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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Fünff und Zwantzigste (Erste)
Moses erschrack auff dem Berge Sinai für dem Gesichte/ daß er
Hebr. 12,
21.
Dan.
10, 6.
sprach: Jch bin erschrocken und zittere. Gleich wie Daniel nach
dem Anblick des Sohns Gottes/ der in schrecklicher Majestät ihm erschienen/
im blitzenden Antlitz/ in Feuer-facklenden Augen/ in klar-glüenden Füssen/
in der Stimm eines grossen Gethöns/ auff einen solchen Schröcken gefal-
len/ daß keine Krafft mehr in ihm überblieben: Also da Christus ape-
spasthe gerissen worden für den Richterstul Gottes/ dahin die strenge Ge-
rechtigkeit Christo auff das allerschröcklichste erschienen in fulminibus irae,
in den Donner-Strahlen des Göttlichen Zorns/ das gantze höllische Heer
auff das allerscheutzlichste sich praesentiret/ da war unerhörte/ unbegreiff-
liche/ unaußsprechliche Furcht/ Angst und Bangigkeit hatte ihn umb-
fangen.

2. Motus animi in agonia, Der Gemuths-Sturm und
Seelen-Angst in dem bittern Todes-Kampff/
mit dem lebendi-
gem Tode/ mit dem beissenden Tode/ mit dem stachlichten Tode/ mit dem
ergeisternden Tode/ mit dem andern Tode; den must er schmecken. Der erste
Tod wäre ihm wol Kinderspiel gewest/ welchen die heiligen Märtyrer mit
heroischem Freuden-Muth über- und außgestanden: Aber Christus kata
zontos thanatou srat[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]etai, sagt Basilius, streitet und kämpffet mit dem
lebendigen ewigen Tode. 3. Fletus rubicundus & sanguineus,
Die blutrothe Zähren/ die Christum schamroth gemacht/ als der alle
Sünden auff sich ligend gehabt: Fletus ex toto corpore; hie sind
nicht nur die Augen zu Thränen-Quellen worden/ sondern der gantze Leib
ist ein Zähren-Brunn worden/ daraus die thromboi aimatos, die Bluts-
Tropffen geflossen/ wie distilliret Regen-Wasser von der grossen Feuer-Hitz
erpresset: Fletus expiatorius, Versöhnungs-Thränen/ der da-
Ps. 22, 7.mit unsere Sünde beweinet. Summa/ da lag er lo isch, nicht als ein
Mann und Held/ sondern als ein verachteter/ nicht-sollender Wurm/
Marc. 9, 12.exouthenemenos, der gar vor nichts geachtet wurde/ da ist er ja wol Trost- und
Stärck-dürfftig gewest.

II. Stärck- und Trost-würdige Person innocentia
personae & causae,
als der unschuldig wegen seiner Person und
Sache; seiner Person Vnschuld haben seine eigene Feinde bekennen
und erretten müssen vor seinem Creutzgang und Tod/ Judas/ Pilati
Matth. 27,
4. 19. & 24.
Luc.
23, 22.
Weib/ ja Pilatus selbst: Jch finde keine Schuld des Todes an
ihm/
wäschet drüber die Hände und saget: Jch bin unschuldig am

Blute

Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte)
Moſes erſchrack auff dem Berge Sinai fuͤr dem Geſichte/ daß er
Hebr. 12,
21.
Dan.
10, 6.
ſprach: Jch bin erſchrocken und zittere. Gleich wie Daniel nach
dem Anblick des Sohns Gottes/ der in ſchrecklicher Majeſtaͤt ihm erſchienẽ/
im blitzenden Antlitz/ in Feuer-facklenden Augen/ in klar-gluͤenden Fuͤſſen/
in der Stimm eines groſſen Gethoͤns/ auff einen ſolchen Schroͤcken gefal-
len/ daß keine Krafft mehr in ihm uͤberblieben: Alſo da Chriſtus ἀπε-
σπάσϑη geriſſen worden fuͤr den Richterſtul Gottes/ dahin die ſtrenge Ge-
rechtigkeit Chriſto auff das allerſchroͤcklichſte erſchienen in fulminibus iræ,
in den Donner-Strahlen des Goͤttlichen Zorns/ das gantze hoͤlliſche Heer
auff das allerſcheutzlichſte ſich præſentiret/ da war unerhoͤrte/ unbegreiff-
liche/ unaußſprechliche Furcht/ Angſt und Bangigkeit hatte ihn umb-
fangen.

