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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Weil ihr dann alle solche Stück treibet/ spricht der HERR/
und ich stets euch predigen lasse/ und ihr wollet nicht hören:
Jch ruffe euch/ und ihr wollet nicht antworten/ so will ich dem
Hause/ das nach meinem Namen genennet ist/ darauff ihr
euch verlasset/ und dem Ort/ den ich eueren Vätern gegeben
habe/ eben thun/ wie ich Silo gethan habe.
Dencker ihr an die1. Sam. 4, 4,
11.

Bunds-Lade/ ist sie nicht von Silo wegkommen/ und in der Philister
Land gerathen/ habe ich nicht umb euer Abgötterey willen meine Woh-
nung zu Silo lassen fahren? Jst eben der coccysmus und das Gauchge-Ps. 78, 60.
schrey/ damit die Juden in der andern Belägerung Josephum ihren
Landsmann/ der sie mit einer schönen/ langen und beweglichen oration
von ihrem Beginnen und Vnsinn abgemahnet/ wie dieselbe zu lesen beym
Josepho l. 6. bell. c. 11. abgefertiget und gesagt: Gottes Statt/ darinn derIoseph. l. 6.
bell. c.
11.

Tempel des Herren ist/ kan nicht gewonnen werden/ dann diese opinion
wohnete ihnen bey.

Nicht aber war das vorzeiten die Meynung allein der desperaten
Juden/ sondern das Templum Domini wäret noch im Papstumb/
im Zwingelthumb/ ja auch im falschen Lutherthumb. Die Papisten ver-
lassen sich auff den Stul Petri/ da heisset es: Hie des HErren Tempel!
Die Pforten der Höllen können die Römische Kirche nicht überwältigen/
sie ist unüberwindlich/ unbeweglich/ unfehl- und unfallbar; Die GottseligeBellarm.
l. 4. R. P.
c. 4.
Rom.
11,
20. 21.

und allerbewährteste Meynung ist/ schreibet Bellarminus, daß der Stul
Petri nicht könne von Rom genommen werden; Wider Pauli Dräu-
Wort an die uralte Römische Kirche: Sey nicht stoltz/ sondern
fürchte dich/ hat Gott der naturlichen Zweige nicht verscho-
net/ daß er vielleicht dein auch nicht verschone.
Die Calvinisten
beharren auff ihrer indeficibilität/ dem unwandelbaren Gnaden-Besitz/ istSynod.
Dordr. c. 5.
de persev.

auff dem Synodo zu Dordrecht beschlossen. Aber leider unter uns gehets
auch so her/ da schreyet man den Juden nach: Hie ist des HErrn Tem-
pel!
Hie ist die löbliche/ wolbestellte Schul! hie sind Allmosen-Stiffte! hie
hat man nosodochia und allerhand Häuser die Frembden und Krancken
auffzunehmen! So und so viel Predigten werden wöchentlich gehalten/
drumb wirds keine Gefahr mit uns haben! Ja in particulari wohnet ihrer
vielen sichern/ unbußfertigen Welt-Kindern oder Phariseischen Heuchlern
dieser Wahn bey: Jch bin in dem Namen Gottes getaufft/ ich gehe in
die Kirche/ ich brauche das heilige Abendmahl/ darumb so habe ich keine

Noth
L l 3

Predigt.
Weil ihr dann alle ſolche Stück treibet/ ſpricht der HERR/
und ich ſtets euch predigen laſſe/ und ihr wollet nicht hoͤren:
Jch ruffe euch/ und ihr wollet nicht antworten/ ſo will ich dem
Hauſe/ das nach meinem Namen genennet iſt/ darauff ihr
euch verlaſſet/ und dem Ort/ den ich eueren Vaͤtern gegeben
habe/ eben thun/ wie ich Silo gethan habe.
Dencker ihr an die1. Sam. 4, 4,
11.

Bunds-Lade/ iſt ſie nicht von Silo wegkommen/ und in der Philiſter
Land gerathen/ habe ich nicht umb euer Abgoͤtterey willen meine Woh-
nung zu Silo laſſen fahren? Jſt eben der coccyſmus und das Gauchge-Pſ. 78, 60.
ſchrey/ damit die Juden in der andern Belaͤgerung Joſephum ihren
Landsmann/ der ſie mit einer ſchoͤnen/ langen und beweglichen oration
von ihrem Beginnen und Vnſinn abgemahnet/ wie dieſelbe zu leſen beym
Joſepho l. 6. bell. c. 11. abgefertiget und geſagt: Gottes Statt/ darinn derIoſeph. l. 6.
bell. c.
11.

Tempel des Herren iſt/ kan nicht gewonnen werden/ dann dieſe opinion
wohnete ihnen bey.

