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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Blute dieses Gerechten/ am Creutz der Schecher/ der den andern
straffte und sprach: Wir empfahen/ was unsere Thaten werthLuc. 23, 40.
41. &
47.

sind/ dieser aber hat nichts ungeschickts gehandelt. Vnter dem
Creutz der Hauptmann/ als er sahe/ was da geschahe/ preiset
er GOTT und sprach: Fürwar dieser Mensch ist ein from-
mer Mensch gewesen/ unschuldig von aller Vrsach/ Fug und
Recht der Anklage;
man hat zwar grosse Klage von ihm geführet/
aber nichts auf ihn mit Bestand der Warheit erwiesen. Die Vrsach zu lei-
den auff seiten der göttlichen Gerechtigkeit war die übernommene Bürgschafft/
der Bürg muste sich lassen würgen/ er muste bezahlen/ was er nicht geraubet;Psal. 69, 5.
auff seiten des Teufels und dessen seine Werckzeuge/ der dazumal geschäff-
tig gewest im Rath zu Jerusalem/ und der Scharwacht auffgeboten/ war
eigentlich gründlich und ursprünglich das lumen kharismaton, das LiechtPs. 45, 8.
der unermeßlichen Ampts-Gaben/ damit ihn der Heilige Geist gesalbet
mehr als seine Gesellen/ das Liecht der Weißheit/ krafft welcher er auff
das allerschärffste disputirt wider die Phariseer und Schrifftgelehrten;
die gratia und Liebligkeit des Mundes/ von dero holdselige Wort geflossen/Ioh. 7, 46.
Marc.
1, 22.
27.

Niemand hat iemal so geredet/ sie entsatzten sich über seiner
Lehre/ dann er lehret gewaltiglich/ und nicht wie die Schrifft-
gelehrten/ sie entsatzten sich alle/ also/ daß sie untereinander
sich befragten/ und sprachen: Was ist das?
die wunderthätige
Hand; der Zulauff des Volcks; diese lumina stachen den Hohenpriestern
und der Jüdischen Clerisey in die Augen/ ja sie hätten ihnen mögen die
Augen außbrennen/ giengen damit umb/ daß sie die Leute blendeten und
bethöreten/ sie solten sich nicht von diesem Mann blenden und bethören
lassen/ und weil das nicht angehen wollen/ so muste er sterben.

III. Stärck- und Trost-lose Person/ verlassen von Gott
und allen Creaturen/ eine rechte Rohrdommel in der Wüsten/ wer solte ihn
da billicher getröstet und auffgerichtet haben als seine zwölff Jünger/ aber
die schlaffen und schlummern/ der eine wird gar sein Veträther; Nicode-
mus
und Josephus schweigen und schwitzen im Rath zu Jerusalem/ daß
ihnen der Hertzbändel möchte verspringen/ besorgten sich/ sie möchten den
Hohenpriester vor den Kopff stossen; wer billicher als die heiligen Engel?
Solten ihm nicht zwölff Legion Engel zu Hülff kommen seyn? Aber da
war auch niemand daheim; zwölff Legion Engel hätte er können erbeten
ihm zu Hülff/ aber das muste ietzt nicht seyn/ sonst were uns armen Men-

schen
Q q 3

Predigt.
Blute dieſes Gerechten/ am Creutz der Schecher/ der den andern
ſtraffte und ſprach: Wir empfahen/ was unſere Thaten werthLuc. 23, 40.
41. &
47.

ſind/ dieſer aber hat nichts ungeſchickts gehandelt. Vnter dem
Creutz der Hauptmann/ als er ſahe/ was da geſchahe/ preiſet
er GOTT und ſprach: Fuͤrwar dieſer Menſch iſt ein from-
mer Menſch geweſen/ unſchuldig von aller Vrſach/ Fug und
Recht der Anklage;
man hat zwar groſſe Klage von ihm gefuͤhret/
aber nichts auf ihn mit Beſtand der Warheit erwieſen. Die Vrſach zu lei-
den auff ſeiten der goͤttlichẽ Gerechtigkeit war die uͤbernom̃ene Buͤrgſchafft/
der Buͤrg muſte ſich laſſen wuͤrgẽ/ er muſte bezahlen/ was er nicht geraubet;Pſal. 69, 5.
auff ſeiten des Teufels und deſſen ſeine Werckzeuge/ der dazumal geſchaͤff-
tig geweſt im Rath zu Jeruſalem/ und der Scharwacht auffgeboten/ war
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der unermeßlichen Ampts-Gaben/ damit ihn der Heilige Geiſt geſalbet
mehr als ſeine Geſellen/ das Liecht der Weißheit/ krafft welcher er auff
das allerſchaͤrffſte diſputirt wider die Phariſeer und Schrifftgelehrten;
die gratia und Liebligkeit des Mundes/ von dero holdſelige Wort gefloſſen/Ioh. 7, 46.
Marc.
1, 22.
27.

