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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
doch ohne Sacramenten/ wie auch in der Wüsten gantzer viertzig Jahr
ohne Beschneidung.

Es leuchtet in crucis vexillo, in dem lieben Creutz/ nicht
zwar materialiter aus Holtz zubereitet/ sondern in Verfolgung und Blut-
vergiessen/ alles caeteris paribus, daß die andern notae und Merck-Zeichen/
so darzu erfordert werden/ nicht außgeschlossen werden; Dannen-
hero waren die Creutzflüchtigen keine Jünger Christi/ die Christum
nicht offentlich bekanten/ viel unter den Obersten/ ob sie schon an ihnIoh. 12, 42.
glaubten/ doch mit der Sprache nicht heraus wolten umb der Pha-
riseer willen/ damit sie nicht in den Bann gethan würden; dann
es heisset/ wie St. Paulus sagt: Alle die gottselig leben wollen in2. Tim. 3,
12.

Christo Jesu/ müssen Verfolgung leiden. Aus den Gleichnüs-
sen ist es klar: Wo ist der Hirt zugegen? Antwort: Wo man seine Stim-
me höret: Also wo des rechten Seelen-Hirten Christi Jesu Stimme
lauter und rein gelehret und gehöret wird/ und nicht eine Wolfs-Stimme/
da ist auch die Herde Christi/ da ist sein Schaf-Stall/ da ist er zugegen:
Also/ wann ich frage: Wo ist des Aristotelis warhafftige Schul? Ant-
wort: Wo der Philosophus nach des Aristotelis Meynung lehret.
Wann im Kriege alles durch einander gehet/ wo ist da Freund? der
Oberst/ wo Freunds-Volck? Wo neben dem Fahnen und die Liberey/ die
Wort-Losung erschallet. Wo ist anietzo das Römische Reich? wo die Rö-
mischen Gesetze auctoritative in Schulen gelehret/ bey Gerichten geübet
und gehorsamlich gehalten werden. Also wann ich nun frage: Wo istv. Alethe.
S. sui vin-
dicem p.
18.

die wahre Kirche Christi? Antwort: Wo die Warheit rein
und lauter leuchtet durchs Wort oder nach der
regul des
Göttlichen Worts.
Die falschen Propheten werden sagen: Hie istMatth. 24,
23. seqq.

Christus/ dort ist Christus/ aber der rechte Prophet heisset uns sehen/ wo der
himlische Blitz leuchtet/ wo derselbe das rechte Aaß/ der Leib Christi/ so geist-
lich/ so sacramentlich/ nach den Worten der Einsetzung zeiget und bescheinet.

III. Ubi lux coelestis ducit per fructus ad causam,
Wo das himmlische Liecht führet von den Früchten zu dem
Baum; Wo das Liecht leuchtet für den Leuten; dann aus den
Matt. 5, 16.
Früchten sollet ihr sie (die falschen Propheten) erkennen/ sagt der
Herr Matth. 7. nemlich aus den Lehr-Früchten/ so aus der Lehre per sec. 7, 20.
und für sich selbst herfliessen/ aus der Art der Lehre/ Früchte die nach dem
Baume schmecken/ Wasser das nach der Quell riecht; Wo nun heilige

Früchte
D d d 2

Predigt.
doch ohne Sacramenten/ wie auch in der Wuͤſten gantzer viertzig Jahr
ohne Beſchneidung.

Es leuchtet in crucis vexillo, in dem lieben Creutz/ nicht
zwar materialiter aus Holtz zubereitet/ ſondern in Verfolgung und Blut-
vergieſſen/ alles cæteris paribus, daß die andern notæ und Merck-Zeichen/
ſo darzu erfordert werden/ nicht außgeſchloſſen werden; Dannen-
hero waren die Creutzfluͤchtigen keine Juͤnger Chriſti/ die Chriſtum
nicht offentlich bekanten/ viel unter den Oberſten/ ob ſie ſchon an ihnIoh. 12, 42.
glaubten/ doch mit der Sprache nicht heraus wolten umb der Pha-
riſeer willen/ damit ſie nicht in den Bann gethan wuͤrden; dann
es heiſſet/ wie St. Paulus ſagt: Alle die gottſelig leben wollen in2. Tim. 3,
12.

Chriſto Jeſu/ muͤſſen Verfolgung leiden. Aus den Gleichnuͤſ-
ſen iſt es klar: Wo iſt der Hirt zugegen? Antwort: Wo man ſeine Stim-
me hoͤret: Alſo wo des rechten Seelen-Hirten Chriſti Jeſu Stimme
lauter und rein gelehret und gehoͤret wird/ und nicht eine Wolfs-Stimme/
da iſt auch die Herde Chriſti/ da iſt ſein Schaf-Stall/ da iſt er zugegen:
Alſo/ wann ich frage: Wo iſt des Ariſtotelis warhafftige Schul? Ant-
wort: Wo der Philoſophus nach des Ariſtotelis Meynung lehret.
Wann im Kriege alles durch einander gehet/ wo iſt da Freund? der
Oberſt/ wo Freunds-Volck? Wo neben dem Fahnen und die Liberey/ die
Wort-Loſung erſchallet. Wo iſt anietzo das Roͤmiſche Reich? wo die Roͤ-
miſchen Geſetze auctoritativè in Schulen gelehret/ bey Gerichten geuͤbet
und gehorſamlich gehalten werden. Alſo wann ich nun frage: Wo iſtv. Alethe.
S. ſui vin-
dicem p.
18.

die wahre Kirche Chriſti? Antwort: Wo die Warheit rein
und lauter leuchtet durchs Wort oder nach der
regul des
Goͤttlichen Worts.
Die falſchen Propheten werden ſagen: Hie iſtMatth. 24,
23. ſeqq.

