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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Zwey und Zwantzigste (Achte)
Noth zu fürchten. Ja es darff wol ein frecher Mensch/ wann man ihn
fragt/ ob er traue auff solche rohe Weise selig zu werden? antworten: Ey
wie anders/ da ist kein Mangel.

Aber was saget der Mund Gottes? Es ist eine Lügen/ verlasset
euch nicht auff die Lügen/ wann sie sagen: Hier ist des HEr-

Matt. 24, 2.ren Tempel! Es soll kein Stein auff dem andern bleiben;
St. Paulus stimmet mit zu in unserm Texte: Wer den Tempel
Gottes verderbet/ den wird Gott verderben;
Der den Tempel
gebauet hat/ kan ihn auch widerumb brechen; Die naophthora peccami-
nosa
und sündliche Verderbung des Tempels irritirt und ziehet
nach sich naophthoran poenalem, die Straff-Verderbung des Tem-
pels;
Von welcher vor dieses mal zu handlen Gott der Heilige Geist
uns allerseits wolle beywohnen mit seiner Gnade/ umb Jesu Christi wil-
len/ Amen.

PhTherei~ touton o theos: So iemand den Tempel Gottes verder-
bet/ den wird Gott verderben:
Die Wort lauten schön/ figür-
lich/ klingen wol auffeinander in einer schönen paronomasia, aber die Sache
und Verstand ist hart/ es sind schröckliche Dräu-Wort! ist eine rechtmässi-
ge und billiche Straffe gerade und gleich abgewogen und gemessen; nach
Exod. 21,
24.
Lev. 24, 19.
Sap.
11, 16.
Gottes uralten/ allezeit-geübten Talionsrechte: Blut umb Blut/
Seel umb Seel/ Auge/ Zahn/ Hand/ Fuß/ Brand/ Wunde/
Beule/
das ist (wie es Sap. 11. erkläret wird) womit iemand sündi-
get/ damit wird er auch geplaget; Wer mir meinen Tempel
verderbet/ der soll und wird wider verderbet werden:
Wer mir
meine Kinder ärgert/ der soll wider geärgert werden/ das ist/ in ärgern
Ioh. 5, 14.Stand gesetzt werden/ als er gewest/ es soll ihm ärgers widerfahren/ es soll
Matt. 18, 6.ihm ärger gehen/ als wann er sonst bloß gesündiget/ besser were es ihm/
er hätte einen Mühlstein an seinem Halse/ und würde ersäuffet
im Meer/ da es am tieffsten ist.

Wer in specie ein Götzen-Hauß aus seinem Hertzen machet/ und
also dem Teufel dienet/ der soll des Teufels Danck haben: Wer cyclopi-
scher weise wider meinen Geist sich aufflehnet/ der soll als ein Cyclop tra-
ct
irt und gestürtzt/ und mit rebellion gestrafft werden/ spuit in se qui ad-
versus Olympum,
wer in die Höhe Holtz hauet/ den fallen die Splitter in
die Augen/ wer die Heyden in den Hertzens-Tempel lässet einnisten/ der soll

auch

Die Zwey und Zwantzigſte (Achte)
Noth zu fuͤrchten. Ja es darff wol ein frecher Menſch/ wann man ihn
fragt/ ob er traue auff ſolche rohe Weiſe ſelig zu werden? antworten: Ey
wie anders/ da iſt kein Mangel.

Aber was ſaget der Mund Gottes? Es iſt eine Luͤgen/ verlaſſet
euch nicht auff die Luͤgen/ wann ſie ſagen: Hier iſt des HEr-

Matt. 24, 2.ren Tempel! Es ſoll kein Stein auff dem andern bleiben;
St. Paulus ſtimmet mit zu in unſerm Texte: Wer den Tempel
Gottes verderbet/ den wird Gott verderben;
Der den Tempel
gebauet hat/ kan ihn auch widerumb brechen; Die ναοφθορὰ peccami-
noſa
und ſuͤndliche Verderbung des Tempels irritirt und ziehet
nach ſich ναοφθορὰν pœnalem, die Straff-Verderbung des Tem-
pels;
Von welcher vor dieſes mal zu handlen Gott der Heilige Geiſt
uns allerſeits wolle beywohnen mit ſeiner Gnade/ umb Jeſu Chriſti wil-
len/ Amen.

