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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
tis, fürwar des Todes Bitterkeit ist gewichen/ wie es Piscator
vert
irt/ und es gar anders glossirt/ als wolt er sagen-Jch werde nicht ge-
tödtet werden/ wie ich bißher besorget/ sintemal ich zu einem Propheten ge-
führet werde/ welcher sehr alt ist. Wir lassen aber Lutherum hie unre-
formirt; es kan beydes seyn/ daß die Bitterkeit des Todes gewichen/ und
doch besorgt und gekostet worden; Es kan seine Dolmetschung gar wohl
bestehen/ fürwar des Todes Bitterkeit ist gewichen durch den Trost und
freudige resolution, gleich wie ein Krancker von einer bittern Purgatz mit
Zucker überzogen sagen möchte: Die Bitterkeit ist ihm vergangen/ nicht
als dürffte er den Tranck nicht zu sich nehmen; oder wie Socrates das
Gifft getruncken/ und seinen Freunden eines gebracht als einen Gesund-
heit-Truck.

III. Solatii causam, Die Quell solches Agagischen
Fahr-Trosts;
Fragstu von der Vrsach? Er muß ein gewaltig funda-
ment
gehabt haben/ er muß etwas gewüst haben/ daß er so getrost an den
Tod gangen/ darauff er getrotzt; was doch? freylich keinen oder doch ei-
nen schnöden Trost/ es war ein selbst-gemachter Muth/ Grund-Glaub-
Hoffnung- Heil- und Trost-loser Muth/ dann die Heyden haben keinen1. Thess. 4,
13.

Trost noch Hoffnung/ oder ist was da gewest/ so wars umbra famae, ein
Vernunfft- und Ehr-loser Schein eines guten Namens oder Helden-
Ruhms/ wie auch die gottlosesten bösen Buben in flagranti peccato,
mitten in der Sünde/ in duell und Balgereyen/ die ruchlosen Soldaten
getrost an den Tod gehen/ daß man sie für dapffere Cavallir halte; viel
wahrhafftiger wiewohl furchtsamer redet von dem Handel der Heydnische
Käyser Adrianus: Animula, vagula, blandula, quo nunc abibis in loca?
Ach mein liebes Seelelein/ wo wirstu ietzt fahren hin?

Also muß man des Todes Bitterkeit nicht vertreiben; Gott der
Heilige Geist stellet uns ein ander gewisser Exempel für Augen/ einen alten
Rabbi zu Jerusalem/ von dem sollen wir lernen die Artzney wider den Tod/
den rechten Fahr-Trost/ der saget: Nun lässestu deinen Diener
im Friede fahren!
hoc solatium solatiorum, das ist Trost über alle
Trost! Also/ also und nicht anders muß man des Todes bittere Gifft
durchsüssen und verjagen. Das ist die rechte Wohlfahrt nach der langen
Wahlfahrt/ und heisset/ wie gehört/ apoluseos solatium, der Fahr-
Trost/
von welchem in der Furcht des Herren anietzo erbaulich zu
handlen/ wolle Gott von oben herab die Gnade seines Heiligen Geistes
mildiglich verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen.

Wi
O o o 3

Predigt.
tis, fuͤrwar des Todes Bitterkeit iſt gewichen/ wie es Piſcator
vert
irt/ und es gar anders gloſſirt/ als wolt er ſagen-Jch werde nicht ge-
toͤdtet werden/ wie ich bißher beſorget/ ſintemal ich zu einem Propheten ge-
fuͤhret werde/ welcher ſehr alt iſt. Wir laſſen aber Lutherum hie unre-
formirt; es kan beydes ſeyn/ daß die Bitterkeit des Todes gewichen/ und
doch beſorgt und gekoſtet worden; Es kan ſeine Dolmetſchung gar wohl
beſtehen/ fuͤrwar des Todes Bitterkeit iſt gewichen durch den Troſt und
freudige reſolution, gleich wie ein Krancker von einer bittern Purgatz mit
Zucker uͤberzogen ſagen moͤchte: Die Bitterkeit iſt ihm vergangen/ nicht
als duͤrffte er den Tranck nicht zu ſich nehmen; oder wie Socrates das
Gifft getruncken/ und ſeinen Freunden eines gebracht als einen Geſund-
heit-Truck.

III. Solatii cauſam, Die Quell ſolches Agagiſchen
Fahr-Troſts;
Fragſtu von der Vrſach? Er muß ein gewaltig funda-
ment
gehabt haben/ er muß etwas gewuͤſt haben/ daß er ſo getroſt an den
Tod gangen/ darauff er getrotzt; was doch? freylich keinen oder doch ei-
nen ſchnoͤden Troſt/ es war ein ſelbſt-gemachter Muth/ Grund-Glaub-
Hoffnung- Heil- und Troſt-loſer Muth/ dann die Heyden haben keinen1. Theſſ. 4,
13.

