligen Geiſtes zn widerſtehen/ darzu iſt er nur allzu- maͤchtig; Es waͤre Gotte zwar ein leichtes mit uns Menſchen zu handlen/ durch eine unwiderſetzliche und vnuͤberwindliche gewaltige Krafft/ er koͤnte einen gottloſen Menſchen mitten in flagtanti peccato, mitten in der Furi und Brunſt ſeiner Suͤnden gleichſam bey den Haaren herzu ziehen/ ihn ſideriren/ erſchrecken und zu Boden ſchlagen/ wie Er mit dem ſchnauben- den Saul procedirt; Aber Er als ein Gott und Liebhaber der Ord- nung/ handlet mit uns Menſchen nicht zwangsweiſe/ Er noͤthiget nie- mand abſolutè in ſeinen Himmel/ Er ziehet vns nicht/ wie die Kaͤlber oder Actor. 9, 4. 5. 6. Sechſter Theil. M

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/121>, abgerufen am 21.11.2024.