Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Achtzehende (Vierte) Mat. 23, 25.hält man Schüssel und Becher reinlich/ innwendig ists voll Raubs undFraß. Haec fundi nostri calamitas! da kommt und wächst alles Vn- glück her/ da steckts! Wir klagen uns selbst an in unserm Kirchen-Gebet/ daß wir nicht Es möchte aber ein einfältiges Hertz einwenden und sagen/ auff ietzt Jubet
Die Achtzehende (Vierte) Mat. 23, 25.haͤlt man Schuͤſſel und Becher reinlich/ innwendig iſts voll Raubs undFraß. Hæc fundi noſtri calamitas! da kommt und waͤchſt alles Vn- gluͤck her/ da ſteckts! Wir klagen uns ſelbſt an in unſerm Kirchen-Gebet/ daß wir nicht Es moͤchte aber ein einfaͤltiges Hertz einwenden und ſagen/ auff ietzt Jubet
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Die Achtzehende (Vierte)
haͤlt man Schuͤſſel und Becher reinlich/ innwendig iſts voll Raubs und
Fraß. Hæc fundi noſtri calamitas! da kommt und waͤchſt alles Vn-
gluͤck her/ da ſteckts!
Mat. 23, 25.
Wir klagen uns ſelbſt an in unſerm Kirchen-Gebet/ daß wir nicht
ernſtlich gebetet haben/ daß wir uns von den Suͤnden bekehrt: Wie ſolls
dann Wunder ſeyn/ daß unſer Gebet nicht erhoͤret wird? Vielmehr iſt ſich
zu verwundern uͤber Gottes Langmuth/ daß Er mit ſich ſo ſpielen laͤſſet
als einer Puppen/ in dem Er nicht ſo viel reverentz bekommet als der ohn-
maͤchtige Baal; Es wags ein Burger gegen ſeinem Ammeiſter/ ein
Bauer bey ſeinem Schultzen/ und rede bey ihm wie er zu Gott betet ohne
Bedacht/ ob ers ihm wird zu gut halten? und der groſſe Gott muß es
leiden von ſeiner Creatur/ daß man ihn ſo ſehr verſchimpfft! O ein ge-
treuer und langmuͤthiger Gott! aber irret euch nicht/ Gott laͤſſet
ſich nicht ſpotten! warhafftig der ἀντιμυκτηρισμὸς und Gegen-Spott
wird folgen/ Gottes Draͤu-Wort muͤſſen Krafft- und Wahr-Wort wer-
den/ Amos 5. Jch mag nicht riechen euer Verſamlung/ thut
weg von mir das Geplerr euer Lieder/ ich mag dein Pſalter-
Spiel nicht hoͤren; darumb daß diß Volck zu mir nahet mit
ſeinem Munde/ und mit ſeinen Lippen mich ehret/ aber ihr
Hertz ferne von mir iſt/ ſo will ich mit ſpoͤttlichen Lippen/ und
mit einer andern Zungen zu dieſem Volck reden. O Gott
wie wahr iſt das worden! wie hoͤren wir frembde/ barbariſche Zungen/
daß uns die Ohren gellen/ und der hoͤchſte Jammer iſts/ daß niemand faſt
zu Hertzen nimmt/ zu beſorgen/ es werde gehen als wie in der erſten Kir-
chen/ in der letzten Diocletianiſchen Verfolgung/ von welcher der Hiſtori-
cus meldet/ daß nach dem man dazumal unter den Chriſten das Gebet
hindan geſetzt/ durch welches man vielem Vngluͤck haͤtte vorkommen koͤn-
nen/ ſo hab man durch ſolche Sicherheit die damal graſſirenden Verfol-
gungen ie laͤnger ie mehr gehaͤuffet und entzuͤndet. Gott gebe es maͤn-
niglich zu erkennen!
Gal. 6, 7.
Amos 5,
21. 23.
Eſa. 29, 13.
c. 28, 11.
Es moͤchte aber ein einfaͤltiges Hertz einwenden und ſagen/ auff ietzt
der Laͤnge nach fuͤrgeſchriebene Art und Modell/ kan ich nicht beten voll-
koͤmlich! der Geiſt iſt willig/ das Fleiſch iſt ſchwach; Solt ich geloben
alle meine Gedancken zu ſagen/ die mir im Gebet einfallen/ ich wuͤrde mich
fuͤr mir ſelbſt ſchaͤmen muͤſſen/ ſo jaͤmmerlich (ſind Lutheri Wort) zerriſſen
Ding iſts umb des Menſchen Hertz/ das gehet/ webet und wancket/ daß
kein Wind noch Waſſer ſo beweglich und unbeſtaͤndig iſt: Antwort:
Jubet
tom. 6. Ie-
nenſ. fol.
183.
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