2. Motus animi in ἀγωνία, Der Gemůths-Sturm und
Seelen-Angſt in dem bittern Todes-Kampff/
mit dem lebendi-
gem Tode/ mit dem beiſſenden Tode/ mit dem ſtachlichten Tode/ mit dem
ergeiſternden Tode/ mit dem andern Tode; den muſt er ſchmecken. Der erſte
Tod waͤre ihm wol Kinderſpiel geweſt/ welchen die heiligen Maͤrtyrer mit
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lebendigen ewigen Tode. 3. Fletus rubicundus & ſanguineus,
Die blutrothe Zaͤhren/ die Chriſtum ſchamroth gemacht/ als der alle
Suͤnden auff ſich ligend gehabt: Fletus ex toto corpore; hie ſind
nicht nur die Augen zu Thraͤnen-Quellen worden/ ſondern der gantze Leib
iſt ein Zaͤhren-Brunn worden/ daraus die ϑρόμβοι ἅιματος, die Bluts-
Tropffen gefloſſen/ wie diſtilliret Regen-Waſſer von der groſſen Feuer-Hitz
erpreſſet: Fletus expiatorius, Verſöhnungs-Thraͤnen/ der da-
Pſ. 22, 7.mit unſere Suͤnde beweinet. Summa/ da lag er lo iſch, nicht als ein
Mann und Held/ ſondern als ein verachteter/ nicht-ſollender Wurm/
Marc. 9, 12.ἐξουθενημένος, der gar vor nichts geachtet wurde/ da iſt er ja wol Troſt- und
Staͤrck-duͤrfftig geweſt.

II. Staͤrck- und Troſt-würdige Perſon innocentiâ
perſonæ & cauſæ,
als der unſchuldig wegen ſeiner Perſon und
Sache; ſeiner Perſon Vnſchuld haben ſeine eigene Feinde bekennen
und erretten muͤſſen vor ſeinem Creutzgang und Tod/ Judas/ Pilati
Matth. 27,
4. 19. & 24.
Luc.
23, 22.
Weib/ ja Pilatus ſelbſt: Jch finde keine Schuld des Todes an
ihm/
waͤſchet druͤber die Haͤnde und ſaget: Jch bin unſchuldig am

Blute
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[308/0340] Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte) Moſes erſchrack auff dem Berge Sinai fuͤr dem Geſichte/ daß er ſprach: Jch bin erſchrocken und zittere. Gleich wie Daniel nach dem Anblick des Sohns Gottes/ der in ſchrecklicher Majeſtaͤt ihm erſchienẽ/ im blitzenden Antlitz/ in Feuer-facklenden Augen/ in klar-gluͤenden Fuͤſſen/ in der Stimm eines groſſen Gethoͤns/ auff einen ſolchen Schroͤcken gefal- len/ daß keine Krafft mehr in ihm uͤberblieben: Alſo da Chriſtus ἀπε- σπάσϑη geriſſen worden fuͤr den Richterſtul Gottes/ dahin die ſtrenge Ge- rechtigkeit Chriſto auff das allerſchroͤcklichſte erſchienen in fulminibus iræ, in den Donner-Strahlen des Goͤttlichen Zorns/ das gantze hoͤlliſche Heer auff das allerſcheutzlichſte ſich præſentiret/ da war unerhoͤrte/ unbegreiff- liche/ unaußſprechliche Furcht/ Angſt und Bangigkeit hatte ihn umb- fangen. Hebr. 12, 21. Dan. 10, 6. 2. Motus animi in ἀγωνία, Der Gemůths-Sturm und Seelen-Angſt in dem bittern Todes-Kampff/ mit dem lebendi- gem Tode/ mit dem beiſſenden Tode/ mit dem ſtachlichten Tode/ mit dem ergeiſternden Tode/ mit dem andern Tode; den muſt er ſchmecken. Der erſte Tod waͤre ihm wol Kinderſpiel geweſt/ welchen die heiligen Maͤrtyrer mit heroiſchem Freuden-Muth uͤber- und außgeſtanden: Aber Chriſtus κατὰ ζῶντος ϑανάτου ςρατ_εται, ſagt Baſilius, ſtreitet und kaͤmpffet mit dem lebendigen ewigen Tode. 3. Fletus rubicundus & ſanguineus, Die blutrothe Zaͤhren/ die Chriſtum ſchamroth gemacht/ als der alle Suͤnden auff ſich ligend gehabt: Fletus ex toto corpore; hie ſind nicht nur die Augen zu Thraͤnen-Quellen worden/ ſondern der gantze Leib iſt ein Zaͤhren-Brunn worden/ daraus die ϑρόμβοι ἅιματος, die Bluts- Tropffen gefloſſen/ wie diſtilliret Regen-Waſſer von der groſſen Feuer-Hitz erpreſſet: Fletus expiatorius, Verſöhnungs-Thraͤnen/ der da- mit unſere Suͤnde beweinet. Summa/ da lag er lo iſch, nicht als ein Mann und Held/ ſondern als ein verachteter/ nicht-ſollender Wurm/ ἐξουθενημένος, der gar vor nichts geachtet wurde/ da iſt er ja wol Troſt- und Staͤrck-duͤrfftig geweſt. Pſ. 22, 7. Marc. 9, 12. II. Staͤrck- und Troſt-würdige Perſon innocentiâ perſonæ & cauſæ, als der unſchuldig wegen ſeiner Perſon und Sache; ſeiner Perſon Vnſchuld haben ſeine eigene Feinde bekennen und erretten muͤſſen vor ſeinem Creutzgang und Tod/ Judas/ Pilati Weib/ ja Pilatus ſelbſt: Jch finde keine Schuld des Todes an ihm/ waͤſchet druͤber die Haͤnde und ſaget: Jch bin unſchuldig am Blute Matth. 27, 4. 19. & 24. Luc. 23, 22.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/340>, abgerufen am 28.11.2024.