Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. Drey Stück/ sag ich/ sind allhier wol in acht zu nehmen I. Erstlichdas Göttliche Locken; Jst ein Gleichnüß genommen von den Vo- gelfängern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Vögel und Lock-Pfeiffen/ und locken die flüchtigen und irrenden Vögel/ daß sie sich in ihren Vogel- Herd begeben: Also wüntschet/ also bittet/ also propheceyet Noah/ daß Gott der Herr dermaleins durch die Apostolische Lock-Vögel und holdselige Evangelische Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und über- reden die Verlockte und im Heydenthumb gefährlich herumb-vagirende Taube. 2. Wen werde er locken? den Japhet: Jst eine liebliche 3. Wohin? Zu der Hütten Sems/ das ist/ zu dem geist- Diß Sechster Theil. N
Predigt. Drey Stuͤck/ ſag ich/ ſind allhier wol in acht zu nehmen I. Erſtlichdas Göttliche Locken; Jſt ein Gleichnuͤß genommen von den Vo- gelfaͤngern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/ und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß ſie ſich in ihren Vogel- Herd begeben: Alſo wuͤntſchet/ alſo bittet/ alſo propheceyet Noah/ daß Gott der Herr dermaleins durch die Apoſtoliſche Lock-Voͤgel und holdſelige Evangeliſche Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber- reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb-vagirende Taube. 2. Wen werde er locken? den Japhet: Jſt eine liebliche 3. Wohin? Zu der Huͤtten Sems/ das iſt/ zu dem geiſt- Diß Sechſter Theil. N
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Drey Stuͤck/</hi> ſag ich/ ſind allhier wol in acht zu nehmen <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#fr">Erſtlich<lb/> das Göttliche Locken;</hi> Jſt ein Gleichnuͤß genommen von den Vo-<lb/> gelfaͤngern/ die haben ihre <hi rendition="#aq">aves illices,</hi> ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/<lb/> und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß ſie ſich in ihren Vogel-<lb/> Herd begeben: Alſo wuͤntſchet/ alſo bittet/ alſo propheceyet Noah/ daß<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> dermaleins durch die Apoſtoliſche Lock-Voͤgel und<lb/> holdſelige Evangeliſche Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber-<lb/> reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb-<hi rendition="#aq">vag</hi>irende<lb/> Taube.</p> <note place="right"><hi rendition="#aq">Oſe.</hi> 7, 11.</note><lb/> <p>2. <hi rendition="#fr">Wen werde er locken? den Japhet:</hi> Jſt eine liebliche<lb/> παρονομασἰα im Hebreiſchen/ <hi rendition="#aq">Japhet lejephet,</hi> <hi rendition="#fr">Gott werde locken<lb/> den loͤcklichen oder einfaͤltigen Japhet/</hi> der ſeine Vernunfft gefan-<lb/> gen nehmen werde/ unter den Gehorſam des Glaubens; Es wird aber<lb/> hiedurch nicht <hi rendition="#aq">præcisè</hi> und eigentlich Japhet in der Perſon verſtanden/<lb/> ſondern ſeine <hi rendition="#aq">familia</hi> und <hi rendition="#aq">poſter</hi>itaͤt; das ſeynd nun fuͤrnemlich wir<lb/> Teutſchen/ die wir von Thuiſco und ſeines Manni Sohne einem Herkom-<lb/> men; <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> ſchreibet/ daß die Alten den Thuiſconem/ der ein Gott ſey<lb/> von der Erden erſchaffen/ und ſeinen Sohn Mannum fuͤr den Vrſprung<lb/> und Vrheber dieſes Volcks gehalten/ welchem Manno ſie drey Soͤhne<lb/> zuſchreiben. Wer iſt dieſer Thuiſco/ ſo von der Erde geboren oder ge-<lb/> ſchaffen/ als Adam der erſte Menſch? Wer iſt dieſer Mannus anders/<lb/> als der Noah und ſeine drey Soͤhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn<lb/> Japhets/ der drey Soͤhne hatte/ Aſcenas/ Riphat und Thogarma. Etliche<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 10, 3.