Chriſtus/ dort iſt Chriſtus/ aber der rechte Prophet heiſſet uns ſehen/ wo der
himliſche Blitz leuchtet/ wo derſelbe das rechte Aaß/ der Leib Chriſti/ ſo geiſt-
lich/ ſo ſacramentlich/ nach den Wortẽ der Einſetzung zeiget und beſcheinet.

III. Ubi lux cœleſtis ducit per fructus ad cauſam,
Wo das himmliſche Liecht fuͤhret von den Fruͤchten zu dem
Baum; Wo das Liecht leuchtet fuͤr den Leuten; dann aus den
Matt. 5, 16.
Fruͤchten ſollet ihr ſie (die falſchen Propheten) erkennen/ ſagt der
Herr Matth. 7. nemlich aus den Lehr-Fruͤchten/ ſo aus der Lehre per ſec. 7, 20.
und fuͤr ſich ſelbſt herflieſſen/ aus der Art der Lehre/ Fruͤchte die nach dem
Baume ſchmecken/ Waſſer das nach der Quell riecht; Wo nun heilige

Fruͤchte
D d d 2
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[395/0427] Predigt. doch ohne Sacramenten/ wie auch in der Wuͤſten gantzer viertzig Jahr ohne Beſchneidung. Es leuchtet in crucis vexillo, in dem lieben Creutz/ nicht zwar materialiter aus Holtz zubereitet/ ſondern in Verfolgung und Blut- vergieſſen/ alles cæteris paribus, daß die andern notæ und Merck-Zeichen/ ſo darzu erfordert werden/ nicht außgeſchloſſen werden; Dannen- hero waren die Creutzfluͤchtigen keine Juͤnger Chriſti/ die Chriſtum nicht offentlich bekanten/ viel unter den Oberſten/ ob ſie ſchon an ihn glaubten/ doch mit der Sprache nicht heraus wolten umb der Pha- riſeer willen/ damit ſie nicht in den Bann gethan wuͤrden; dann es heiſſet/ wie St. Paulus ſagt: Alle die gottſelig leben wollen in Chriſto Jeſu/ muͤſſen Verfolgung leiden. Aus den Gleichnuͤſ- ſen iſt es klar: Wo iſt der Hirt zugegen? Antwort: Wo man ſeine Stim- me hoͤret: Alſo wo des rechten Seelen-Hirten Chriſti Jeſu Stimme lauter und rein gelehret und gehoͤret wird/ und nicht eine Wolfs-Stimme/ da iſt auch die Herde Chriſti/ da iſt ſein Schaf-Stall/ da iſt er zugegen: Alſo/ wann ich frage: Wo iſt des Ariſtotelis warhafftige Schul? Ant- wort: Wo der Philoſophus nach des Ariſtotelis Meynung lehret. Wann im Kriege alles durch einander gehet/ wo iſt da Freund? der Oberſt/ wo Freunds-Volck? Wo neben dem Fahnen und die Liberey/ die Wort-Loſung erſchallet. Wo iſt anietzo das Roͤmiſche Reich? wo die Roͤ- miſchen Geſetze auctoritativè in Schulen gelehret/ bey Gerichten geuͤbet und gehorſamlich gehalten werden. Alſo wann ich nun frage: Wo iſt die wahre Kirche Chriſti? Antwort: Wo die Warheit rein und lauter leuchtet durchs Wort oder nach der regul des Goͤttlichen Worts. Die falſchen Propheten werden ſagen: Hie iſt Chriſtus/ dort iſt Chriſtus/ aber der rechte Prophet heiſſet uns ſehen/ wo der himliſche Blitz leuchtet/ wo derſelbe das rechte Aaß/ der Leib Chriſti/ ſo geiſt- lich/ ſo ſacramentlich/ nach den Wortẽ der Einſetzung zeiget und beſcheinet. Ioh. 12, 42. 2. Tim. 3, 12. v. Alethe. S. ſui vin- dicem p. 18. Matth. 24, 23. ſeqq. III. Ubi lux cœleſtis ducit per fructus ad cauſam, Wo das himmliſche Liecht fuͤhret von den Fruͤchten zu dem Baum; Wo das Liecht leuchtet fuͤr den Leuten; dann aus den Fruͤchten ſollet ihr ſie (die falſchen Propheten) erkennen/ ſagt der Herr Matth. 7. nemlich aus den Lehr-Fruͤchten/ ſo aus der Lehre per ſe und fuͤr ſich ſelbſt herflieſſen/ aus der Art der Lehre/ Fruͤchte die nach dem Baume ſchmecken/ Waſſer das nach der Quell riecht; Wo nun heilige Fruͤchte Matt. 5, 16. c. 7, 20. D d d 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/427>, abgerufen am 22.11.2024.