ΦΘερει῀ τοῦτον ὁ ϑεὸς: So iemand den Tempel Gottes verder-
bet/ den wird Gott verderben:
Die Wort lauten ſchoͤn/ figuͤr-
lich/ klingen wol auffeinander in einer ſchoͤnen παρονομασία, aber die Sache
und Verſtand iſt hart/ es ſind ſchroͤckliche Draͤu-Wort! iſt eine rechtmaͤſſi-
ge und billiche Straffe gerade und gleich abgewogen und gemeſſen; nach
Exod. 21,
24.
Lev. 24, 19.
Sap.
11, 16.
Gottes uralten/ allezeit-geuͤbten Talionsrechte: Blut umb Blut/
Seel umb Seel/ Auge/ Zahn/ Hand/ Fuß/ Brand/ Wunde/
Beule/
das iſt (wie es Sap. 11. erklaͤret wird) womit iemand ſuͤndi-
get/ damit wird er auch geplaget; Wer mir meinen Tempel
verderbet/ der ſoll und wird wider verderbet werden:
Wer mir
meine Kinder aͤrgert/ der ſoll wider geaͤrgert werden/ das iſt/ in aͤrgern
Ioh. 5, 14.Stand geſetzt werden/ als er geweſt/ es ſoll ihm aͤrgers widerfahren/ es ſoll
Matt. 18, 6.ihm aͤrger gehen/ als wann er ſonſt bloß geſuͤndiget/ beſſer were es ihm/
er hätte einen Muͤhlſtein an ſeinem Halſe/ und wuͤrde erſaͤuffet
im Meer/ da es am tieffſten iſt.

Wer in ſpecie ein Goͤtzen-Hauß aus ſeinem Hertzen machet/ und
alſo dem Teufel dienet/ der ſoll des Teufels Danck haben: Wer cyclopi-
ſcher weiſe wider meinen Geiſt ſich aufflehnet/ der ſoll als ein Cyclop tra-
ct
irt und geſtuͤrtzt/ und mit rebellion geſtrafft werden/ ſpuit in ſe qui ad-
verſus Olympum,
wer in die Hoͤhe Holtz hauet/ den fallen die Splitter in
die Augen/ wer die Heyden in den Hertzens-Tempel laͤſſet einniſten/ der ſoll

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[270/0302] Die Zwey und Zwantzigſte (Achte) Noth zu fuͤrchten. Ja es darff wol ein frecher Menſch/ wann man ihn fragt/ ob er traue auff ſolche rohe Weiſe ſelig zu werden? antworten: Ey wie anders/ da iſt kein Mangel. Aber was ſaget der Mund Gottes? Es iſt eine Luͤgen/ verlaſſet euch nicht auff die Luͤgen/ wann ſie ſagen: Hier iſt des HEr- ren Tempel! Es ſoll kein Stein auff dem andern bleiben; St. Paulus ſtimmet mit zu in unſerm Texte: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott verderben; Der den Tempel gebauet hat/ kan ihn auch widerumb brechen; Die ναοφθορὰ peccami- noſa und ſuͤndliche Verderbung des Tempels irritirt und ziehet nach ſich ναοφθορὰν pœnalem, die Straff-Verderbung des Tem- pels; Von welcher vor dieſes mal zu handlen Gott der Heilige Geiſt uns allerſeits wolle beywohnen mit ſeiner Gnade/ umb Jeſu Chriſti wil- len/ Amen. Matt. 24, 2. ΦΘερει῀ τοῦτον ὁ ϑεὸς: So iemand den Tempel Gottes verder- bet/ den wird Gott verderben: Die Wort lauten ſchoͤn/ figuͤr- lich/ klingen wol auffeinander in einer ſchoͤnen παρονομασία, aber die Sache und Verſtand iſt hart/ es ſind ſchroͤckliche Draͤu-Wort! iſt eine rechtmaͤſſi- ge und billiche Straffe gerade und gleich abgewogen und gemeſſen; nach Gottes uralten/ allezeit-geuͤbten Talionsrechte: Blut umb Blut/ Seel umb Seel/ Auge/ Zahn/ Hand/ Fuß/ Brand/ Wunde/ Beule/ das iſt (wie es Sap. 11. erklaͤret wird) womit iemand ſuͤndi- get/ damit wird er auch geplaget; Wer mir meinen Tempel verderbet/ der ſoll und wird wider verderbet werden: Wer mir meine Kinder aͤrgert/ der ſoll wider geaͤrgert werden/ das iſt/ in aͤrgern Stand geſetzt werden/ als er geweſt/ es ſoll ihm aͤrgers widerfahren/ es ſoll ihm aͤrger gehen/ als wann er ſonſt bloß geſuͤndiget/ beſſer were es ihm/ er hätte einen Muͤhlſtein an ſeinem Halſe/ und wuͤrde erſaͤuffet im Meer/ da es am tieffſten iſt. Exod. 21, 24. Lev. 24, 19. Sap. 11, 16. Ioh. 5, 14. Matt. 18, 6. Wer in ſpecie ein Goͤtzen-Hauß aus ſeinem Hertzen machet/ und alſo dem Teufel dienet/ der ſoll des Teufels Danck haben: Wer cyclopi- ſcher weiſe wider meinen Geiſt ſich aufflehnet/ der ſoll als ein Cyclop tra- ctirt und geſtuͤrtzt/ und mit rebellion geſtrafft werden/ ſpuit in ſe qui ad- verſus Olympum, wer in die Hoͤhe Holtz hauet/ den fallen die Splitter in die Augen/ wer die Heyden in den Hertzens-Tempel laͤſſet einniſten/ der ſoll auch

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/302>, abgerufen am 22.11.2024.