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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Ein und Dreissigste (Dritte)
ein ieglicher weiß seinen Glauben bey sich selbst am besten und gewissesten/
sagt Augustinus, und ist dazu versichert/ daß er ein Glied sey an dem geist-
lichen Leibe Christi/ ein safftige Reb an dem edlen Weinstock. Sonsten
ist sie auch dem nächsten ausser ihm sichtbar in guten Wercken und
Vbungen des Glaubens/ aber nur conjecturaliter & probabiliter, muth-
massentlich aus dem Vrtheil der Liebe/ die zwar nicht argwohnet/ aber
durch die Heucheley kan verführet und betrogen werden. Vnter deß ist
sie der Welt unbekant/ verachtet und ungeachtet/ als welche weder auff
artige und grundgute Werck noch auff den rechten Glauben sihet/ sondern
an der eusserlichen Larv und scheinbaren Glast der ungebottenen selbst-
erwehlten Heiligkeit sich vergaffet.

Vnsichtbarlich ist sie 2. formaliter, in ihrer eigentlichen
Schönheit;
dann gleich wie Christus von allen denen gesehen worden
mit fleischlichen Augen/ die umb ihn gewohnet und gewesen/ aber daß er der
Messias sey/ das haben allein die Lux-Augen gesehen/ Maria/ Joseph/ die
Weisen/ der bekehrte Schächer. 3. Gradualiter, in unterschied-
lichem Stand und Grad/
gleich wie man den Mond bißweilen gantz
nicht sihet/ bißweilen nur etliche Zoll und Grad: Also kommets mit der
Kirche manchmal dahin/ daß man sie gantz nicht kennet/ wer und wo sie
seye/ als zur Zeit Eliae/ damal als auch die Propheten des Herren umb-
1. Reg. 19,
14.
kommen/ die Obadias zuvor verforgete/ 1. Reg. 19. bißweilen lässet sie sich
blicken unter den Wolcken/ und sihet herfür in den Bekäntnüssen/ Zeug-
nüssen der Warheit/ martyriis, ist aber nicht anders als ein Blick vom voll-
kommenen Glantz. 4. Indefinite, was Zeit und Ort anlangt/
das ist immer gewiß und wahr/ es muß eine wahre Kirch Christi seyn in
der Welt biß ans Ende/ wegen der Verheissungen/ auff welche Verheissun-
gen der Glaube sihet/ es gehe wie es wolle/ so muß die Statt Gottes auff
ihrem Felsen unbeweglich stehen bleiben: Aber das tode ti, nun~ und pou,
was/ wann und wo sie sey/ ie und allezeit sich auffhalte? das tis? wer
eigentlich zu derselben gehöre/ ist unbekant: oti und ti bekant/ das und
was?
bey welchen zween Vmbständen wir auch ietzt bleiben.

Belangende I. das oti, daß warhafftig ein solch unsicht-
bar Himmelreich auff Erden/ solcher heiliger Außschutz unter
dem grossen Hauffen/ der sich zum Christlichen Glauben und
Namen bekennet/ seye/
erhället I. e clara scripturae litera, aus
Ps. 83, 4.dem klaren Buchstaben der Heiligen Schrifft; Psal. 83. Die

Feinde

Die Ein und Dreiſſigſte (Dritte)
ein ieglicher weiß ſeinen Glauben bey ſich ſelbſt am beſten und gewiſſeſten/
ſagt Auguſtinus, und iſt dazu verſichert/ daß er ein Glied ſey an dem geiſt-
lichen Leibe Chriſti/ ein ſafftige Reb an dem edlen Weinſtock. Sonſten
iſt ſie auch dem naͤchſten auſſer ihm ſichtbar in guten Wercken und
Vbungen des Glaubens/ aber nur conjecturaliter & probabiliter, muth-
maſſentlich aus dem Vrtheil der Liebe/ die zwar nicht argwohnet/ aber
durch die Heucheley kan verfuͤhret und betrogen werden. Vnter deß iſt
ſie der Welt unbekant/ verachtet und ungeachtet/ als welche weder auff
artige und grundgute Werck noch auff den rechten Glauben ſihet/ ſondern
an der euſſerlichen Larv und ſcheinbaren Glaſt der ungebottenen ſelbſt-
erwehlten Heiligkeit ſich vergaffet.