Troſt noch Hoffnung/ oder iſt was da geweſt/ ſo wars umbra famæ, ein
Vernunfft- und Ehr-loſer Schein eines guten Namens oder Helden-
Ruhms/ wie auch die gottloſeſten boͤſen Buben in flagranti peccato,
mitten in der Suͤnde/ in duell und Balgereyen/ die ruchloſen Soldaten
getroſt an den Tod gehen/ daß man ſie fuͤr dapffere Cavallir halte; viel
wahrhafftiger wiewohl furchtſamer redet von dem Handel der Heydniſche
Kaͤyſer Adrianus: Animula, vagula, blandula, quò nunc abibis in loca?
Ach mein liebes Seelelein/ wo wirſtu ietzt fahren hin?

Alſo muß man des Todes Bitterkeit nicht vertreiben; Gott der
Heilige Geiſt ſtellet uns ein ander gewiſſer Exempel fuͤr Augen/ einen alten
Rabbi zu Jeruſalem/ von dem ſollen wir lernen die Artzney wider den Tod/
den rechten Fahr-Troſt/ der ſaget: Nun läſſeſtu deinen Diener
im Friede fahren!
hoc ſolatium ſolatiorum, das iſt Troſt uͤber alle
Troſt! Alſo/ alſo und nicht anders muß man des Todes bittere Gifft
durchſuͤſſen und verjagen. Das iſt die rechte Wohlfahrt nach der langen
Wahlfahrt/ und heiſſet/ wie gehoͤrt/ ἀπολύσεως ſolatium, der Fahr-
Troſt/
von welchem in der Furcht des Herren anietzo erbaulich zu
handlen/ wolle Gott von oben herab die Gnade ſeines Heiligen Geiſtes
mildiglich verleihen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen.

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[477/0509] Predigt. tis, fuͤrwar des Todes Bitterkeit iſt gewichen/ wie es Piſcator vertirt/ und es gar anders gloſſirt/ als wolt er ſagen-Jch werde nicht ge- toͤdtet werden/ wie ich bißher beſorget/ ſintemal ich zu einem Propheten ge- fuͤhret werde/ welcher ſehr alt iſt. Wir laſſen aber Lutherum hie unre- formirt; es kan beydes ſeyn/ daß die Bitterkeit des Todes gewichen/ und doch beſorgt und gekoſtet worden; Es kan ſeine Dolmetſchung gar wohl beſtehen/ fuͤrwar des Todes Bitterkeit iſt gewichen durch den Troſt und freudige reſolution, gleich wie ein Krancker von einer bittern Purgatz mit Zucker uͤberzogen ſagen moͤchte: Die Bitterkeit iſt ihm vergangen/ nicht als duͤrffte er den Tranck nicht zu ſich nehmen; oder wie Socrates das Gifft getruncken/ und ſeinen Freunden eines gebracht als einen Geſund- heit-Truck. III. Solatii cauſam, Die Quell ſolches Agagiſchen Fahr-Troſts; Fragſtu von der Vrſach? Er muß ein gewaltig funda- ment gehabt haben/ er muß etwas gewuͤſt haben/ daß er ſo getroſt an den Tod gangen/ darauff er getrotzt; was doch? freylich keinen oder doch ei- nen ſchnoͤden Troſt/ es war ein ſelbſt-gemachter Muth/ Grund-Glaub- Hoffnung- Heil- und Troſt-loſer Muth/ dann die Heyden haben keinen Troſt noch Hoffnung/ oder iſt was da geweſt/ ſo wars umbra famæ, ein Vernunfft- und Ehr-loſer Schein eines guten Namens oder Helden- Ruhms/ wie auch die gottloſeſten boͤſen Buben in flagranti peccato, mitten in der Suͤnde/ in duell und Balgereyen/ die ruchloſen Soldaten getroſt an den Tod gehen/ daß man ſie fuͤr dapffere Cavallir halte; viel wahrhafftiger wiewohl furchtſamer redet von dem Handel der Heydniſche Kaͤyſer Adrianus: Animula, vagula, blandula, quò nunc abibis in loca? Ach mein liebes Seelelein/ wo wirſtu ietzt fahren hin? 1. Theſſ. 4, 13. Alſo muß man des Todes Bitterkeit nicht vertreiben; Gott der Heilige Geiſt ſtellet uns ein ander gewiſſer Exempel fuͤr Augen/ einen alten Rabbi zu Jeruſalem/ von dem ſollen wir lernen die Artzney wider den Tod/ den rechten Fahr-Troſt/ der ſaget: Nun läſſeſtu deinen Diener im Friede fahren! hoc ſolatium ſolatiorum, das iſt Troſt uͤber alle Troſt! Alſo/ alſo und nicht anders muß man des Todes bittere Gifft durchſuͤſſen und verjagen. Das iſt die rechte Wohlfahrt nach der langen Wahlfahrt/ und heiſſet/ wie gehoͤrt/ ἀπολύσεως ſolatium, der Fahr- Troſt/ von welchem in der Furcht des Herren anietzo erbaulich zu handlen/ wolle Gott von oben herab die Gnade ſeines Heiligen Geiſtes mildiglich verleihen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen. Wi O o o 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/509>, abgerufen am 22.11.2024.