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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Vier und Dreissigste (Sechste)
damit besprentzt: Die Römer haben ihr Gesetz von den Griechen/ die
Griechen von den Hebreern/ die Hebreer von Mose erschöpfft und ein-
pfangen.

III. Elogium excitatorium, Ein Auffmunterungs-
Wort/
dadurch das Volck Jsrael angefrischet worden zur Erkäntnüß
solcher herrlichen Gutthaten/ zur Verwunderung und Danckbarkeit/
in Erwegung/ daß sie solches nicht von sich selbst haben/ du hast/ O Volck
Gottes/ nicht Vrsach gehabt dich zu rühmen und zu sagen: Meine
Krafft und meiner Hände Stärcke haben mir diß Vermögen

Devt. 8, 17.
c. 9, 4.
c.
7, 6.
außgerichtet; nicht umb deiner Gerechtigkeit willen/ Devt. 9. sondern
aus Gnaden; Es hätte ihm Gott wol ein ander Volck aus den Japhi-
ten erwehlen können/ es muste nicht eben Sem seyn; Er hätte Loths Kin-
Exod. 32,
10.
Devt. 14,
12.
Matth.
3, 9.
der erwehlen können/ es muste nicht eben Abraham seyn: und wie es auch
nahe daran gewest/ hätte Er dich gantz außrotten/ und aus Mose ein neu
Volck erwecken können; Er hätte auch aus den Steinen Abraham kön-
nen Kinder erwecken.

Nun meine Liebsten/ wer an Jsraels statt kommen/ dem gebühret
auch Jsraels Lob: Sie die Juden sind außgestossen/ sie gehen herumb
zum Scheusal/ Sprichwort und Spott unter allen Völcken/ wir sind nun-
Devt. 28,
37.
1. Pet.
2, 9.
mehr das außerwehlte Geschlecht/ das Königliche Priesterthumb/ das
Volck des Eigenthumbs/ das heilige Volck; darumb mögen wir auch wol
einander ansehen und sprechen: Mi camocha? Wer ist dir gleich?
und uns vergleichen/ nicht nur mit den umbligenden/ abgöttischen/ aber-
und falschglanbigen Völckern/ sondern gar mit den alten vor Christo le-
benden Juden selbst/ als die wir im Neuen Testament die kreittona erlebt/
2. Cor. 3, 9.
1. Tim.
3,
16.
das Ampt der überschwenglichen Klarheit/ daß GOTT ge-
offenbaret im Fleisch;
Wir mögen einander auch gratuliren/ und
einander auffmuntern zur Erkäntnüß und zur Danckbarkeit. Dann wie
kommen wir Teutschen/ ja wir Straßburger eben vor andern/ zu dem Liecht
und Glantz/ daß wir ein solch heilig Volck worden? ist lauter unverdiente
Gnade; Wir haben biß dato der Kirchen nobilität/ quiddität/
verität/ unität betrachtet/ folget in der Ordnung Sanctitas, dero-
selben Heiligkeit;
Daß wir dieselbe anietzo recht mögen lernen erken-
nen/ uns drüber verwundern/ mit danckbarem Hertzen und Munde prei-
sen/ darzu wolle der heiligmachende Geist uns mit seiner Gnade reichlich
beywohnen/ umb Jesu Christi willen/ Amen.

Wann

Die Vier und Dreiſſigſte (Sechſte)
damit beſprentzt: Die Roͤmer haben ihr Geſetz von den Griechen/ die
Griechen von den Hebreern/ die Hebreer von Moſe erſchoͤpfft und ein-
pfangen.

III. Elogium excitatorium, Ein Auffmunterungs-
Wort/
dadurch das Volck Jſrael angefriſchet worden zur Erkaͤntnuͤß
ſolcher herrlichen Gutthaten/ zur Verwunderung und Danckbarkeit/
in Erwegung/ daß ſie ſolches nicht von ſich ſelbſt haben/ du haſt/ O Volck
Gottes/ nicht Vrſach gehabt dich zu ruͤhmen und zu ſagen: Meine
Krafft und meiner Hände Staͤrcke haben mir diß Vermoͤgen

Devt. 8, 17.
c. 9, 4.
c.
7, 6.
außgerichtet; nicht umb deiner Gerechtigkeit willen/ Devt. 9. ſondern
aus Gnaden; Es haͤtte ihm Gott wol ein ander Volck aus den Japhi-
ten erwehlen koͤnnen/ es muſte nicht eben Sem ſeyn; Er haͤtte Loths Kin-
Exod. 32,
10.
Devt. 14,
12.
Matth.
3, 9.
der erwehlen koͤnnen/ es muſte nicht eben Abraham ſeyn: und wie es auch
nahe daran geweſt/ haͤtte Er dich gantz außrotten/ und aus Moſe ein neu
Volck erwecken koͤnnen; Er haͤtte auch aus den Steinen Abraham koͤn-
nen Kinder erwecken.