Vnſichtbarlich iſt ſie 2. formaliter, in ihrer eigentlichen
Schoͤnheit;
dann gleich wie Chriſtus von allen denen geſehen worden
mit fleiſchlichen Augen/ die umb ihn gewohnet und geweſen/ aber daß er der
Meſſias ſey/ das haben allein die Lux-Augen geſehen/ Maria/ Joſeph/ die
Weiſen/ der bekehrte Schaͤcher. 3. Gradualiter, in unterſchied-
lichem Stand und Grad/
gleich wie man den Mond bißweilen gantz
nicht ſihet/ bißweilen nur etliche Zoll und Grad: Alſo kommets mit der
Kirche manchmal dahin/ daß man ſie gantz nicht kennet/ wer und wo ſie
ſeye/ als zur Zeit Eliæ/ damal als auch die Propheten des Herren umb-
1. Reg. 19,
14.
kommen/ die Obadias zuvor verforgete/ 1. Reg. 19. bißweilen laͤſſet ſie ſich
blicken unter den Wolcken/ und ſihet herfuͤr in den Bekaͤntnuͤſſen/ Zeug-
nuͤſſen der Warheit/ martyriis, iſt aber nicht anders als ein Blick vom voll-
kommenen Glantz. 4. Indefinitè, was Zeit und Ort anlangt/
das iſt immer gewiß und wahr/ es muß eine wahre Kirch Chriſti ſeyn in
der Welt biß ans Ende/ wegen der Verheiſſungen/ auff welche Verheiſſun-
gen der Glaube ſihet/ es gehe wie es wolle/ ſo muß die Statt Gottes auff
ihrem Felſen unbeweglich ſtehen bleiben: Aber das τόδέ τι, νυν῀ und ποῦ,
was/ wann und wo ſie ſey/ ie und allezeit ſich auffhalte? das τὶς? wer
eigentlich zu derſelben gehoͤre/ iſt unbekant: ὅτι und τι bekant/ das und
was?
bey welchen zween Vmbſtaͤnden wir auch ietzt bleiben.

Belangende I. das ὅτι, daß warhafftig ein ſolch unſicht-
bar Himmelreich auff Erden/ ſolcher heiliger Außſchutz unter
dem groſſen Hauffen/ der ſich zum Chriſtlichen Glauben und
Namen bekennet/ ſeye/
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[378/0410] Die Ein und Dreiſſigſte (Dritte) ein ieglicher weiß ſeinen Glauben bey ſich ſelbſt am beſten und gewiſſeſten/ ſagt Auguſtinus, und iſt dazu verſichert/ daß er ein Glied ſey an dem geiſt- lichen Leibe Chriſti/ ein ſafftige Reb an dem edlen Weinſtock. Sonſten iſt ſie auch dem naͤchſten auſſer ihm ſichtbar in guten Wercken und Vbungen des Glaubens/ aber nur conjecturaliter & probabiliter, muth- maſſentlich aus dem Vrtheil der Liebe/ die zwar nicht argwohnet/ aber durch die Heucheley kan verfuͤhret und betrogen werden. Vnter deß iſt ſie der Welt unbekant/ verachtet und ungeachtet/ als welche weder auff artige und grundgute Werck noch auff den rechten Glauben ſihet/ ſondern an der euſſerlichen Larv und ſcheinbaren Glaſt der ungebottenen ſelbſt- erwehlten Heiligkeit ſich vergaffet. Vnſichtbarlich iſt ſie 2. formaliter, in ihrer eigentlichen Schoͤnheit; dann gleich wie Chriſtus von allen denen geſehen worden mit fleiſchlichen Augen/ die umb ihn gewohnet und geweſen/ aber daß er der Meſſias ſey/ das haben allein die Lux-Augen geſehen/ Maria/ Joſeph/ die Weiſen/ der bekehrte Schaͤcher. 3. Gradualiter, in unterſchied- lichem Stand und Grad/ gleich wie man den Mond bißweilen gantz nicht ſihet/ bißweilen nur etliche Zoll und Grad: Alſo kommets mit der Kirche manchmal dahin/ daß man ſie gantz nicht kennet/ wer und wo ſie ſeye/ als zur Zeit Eliæ/ damal als auch die Propheten des Herren umb- kommen/ die Obadias zuvor verforgete/ 1. Reg. 19. bißweilen laͤſſet ſie ſich blicken unter den Wolcken/ und ſihet herfuͤr in den Bekaͤntnuͤſſen/ Zeug- nuͤſſen der Warheit/ martyriis, iſt aber nicht anders als ein Blick vom voll- kommenen Glantz. 4. Indefinitè, was Zeit und Ort anlangt/ das iſt immer gewiß und wahr/ es muß eine wahre Kirch Chriſti ſeyn in der Welt biß ans Ende/ wegen der Verheiſſungen/ auff welche Verheiſſun- gen der Glaube ſihet/ es gehe wie es wolle/ ſo muß die Statt Gottes auff ihrem Felſen unbeweglich ſtehen bleiben: Aber das τόδέ τι, νυν῀ und ποῦ, was/ wann und wo ſie ſey/ ie und allezeit ſich auffhalte? das τὶς? wer eigentlich zu derſelben gehoͤre/ iſt unbekant: ὅτι und τι bekant/ das und was? bey welchen zween Vmbſtaͤnden wir auch ietzt bleiben. 1. Reg. 19, 14. Belangende I. das ὅτι, daß warhafftig ein ſolch unſicht- bar Himmelreich auff Erden/ ſolcher heiliger Außſchutz unter dem groſſen Hauffen/ der ſich zum Chriſtlichen Glauben und Namen bekennet/ ſeye/ erhaͤllet I. è clarà ſcripturæ literâ, aus dem klaren Buchſtaben der Heiligen Schrifft; Pſal. 83. Die Feinde Pſ. 83, 4.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/410>, abgerufen am 22.11.2024.