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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Zwey und Zwantzigste (Achte)
O wehe ihnen/ wann ich werde gewichen seyn/ spricht der Herr
Ose. 9, 12.
1. Sam.
16,
14.
durch Oseam. Sauls Exempel ist bekant/ da Gott gewichen/ O wehe
wie gieng es ihm?

Das nächste daran ist II. Traditio in potestatem Satha-
nae,
Die Vbergebung in des Sathans Gewalt: So bald der
2. Reg. 25,
8. seqq.
Herr gewichen vom Tempel zu Jerusalem/ da war er dem Nebusar-
Adan preiß/ der verbrand das Hauß/ zerbrach die Gefäß und spolirt den
Tempel. So bald die Engel das migremus hinc! das Ade intonirt/ so
bald sagten die Römer: Accendamus & praedemur heic! heic caedamus!
Lasset uns hier brennen/ rauben und würgen! Also übergibt Gott dem
Sathan einen Menschen/ nicht zwar traditione excitativa aut im-
pulsiva,
daß er den Menschen darzu erwecke oder mit Gewalt
treibe;
Aber auch nicht gantz bloß negativa & otiosa, daß er den
Menschen lasse gehen und fallen in die Stricke des Sathans/
und allerdings nichts würcklich darbey thue/ nur bloß müssig
zusehe/
das ist/ daß ers nicht wehre oder hindere; sondern judiciaria,
als ein Richter die maleficanten/ als ein Oberster die rebellischen
Soldaten dem Hencker und Profosen übergibt; oder auch venatoria;
Gleich wie ein Jäger die Jagthunde beyeinander hält gebunden/ wann er sie
loß lässet/ so lauffen sie auf das Wild zu/ fallen es an/ und halten gleichsam ihr
Tragaedi-Spiel mit demselben: Also hat Gott gleich einem Jäger alle Teu-
fel in seinen Stricken/ lässet er sie loß/ so brechen sie ein/ und wird der Mensch
Matt. 8, 23.eine Außbeuth/ eines andern Gast/ der fähret ein wie dort in die Schwein!
Also da der gute Geist von Saul gewichen/ kam ein böser Geist an statt.
1. Sam. 16,
14.
Ioh.
13, 27.
Da Judas sich des Heiligen Geistes verlustig machte/ fuhr der Sathan
in ihn; Vnd so gehets noch heut zu Tage/ wo der Heilige Geist von einem
Menschen weichet/ da gibt sich der Sathan an/ der starcke gewapnete nim-
met das Losament ein/ und führt den Menschen in seinen Stricken von
einem Laster ins ander.

Folget III. plena obsessio, die völlige/ wurckliche Be-
sitzung;
Aus ruinirten Tempeln werden Wildnüssen/ Wohnung der
Es. 13, 21. 22.Ohim und Zihim/ der Drachen und Schlangen/ wie der Prophet Esaias
solches fatum dem herrlichen Königreich Babel stellet und weissaget:
Die Zihim werden sich da lagern/ und ihre Häuser voll Ohim
seyn/ und Straussen werden da wohnen/ und Feldgeister wer-
den da hüpffen/ und Drachen da singen:
Also ein Mensch/ der des

Sathans

Die Zwey und Zwantzigſte (Achte)
O wehe ihnen/ wann ich werde gewichen ſeyn/ ſpricht der Herr
Oſe. 9, 12.
1. Sam.
16,
14.
durch Oſeam. Sauls Exempel iſt bekant/ da Gott gewichen/ O wehe
wie gieng es ihm?

Das naͤchſte daran iſt II. Traditio in poteſtatem Satha-
næ,
Die Vbergebung in des Sathans Gewalt: So bald der
2. Reg. 25,
8. ſeqq.
Herr gewichen vom Tempel zu Jeruſalem/ da war er dem Nebuſar-
Adan preiß/ der verbrand das Hauß/ zerbrach die Gefaͤß und ſpolirt den
Tempel. So bald die Engel das migremus hinc! das Ade intonirt/ ſo
bald ſagten die Roͤmer: Accendamus & prædemur hîc! hîc cædamus!
Laſſet uns hier brennen/ rauben und wuͤrgen! Alſo uͤbergibt Gott dem
Sathan einen Menſchen/ nicht zwar traditione excitativâ aut im-
pulſivâ,
daß er den Menſchen darzu erwecke oder mit Gewalt
treibe;
Aber auch nicht gantz bloß negativâ & otiosâ, daß er den
Menſchen laſſe gehen und fallen in die Stricke des Sathans/
und allerdings nichts wuͤrcklich darbey thue/ nur bloß muͤſſig
zuſehe/
das iſt/ daß ers nicht wehre oder hindere; ſondern judiciariâ,
als ein Richter die maleficanten/ als ein Oberſter die rebelliſchen
Soldaten dem Hencker und Profoſen uͤbergibt; oder auch venatoriâ;
Gleich wie ein Jaͤger die Jagthunde beyeinander haͤlt gebunden/ wann er ſie
loß laͤſſet/ ſo lauffen ſie auf das Wild zu/ fallen es an/ und haltẽ gleichſam ihr
Tragædi-Spiel mit demſelben: Alſo hat Gott gleich einem Jaͤger alle Teu-
fel in ſeinen Stricken/ laͤſſet er ſie loß/ ſo brechen ſie ein/ und wird der Menſch
Matt. 8, 23.eine Außbeuth/ eines andern Gaſt/ der faͤhret ein wie dort in die Schwein!
Alſo da der gute Geiſt von Saul gewichen/ kam ein boͤſer Geiſt an ſtatt.
1. Sam. 16,
14.
Ioh.
13, 27.
Da Judas ſich des Heiligen Geiſtes verluſtig machte/ fuhr der Sathan
in ihn; Vnd ſo gehets noch heut zu Tage/ wo der Heilige Geiſt von einem
Menſchen weichet/ da gibt ſich der Sathan an/ der ſtarcke gewapnete nim-
met das Loſament ein/ und fuͤhrt den Menſchen in ſeinen Stricken von
einem Laſter ins ander.

