und Beruffung/ davon wir in der Außlegung des dritten Articuls beken- nen/ Er hab uns beruffen. Da hat keine lügenhafftige zwey-züngige sinceration nicht Platz/ alles ohne Betrug/ List/ alles redlich und wolge- meynt. Absolon ladet seinen Bruder Amnon zum Mahl/ er brauchet gar2. Sam. 13, 26. seqq. c. 11, 14. seqq. eine liebliche Pfeiffe; Aber es war mors in olla, der Tod lag in den Häfen/ David gibt dem frommen Vria einen Brief mit/ von aussen war er lauter Butter/ inwendig Gifft und Galle. Das sey fern/ daß Gottes Beruff von gleichen falschen Worten seyn solte/ sondern Ja und Amen; da ist keine Falschheit oder Argelist/ wann Er ruffet: Wendet euch zu mir/ soEsa. 45, 22. werdet ihr selig aller Welt Ende! Kommet her zu mir alle/ die ihr müheselig und beladen seyd/ ich will euch erquicken;Matt. 11, 28. Gehet hin/ sagt Er zu seinen Jüngern: in alle Welt/ lehret alle Heyden/ und machet mir zu Jüngern alle Völcker; ChristusMatth. 28, 19. ruffet Johan. 7. mit lauter Stimme: Wen da dürstet/ der kommeMarc. 16, 15. zu mir/ und trincke/ darumb auch St. Paulus sagt: Gott gebeutIoh. 7, 37. allen Menschen an allen Enden Busse zu thun. Das sind lau-Act. 17, 30. ter hertz-wolmeynende/ hertz-iringende/ im Hertzen gewachsene und nicht bloß auff der Zungen schwebende Wort/ so vom Göttlichen Hertzen zum menschlichen Hertzen gehen.
II.Eine allgemeine unpassionirte Gnade/ die keine Person ansihet; Wer einem einen Baum schencket/ der schencket ihm auch die Früchte: Gott der Herr hat allen Menschen seinen Sohn/ als den Baum des Lebens geschencket/ warumb nicht auch dessen Früchte/ die Gaben des Heiligen Geistes? so da sich erstrecket/ nicht allein in genera singulorum, über allerley Menschen/ von allerley Geschlecht und Stand/ sondern auch in singula generum, über alle und iede insonderheit; nicht nur über die Außerwehlten/ sondern auch über die durch ihre eigene Schuld Verworffenen/ wie der Herr solches selbst bezeuget/ und spricht: JchEsa. 65, 2. recke meine Hände aus den gantzen Tag zu einem ungehor-Prov. 1, 24. samen Volck/ das seinen Gedancken nachwandelt auff einemMatth. 23, 37. Wege/ der nicht gut ist; gestalt dann der liebe Gott sich niemalAct. 14, 17. unbezeuget gelassen/ sondern sich geoffenbaret 1. durch die Lock- Pfeiffe der Natur/ durch die Creaturen in dem Wercke der Schöpf- fung; dann ja so viel Creaturen/ so viel sind Stralen dieser himmlischen Son- nen; Es ist allen Menschen angeboren die Begierde zum höchsten Gut/
und der
N 2
Predigt.
und Beruffung/ davon wir in der Außlegung des dritten Articuls beken- nen/ Er hab uns beruffen. Da hat keine luͤgenhafftige zwey-zuͤngige ſinceration nicht Platz/ alles ohne Betrug/ Liſt/ alles redlich und wolge- meynt. Abſolon ladet ſeinen Bruder Amnon zum Mahl/ er brauchet gar2. Sam. 13, 26. ſeqq. c. 11, 14. ſeqq. eine liebliche Pfeiffe; Aber es war mors in ollâ, der Tod lag in den Haͤfen/ David gibt dem frommen Vria einen Brief mit/ von auſſen war er lauter Butter/ inwendig Gifft und Galle. Das ſey fern/ daß Gottes Beruff von gleichen falſchen Worten ſeyn ſolte/ ſondern Ja und Amen; da iſt keine Falſchheit oder Argeliſt/ wann Er ruffet: Wendet euch zu mir/ ſoEſa. 45, 22. werdet ihr ſelig aller Welt Ende! Kommet her zu mir alle/ die ihr muͤheſelig und beladen ſeyd/ ich will euch erquicken;Matt. 11, 28. Gehet hin/ ſagt Er zu ſeinen Juͤngern: in alle Welt/ lehret alle Heyden/ und machet mir zu Juͤngern alle Voͤlcker; ChriſtusMatth. 28, 19. ruffet Johan. 7. mit lauter Stimme: Wen da duͤrſtet/ der kommeMarc. 16, 15. zu mir/ und trincke/ darumb auch St. Paulus ſagt: Gott gebeutIoh. 7, 37. allen Menſchen an allen Enden Buſſe zu thun. Das ſind lau-Act. 17, 30. ter hertz-wolmeynende/ hertz-iringende/ im Hertzen gewachſene und nicht bloß auff der Zungen ſchwebende Wort/ ſo vom Goͤttlichen Hertzen zum menſchlichen Hertzen gehen.