Nun meine Liebſten/ wer an Jſraels ſtatt kommen/ dem gebuͤhret
auch Jſraels Lob: Sie die Juden ſind außgeſtoſſen/ ſie gehen herumb
zum Scheuſal/ Sprichwort und Spott unter allen Voͤlcken/ wir ſind nun-
Devt. 28,
37.
1. Pet.
2, 9.
mehr das außerwehlte Geſchlecht/ das Koͤnigliche Prieſterthumb/ das
Volck des Eigenthumbs/ das heilige Volck; darumb moͤgen wir auch wol
einander anſehen und ſprechen: Mi camocha? Wer iſt dir gleich?
und uns vergleichen/ nicht nur mit den umbligenden/ abgoͤttiſchen/ aber-
und falſchglanbigen Voͤlckern/ ſondern gar mit den alten vor Chriſto le-
benden Juden ſelbſt/ als die wir im Neuen Teſtament die κρείττονα erlebt/
2. Cor. 3, 9.
1. Tim.
3,
16.
das Ampt der uͤberſchwenglichen Klarheit/ daß GOTT ge-
offenbaret im Fleiſch;
Wir moͤgen einander auch gratuliren/ und
einander auffmuntern zur Erkaͤntnuͤß und zur Danckbarkeit. Dann wie
kom̃en wir Teutſchen/ ja wir Straßburger eben vor andern/ zu dem Liecht
und Glantz/ daß wir ein ſolch heilig Volck worden? iſt lauter unverdiente
Gnade; Wir haben biß dato der Kirchen nobilität/ quidditaͤt/
verität/ unitaͤt betrachtet/ folget in der Ordnung Sanctitas, dero-
ſelben Heiligkeit;
Daß wir dieſelbe anietzo recht moͤgen lernen erken-
nen/ uns druͤber verwundern/ mit danckbarem Hertzen und Munde prei-
ſen/ darzu wolle der heiligmachende Geiſt uns mit ſeiner Gnade reichlich
beywohnen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen.

Wann
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[420/0452] Die Vier und Dreiſſigſte (Sechſte) damit beſprentzt: Die Roͤmer haben ihr Geſetz von den Griechen/ die Griechen von den Hebreern/ die Hebreer von Moſe erſchoͤpfft und ein- pfangen. III. Elogium excitatorium, Ein Auffmunterungs- Wort/ dadurch das Volck Jſrael angefriſchet worden zur Erkaͤntnuͤß ſolcher herrlichen Gutthaten/ zur Verwunderung und Danckbarkeit/ in Erwegung/ daß ſie ſolches nicht von ſich ſelbſt haben/ du haſt/ O Volck Gottes/ nicht Vrſach gehabt dich zu ruͤhmen und zu ſagen: Meine Krafft und meiner Hände Staͤrcke haben mir diß Vermoͤgen außgerichtet; nicht umb deiner Gerechtigkeit willen/ Devt. 9. ſondern aus Gnaden; Es haͤtte ihm Gott wol ein ander Volck aus den Japhi- ten erwehlen koͤnnen/ es muſte nicht eben Sem ſeyn; Er haͤtte Loths Kin- der erwehlen koͤnnen/ es muſte nicht eben Abraham ſeyn: und wie es auch nahe daran geweſt/ haͤtte Er dich gantz außrotten/ und aus Moſe ein neu Volck erwecken koͤnnen; Er haͤtte auch aus den Steinen Abraham koͤn- nen Kinder erwecken. Devt. 8, 17. c. 9, 4. c. 7, 6. Exod. 32, 10. Devt. 14, 12. Matth. 3, 9. Nun meine Liebſten/ wer an Jſraels ſtatt kommen/ dem gebuͤhret auch Jſraels Lob: Sie die Juden ſind außgeſtoſſen/ ſie gehen herumb zum Scheuſal/ Sprichwort und Spott unter allen Voͤlcken/ wir ſind nun- mehr das außerwehlte Geſchlecht/ das Koͤnigliche Prieſterthumb/ das Volck des Eigenthumbs/ das heilige Volck; darumb moͤgen wir auch wol einander anſehen und ſprechen: Mi camocha? Wer iſt dir gleich? und uns vergleichen/ nicht nur mit den umbligenden/ abgoͤttiſchen/ aber- und falſchglanbigen Voͤlckern/ ſondern gar mit den alten vor Chriſto le- benden Juden ſelbſt/ als die wir im Neuen Teſtament die κρείττονα erlebt/ das Ampt der uͤberſchwenglichen Klarheit/ daß GOTT ge- offenbaret im Fleiſch; Wir moͤgen einander auch gratuliren/ und einander auffmuntern zur Erkaͤntnuͤß und zur Danckbarkeit. Dann wie kom̃en wir Teutſchen/ ja wir Straßburger eben vor andern/ zu dem Liecht und Glantz/ daß wir ein ſolch heilig Volck worden? iſt lauter unverdiente Gnade; Wir haben biß dato der Kirchen nobilität/ quidditaͤt/ verität/ unitaͤt betrachtet/ folget in der Ordnung Sanctitas, dero- ſelben Heiligkeit; Daß wir dieſelbe anietzo recht moͤgen lernen erken- nen/ uns druͤber verwundern/ mit danckbarem Hertzen und Munde prei- ſen/ darzu wolle der heiligmachende Geiſt uns mit ſeiner Gnade reichlich beywohnen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen. Devt. 28, 37. 1. Pet. 2, 9. 2. Cor. 3, 9. 1. Tim. 3, 16. Wann

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/452>, abgerufen am 22.11.2024.