Niemand hat iemal ſo geredet/ ſie entſatzten ſich uͤber ſeiner
Lehre/ dann er lehret gewaltiglich/ und nicht wie die Schrifft-
gelehrten/ ſie entſatzten ſich alle/ alſo/ daß ſie untereinander
ſich befragten/ und ſprachen: Was iſt das?
die wunderthaͤtige
Hand; der Zulauff des Volcks; dieſe lumina ſtachen den Hohenprieſtern
und der Juͤdiſchen Cleriſey in die Augen/ ja ſie haͤtten ihnen moͤgen die
Augen außbrennen/ giengen damit umb/ daß ſie die Leute blendeten und
bethoͤreten/ ſie ſolten ſich nicht von dieſem Mann blenden und bethoͤren
laſſen/ und weil das nicht angehen wollen/ ſo muſte er ſterben.

III. Staͤrck- und Troſt-loſe Perſon/ verlaſſen von Gott
und allen Creaturen/ eine rechte Rohrdommel in der Wuͤſten/ wer ſolte ihn
da billicher getroͤſtet und auffgerichtet haben als ſeine zwoͤlff Juͤnger/ aber
die ſchlaffen und ſchlummern/ der eine wird gar ſein Vetraͤther; Nicode-
mus
und Joſephus ſchweigen und ſchwitzen im Rath zu Jeruſalem/ daß
ihnen der Hertzbaͤndel moͤchte verſpringen/ beſorgten ſich/ ſie moͤchten den
Hohenprieſter vor den Kopff ſtoſſen; wer billicher als die heiligen Engel?
Solten ihm nicht zwoͤlff Legion Engel zu Huͤlff kommen ſeyn? Aber da
war auch niemand daheim; zwoͤlff Legion Engel haͤtte er koͤnnen erbeten
ihm zu Huͤlff/ aber das muſte ietzt nicht ſeyn/ ſonſt were uns armen Men-

ſchen
Q q 3
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[309/0341] Predigt. Blute dieſes Gerechten/ am Creutz der Schecher/ der den andern ſtraffte und ſprach: Wir empfahen/ was unſere Thaten werth ſind/ dieſer aber hat nichts ungeſchickts gehandelt. Vnter dem Creutz der Hauptmann/ als er ſahe/ was da geſchahe/ preiſet er GOTT und ſprach: Fuͤrwar dieſer Menſch iſt ein from- mer Menſch geweſen/ unſchuldig von aller Vrſach/ Fug und Recht der Anklage; man hat zwar groſſe Klage von ihm gefuͤhret/ aber nichts auf ihn mit Beſtand der Warheit erwieſen. Die Vrſach zu lei- den auff ſeiten der goͤttlichẽ Gerechtigkeit war die uͤbernom̃ene Buͤrgſchafft/ der Buͤrg muſte ſich laſſen wuͤrgẽ/ er muſte bezahlen/ was er nicht geraubet; auff ſeiten des Teufels und deſſen ſeine Werckzeuge/ der dazumal geſchaͤff- tig geweſt im Rath zu Jeruſalem/ und der Scharwacht auffgeboten/ war eigentlich gruͤndlich und urſpruͤnglich das lumen χαρισμάτων, das Liecht der unermeßlichen Ampts-Gaben/ damit ihn der Heilige Geiſt geſalbet mehr als ſeine Geſellen/ das Liecht der Weißheit/ krafft welcher er auff das allerſchaͤrffſte diſputirt wider die Phariſeer und Schrifftgelehrten; die gratia und Liebligkeit des Mundes/ von dero holdſelige Wort gefloſſen/ Niemand hat iemal ſo geredet/ ſie entſatzten ſich uͤber ſeiner Lehre/ dann er lehret gewaltiglich/ und nicht wie die Schrifft- gelehrten/ ſie entſatzten ſich alle/ alſo/ daß ſie untereinander ſich befragten/ und ſprachen: Was iſt das? die wunderthaͤtige Hand; der Zulauff des Volcks; dieſe lumina ſtachen den Hohenprieſtern und der Juͤdiſchen Cleriſey in die Augen/ ja ſie haͤtten ihnen moͤgen die Augen außbrennen/ giengen damit umb/ daß ſie die Leute blendeten und bethoͤreten/ ſie ſolten ſich nicht von dieſem Mann blenden und bethoͤren laſſen/ und weil das nicht angehen wollen/ ſo muſte er ſterben. Luc. 23, 40. 41. & 47. Pſal. 69, 5. Pſ. 45, 8. Ioh. 7, 46. Marc. 1, 22. 27. III. Staͤrck- und Troſt-loſe Perſon/ verlaſſen von Gott und allen Creaturen/ eine rechte Rohrdommel in der Wuͤſten/ wer ſolte ihn da billicher getroͤſtet und auffgerichtet haben als ſeine zwoͤlff Juͤnger/ aber die ſchlaffen und ſchlummern/ der eine wird gar ſein Vetraͤther; Nicode- mus und Joſephus ſchweigen und ſchwitzen im Rath zu Jeruſalem/ daß ihnen der Hertzbaͤndel moͤchte verſpringen/ beſorgten ſich/ ſie moͤchten den Hohenprieſter vor den Kopff ſtoſſen; wer billicher als die heiligen Engel? Solten ihm nicht zwoͤlff Legion Engel zu Huͤlff kommen ſeyn? Aber da war auch niemand daheim; zwoͤlff Legion Engel haͤtte er koͤnnen erbeten ihm zu Huͤlff/ aber das muſte ietzt nicht ſeyn/ ſonſt were uns armen Men- ſchen Q q 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/341>, abgerufen am 28.11.2024.