Nicht aber war das vorzeiten die Meynung allein der deſperaten
Juden/ ſondern das Templum Domini waͤret noch im Papſtumb/
im Zwingelthumb/ ja auch im falſchen Lutherthumb. Die Papiſten ver-
laſſen ſich auff den Stul Petri/ da heiſſet es: Hie des HErꝛen Tempel!
Die Pforten der Hoͤllen koͤnnen die Roͤmiſche Kirche nicht uͤberwaͤltigen/
ſie iſt unuͤberwindlich/ unbeweglich/ unfehl- und unfallbar; Die GottſeligeBellarm.
l. 4. R. P.
c. 4.
Rom.
11,
20. 21.

und allerbewaͤhrteſte Meynung iſt/ ſchreibet Bellarminus, daß der Stul
Petri nicht koͤnne von Rom genommen werden; Wider Pauli Draͤu-
Wort an die uralte Roͤmiſche Kirche: Sey nicht ſtoltz/ ſondern
fuͤrchte dich/ hat Gott der natůrlichen Zweige nicht verſcho-
net/ daß er vielleicht dein auch nicht verſchone.
Die Calviniſten
beharren auff ihrer indeficibilitaͤt/ dem unwandelbaren Gnaden-Beſitz/ iſtSynod.
Dordr. c. 5.
de perſev.

auff dem Synodo zu Dordrecht beſchloſſen. Aber leider unter uns gehets
auch ſo her/ da ſchreyet man den Juden nach: Hie iſt des HErꝛn Tem-
pel!
Hie iſt die loͤbliche/ wolbeſtellte Schul! hie ſind Allmoſen-Stiffte! hie
hat man noſodochia und allerhand Haͤuſer die Frembden und Krancken
auffzunehmen! So und ſo viel Predigten werden woͤchentlich gehalten/
drumb wirds keine Gefahr mit uns haben! Ja in particulari wohnet ihrer
vielen ſichern/ unbußfertigen Welt-Kindern oder Phariſeiſchen Heuchlern
dieſer Wahn bey: Jch bin in dem Namen Gottes getaufft/ ich gehe in
die Kirche/ ich brauche das heilige Abendmahl/ darumb ſo habe ich keine

Noth
L l 3
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[269/0301] Predigt. Weil ihr dann alle ſolche Stück treibet/ ſpricht der HERR/ und ich ſtets euch predigen laſſe/ und ihr wollet nicht hoͤren: Jch ruffe euch/ und ihr wollet nicht antworten/ ſo will ich dem Hauſe/ das nach meinem Namen genennet iſt/ darauff ihr euch verlaſſet/ und dem Ort/ den ich eueren Vaͤtern gegeben habe/ eben thun/ wie ich Silo gethan habe. Dencker ihr an die Bunds-Lade/ iſt ſie nicht von Silo wegkommen/ und in der Philiſter Land gerathen/ habe ich nicht umb euer Abgoͤtterey willen meine Woh- nung zu Silo laſſen fahren? Jſt eben der coccyſmus und das Gauchge- ſchrey/ damit die Juden in der andern Belaͤgerung Joſephum ihren Landsmann/ der ſie mit einer ſchoͤnen/ langen und beweglichen oration von ihrem Beginnen und Vnſinn abgemahnet/ wie dieſelbe zu leſen beym Joſepho l. 6. bell. c. 11. abgefertiget und geſagt: Gottes Statt/ darinn der Tempel des Herren iſt/ kan nicht gewonnen werden/ dann dieſe opinion wohnete ihnen bey. 1. Sam. 4, 4, 11. Pſ. 78, 60. Ioſeph. l. 6. bell. c. 11. Nicht aber war das vorzeiten die Meynung allein der deſperaten Juden/ ſondern das Templum Domini waͤret noch im Papſtumb/ im Zwingelthumb/ ja auch im falſchen Lutherthumb. Die Papiſten ver- laſſen ſich auff den Stul Petri/ da heiſſet es: Hie des HErꝛen Tempel! Die Pforten der Hoͤllen koͤnnen die Roͤmiſche Kirche nicht uͤberwaͤltigen/ ſie iſt unuͤberwindlich/ unbeweglich/ unfehl- und unfallbar; Die Gottſelige und allerbewaͤhrteſte Meynung iſt/ ſchreibet Bellarminus, daß der Stul Petri nicht koͤnne von Rom genommen werden; Wider Pauli Draͤu- Wort an die uralte Roͤmiſche Kirche: Sey nicht ſtoltz/ ſondern fuͤrchte dich/ hat Gott der natůrlichen Zweige nicht verſcho- net/ daß er vielleicht dein auch nicht verſchone. Die Calviniſten beharren auff ihrer indeficibilitaͤt/ dem unwandelbaren Gnaden-Beſitz/ iſt auff dem Synodo zu Dordrecht beſchloſſen. Aber leider unter uns gehets auch ſo her/ da ſchreyet man den Juden nach: Hie iſt des HErꝛn Tem- pel! Hie iſt die loͤbliche/ wolbeſtellte Schul! hie ſind Allmoſen-Stiffte! hie hat man noſodochia und allerhand Haͤuſer die Frembden und Krancken auffzunehmen! So und ſo viel Predigten werden woͤchentlich gehalten/ drumb wirds keine Gefahr mit uns haben! Ja in particulari wohnet ihrer vielen ſichern/ unbußfertigen Welt-Kindern oder Phariſeiſchen Heuchlern dieſer Wahn bey: Jch bin in dem Namen Gottes getaufft/ ich gehe in die Kirche/ ich brauche das heilige Abendmahl/ darumb ſo habe ich keine Noth Bellarm. l. 4. R. P. c. 4. Rom. 11, 20. 21. Synod. Dordr. c. 5. de perſev. L l 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/301>, abgerufen am 22.11.2024.