II.Eine allgemeine unpaſſionirte Gnade/ die keine Perſon anſihet; Wer einem einen Baum ſchencket/ der ſchencket ihm auch die Fruͤchte: Gott der Herr hat allen Menſchen ſeinen Sohn/ als den Baum des Lebens geſchencket/ warumb nicht auch deſſen Fruͤchte/ die Gaben des Heiligen Geiſtes? ſo da ſich erſtrecket/ nicht allein in genera ſingulorum, uͤber allerley Menſchen/ von allerley Geſchlecht und Stand/ ſondern auch in ſingula generum, uͤber alle und iede inſonderheit; nicht nur uͤber die Außerwehlten/ ſondern auch uͤber die durch ihre eigene Schuld Verworffenen/ wie der Herr ſolches ſelbſt bezeuget/ und ſpricht: JchEſa. 65, 2. recke meine Hände aus den gantzen Tag zu einem ungehor-Prov. 1, 24. ſamen Volck/ das ſeinen Gedancken nachwandelt auff einemMatth. 23, 37. Wege/ der nicht gut iſt; geſtalt dann der liebe Gott ſich niemalAct. 14, 17. unbezeuget gelaſſen/ ſondern ſich geoffenbaret 1. durch die Lock- Pfeiffe der Natur/ durch die Creaturen in dem Wercke der Schoͤpf- fung; dañ ja ſo viel Creaturen/ ſo viel ſind Stralen dieſer him̃liſchen Son- nen; Es iſt allen Menſchen angeboren die Begierde zum hoͤchſten Gut/
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N 2
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eine liebliche Pfeiffe; Aber es war mors in ollâ, der Tod lag in den Haͤfen/
David gibt dem frommen Vria einen Brief mit/ von auſſen war er lauter
Butter/ inwendig Gifft und Galle. Das ſey fern/ daß Gottes Beruff von
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Falſchheit oder Argeliſt/ wann Er ruffet: Wendet euch zu mir/ ſo
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die ihr muͤheſelig und beladen ſeyd/ ich will euch erquicken;
Gehet hin/ ſagt Er zu ſeinen Juͤngern: in alle Welt/ lehret alle
Heyden/ und machet mir zu Juͤngern alle Voͤlcker; Chriſtus
ruffet Johan. 7. mit lauter Stimme: Wen da duͤrſtet/ der komme
zu mir/ und trincke/ darumb auch St. Paulus ſagt: Gott gebeut
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menſchlichen Hertzen gehen.
2. Sam. 13,
26. ſeqq.
c. 11, 14.
ſeqq.
Eſa. 45, 22.
Matt. 11, 28.
Matth. 28,
19.
Marc. 16, 15.
Ioh. 7, 37.
Act. 17, 30.
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Perſon anſihet; Wer einem einen Baum ſchencket/ der ſchencket ihm
auch die Fruͤchte: Gott der Herr hat allen Menſchen ſeinen Sohn/ als
den Baum des Lebens geſchencket/ warumb nicht auch deſſen Fruͤchte/ die
Gaben des Heiligen Geiſtes? ſo da ſich erſtrecket/ nicht allein in genera
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ſondern auch in ſingula generum, uͤber alle und iede inſonderheit; nicht
nur uͤber die Außerwehlten/ ſondern auch uͤber die durch ihre eigene Schuld
Verworffenen/ wie der Herr ſolches ſelbſt bezeuget/ und ſpricht: Jch
recke meine Hände aus den gantzen Tag zu einem ungehor-
ſamen Volck/ das ſeinen Gedancken nachwandelt auff einem
Wege/ der nicht gut iſt; geſtalt dann der liebe Gott ſich niemal
unbezeuget gelaſſen/ ſondern ſich geoffenbaret 1. durch die Lock-
Pfeiffe der Natur/ durch die Creaturen in dem Wercke der Schoͤpf-
fung; dañ ja ſo viel Creaturen/ ſo viel ſind Stralen dieſer him̃liſchen Son-
nen; Es iſt allen Menſchen angeboren die Begierde zum hoͤchſten Gut/
und der
Eſa. 65, 2.
Prov. 1, 24.
Matth. 23,
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Act. 14, 17.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/131>, abgerufen am 28.06.2024.
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