Folget III. plena obſeſſio, die völlige/ wůrckliche Be-
ſitzung;
Aus ruinirten Tempeln werden Wildnuͤſſen/ Wohnung der
Eſ. 13, 21. 22.Ohim und Zihim/ der Drachen und Schlangen/ wie der Prophet Eſaias
ſolches fatum dem herrlichen Koͤnigreich Babel ſtellet und weiſſaget:
Die Zihim werden ſich da lagern/ und ihre Haͤuſer voll Ohim
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[272/0304] Die Zwey und Zwantzigſte (Achte) O wehe ihnen/ wann ich werde gewichen ſeyn/ ſpricht der Herr durch Oſeam. Sauls Exempel iſt bekant/ da Gott gewichen/ O wehe wie gieng es ihm? Oſe. 9, 12. 1. Sam. 16, 14. Das naͤchſte daran iſt II. Traditio in poteſtatem Satha- næ, Die Vbergebung in des Sathans Gewalt: So bald der Herr gewichen vom Tempel zu Jeruſalem/ da war er dem Nebuſar- Adan preiß/ der verbrand das Hauß/ zerbrach die Gefaͤß und ſpolirt den Tempel. So bald die Engel das migremus hinc! das Ade intonirt/ ſo bald ſagten die Roͤmer: Accendamus & prædemur hîc! hîc cædamus! Laſſet uns hier brennen/ rauben und wuͤrgen! Alſo uͤbergibt Gott dem Sathan einen Menſchen/ nicht zwar traditione excitativâ aut im- pulſivâ, daß er den Menſchen darzu erwecke oder mit Gewalt treibe; Aber auch nicht gantz bloß negativâ & otiosâ, daß er den Menſchen laſſe gehen und fallen in die Stricke des Sathans/ und allerdings nichts wuͤrcklich darbey thue/ nur bloß muͤſſig zuſehe/ das iſt/ daß ers nicht wehre oder hindere; ſondern judiciariâ, als ein Richter die maleficanten/ als ein Oberſter die rebelliſchen Soldaten dem Hencker und Profoſen uͤbergibt; oder auch venatoriâ; Gleich wie ein Jaͤger die Jagthunde beyeinander haͤlt gebunden/ wann er ſie loß laͤſſet/ ſo lauffen ſie auf das Wild zu/ fallen es an/ und haltẽ gleichſam ihr Tragædi-Spiel mit demſelben: Alſo hat Gott gleich einem Jaͤger alle Teu- fel in ſeinen Stricken/ laͤſſet er ſie loß/ ſo brechen ſie ein/ und wird der Menſch eine Außbeuth/ eines andern Gaſt/ der faͤhret ein wie dort in die Schwein! Alſo da der gute Geiſt von Saul gewichen/ kam ein boͤſer Geiſt an ſtatt. Da Judas ſich des Heiligen Geiſtes verluſtig machte/ fuhr der Sathan in ihn; Vnd ſo gehets noch heut zu Tage/ wo der Heilige Geiſt von einem Menſchen weichet/ da gibt ſich der Sathan an/ der ſtarcke gewapnete nim- met das Loſament ein/ und fuͤhrt den Menſchen in ſeinen Stricken von einem Laſter ins ander. 2. Reg. 25, 8. ſeqq. Matt. 8, 23. 1. Sam. 16, 14. Ioh. 13, 27. Folget III. plena obſeſſio, die völlige/ wůrckliche Be- ſitzung; Aus ruinirten Tempeln werden Wildnuͤſſen/ Wohnung der Ohim und Zihim/ der Drachen und Schlangen/ wie der Prophet Eſaias ſolches fatum dem herrlichen Koͤnigreich Babel ſtellet und weiſſaget: Die Zihim werden ſich da lagern/ und ihre Haͤuſer voll Ohim ſeyn/ und Strauſſen werden da wohnen/ und Feldgeiſter wer- den da huͤpffen/ und Drachen da ſingen: Alſo ein Menſch/ der des Sathans Eſ. 13, 21. 22.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/304>, abgerufen am 22.11.2024.