</note><lb/> wollen unſer Geſchlecht von Aſcenas <hi rendition="#aq">deduc</hi>iren und herfletzen/ andere<lb/> glaͤublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und <hi rendition="#aq">Germania<lb/> correſpond</hi>iren/ auch der uralte Chaldeiſche Dolmetſch das Thogar-<lb/> ma Ezech. 27. durch das Wort <hi rendition="#aq">Germaniam</hi> uͤerdolmetſchet. Dem ſey<note place="right"><hi rendition="#aq">Ezech.</hi> 27,<lb/> 14.</note><lb/> wie ihm wolle/ ſo iſts unſtreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen;<lb/> Von dem ſagt <hi rendition="#fr">Noah: Er werde in ſeinen Nachkommen gelocket<lb/> werden/ er werde ſich locken und beruffen laſſen.</hi></p><lb/> <p>3. <hi rendition="#fr">Wohin? Zu der Huͤtten Sems/</hi> das iſt/ zu dem geiſt-<lb/> lichen Sion/ zu der Chriſtlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der<lb/> Meſſias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des<lb/> Goͤttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren-<lb/> den Huͤtte/ die ſich von einem Ort zum andern laͤſſet bewegen/ aber von dan-<lb/> nen in die beſtaͤndige/ unzerſtoͤrliche/ himliſche Wohnung.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Sechſter Theil. N</fw> <fw place="bottom" type="catch">Diß</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [97/0129]
Predigt.
Drey Stuͤck/ ſag ich/ ſind allhier wol in acht zu nehmen I. Erſtlich
das Göttliche Locken; Jſt ein Gleichnuͤß genommen von den Vo-
gelfaͤngern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/
und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß ſie ſich in ihren Vogel-
Herd begeben: Alſo wuͤntſchet/ alſo bittet/ alſo propheceyet Noah/ daß
Gott der Herr dermaleins durch die Apoſtoliſche Lock-Voͤgel und
holdſelige Evangeliſche Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber-
reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb-vagirende
Taube.
2. Wen werde er locken? den Japhet: Jſt eine liebliche
παρονομασἰα im Hebreiſchen/ Japhet lejephet, Gott werde locken
den loͤcklichen oder einfaͤltigen Japhet/ der ſeine Vernunfft gefan-
gen nehmen werde/ unter den Gehorſam des Glaubens; Es wird aber
hiedurch nicht præcisè und eigentlich Japhet in der Perſon verſtanden/
ſondern ſeine familia und poſteritaͤt; das ſeynd nun fuͤrnemlich wir
Teutſchen/ die wir von Thuiſco und ſeines Manni Sohne einem Herkom-
men; Tacitus ſchreibet/ daß die Alten den Thuiſconem/ der ein Gott ſey
von der Erden erſchaffen/ und ſeinen Sohn Mannum fuͤr den Vrſprung
und Vrheber dieſes Volcks gehalten/ welchem Manno ſie drey Soͤhne
zuſchreiben. Wer iſt dieſer Thuiſco/ ſo von der Erde geboren oder ge-
ſchaffen/ als Adam der erſte Menſch? Wer iſt dieſer Mannus anders/
als der Noah und ſeine drey Soͤhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn
Japhets/ der drey Soͤhne hatte/ Aſcenas/ Riphat und Thogarma. Etliche
wollen unſer Geſchlecht von Aſcenas deduciren und herfletzen/ andere
glaͤublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und Germania
correſpondiren/ auch der uralte Chaldeiſche Dolmetſch das Thogar-
ma Ezech. 27. durch das Wort Germaniam uͤerdolmetſchet. Dem ſey
wie ihm wolle/ ſo iſts unſtreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen;
Von dem ſagt Noah: Er werde in ſeinen Nachkommen gelocket
werden/ er werde ſich locken und beruffen laſſen.
Gen. 10, 3.
Ezech. 27,
14.
3. Wohin? Zu der Huͤtten Sems/ das iſt/ zu dem geiſt-
lichen Sion/ zu der Chriſtlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der
Meſſias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des
Goͤttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren-
den Huͤtte/ die ſich von einem Ort zum andern laͤſſet bewegen/ aber von dan-
nen in die beſtaͤndige/ unzerſtoͤrliche/ himliſche Wohnung.
Diß
Sechſter Theil. N
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |