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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Neun und Dreissigste (Dritte)

WJe laut dann Simeons Toden-Trost oder Fahr-Trost?
mit einem Worte: Jm Frieden! Nun lässestu deinen
Diener im
Friede fahren. Verstehe durch den Frieden
nach Art der Hebreischen Sprache alles gutes/ Glück/ Heil/ Segen/
Freude und Wonne/ sampt einer ehrlichen Bestattung. Du
bescherest mir apolusin pacatam, eine erwündschte/ gesegnete/
glückselige/ erfreuliche/ sanffte/ ehrliche und willige
Freuden-
Fahrt.
Dann gleich wie in heiliger Schrifft der gewaltsame
Schand-Todt der maleficanten heisset loschalom, 1. Reg. 2. nicht
mit
Frieden/ sondern mit Blut/ wie David auff seinem Tod-Bette
seinem Sohne dem Salomon befahl dem Joab sein Recht anzuthun:
*Thue/ sprach er/ Joab nach deiner Weißheit/ daß du seine
graue Haar nicht mit
Frieden/ das ist/ mit Blut hinunter in
die Hölle bringest.
Also im gegentheil heisset der natürliche/ ehrliche
Gen. 15, 15.Tod ein glückseliger Tod; Also sprach Gott zu Abraham Genes. 15.
Du solt fahren zu deinen Vätern mit Frieden/ und in gutem
Esa. 57, 2.Alter begraben werden; dann die Gerechten werden wegge-
rafft für dem Vnglück/ und die richtig für sich gewandelt ha-
ben/ kommen zum
Friede/ und ruhen in ihren Kammern.

* 1. Reg. 2, 6. 9. Confer Ier. 4, 4. quanquam etiam qui violenter moritur,
si in Christo moritur, beate moritur, vide August. l. 1. de civ. D. c. 11. in Psalm. 33. &
epist. 122. confer Crisin D. Chemnit. de tragicis mortibus in harmon. pag 2103.
& seqq.

In specie aber bestehet solcher Fahr- und Frieden-Trost
I. in der innern Gewissens-Ruhe und Friede/ in holdseliger
harmonia aller affecten/ da kein Kläger fürhanden/ kein Wurm naget/ kei-
ne Hölle plaget; ist mit einem Wort ein gesundes/ gutes/ geheiltes/ doch vor
2. Cor. 1, 12.
August. l.
contra Ma-
nich. c. 1.
Senti de
Augustino
quod li-
bet, sola
me consci-
entia in o-
culis Dei.
Gott wegen anklebender Schwachheit demütiges Gewissen: ein unscheues
Gewissen/ da einer getrost sagen kan: Jch darff für niemand bleich oder
roth werden/ ich darff mich meines Gewissens rühmen/ dann unser
Ruhm ist das Zeugnüß unsers guten Gewissens/
man sag von
mir was man wolle/ Allein mein Gewissen klagt mich nicht an für Gottes
Augen/ schreibet Augustinus: Es gibt irgend Schlutthunde/ die nach
dem Tode herfür wühlen und übel nachreden/ aber ein gutes ruhiges Ge-

wissen
Die Neun und Dreiſſigſte (Dritte)

WJe laut dann Simeons Toden-Troſt oder Fahr-Troſt?
mit einem Worte: Jm Frieden! Nun laͤſſeſtu deinen
Diener im
Friede fahren. Verſtehe durch den Frieden
nach Art der Hebreiſchen Sprache alles gutes/ Gluͤck/ Heil/ Segen/
Freude und Wonne/ ſampt einer ehrlichen Beſtattung. Du
beſchereſt mir ἀπόλυσιν pacatam, eine erwuͤndſchte/ geſegnete/
gluͤckſelige/ erfreuliche/ ſanffte/ ehrliche und willige
Freuden-
Fahrt.
Dann gleich wie in heiliger Schrifft der gewaltſame
Schand-Todt der maleficanten heiſſet loſchalom, 1. Reg. 2. nicht
mit
Frieden/ ſondern mit Blut/ wie David auff ſeinem Tod-Bette
ſeinem Sohne dem Salomon befahl dem Joab ſein Recht anzuthun:
*Thue/ ſprach er/ Joab nach deiner Weißheit/ daß du ſeine
graue Haar nicht mit
Frieden/ das iſt/ mit Blut hinunter in
die Hoͤlle bringeſt.
Alſo im gegentheil heiſſet der natuͤrliche/ ehrliche
Gen. 15, 15.Tod ein gluͤckſeliger Tod; Alſo ſprach Gott zu Abraham Geneſ. 15.
Du ſolt fahren zu deinen Vaͤtern mit Frieden/ und in gutem
Eſa. 57, 2.Alter begraben werden; dann die Gerechten werden wegge-
rafft fuͤr dem Vngluͤck/ und die richtig fuͤr ſich gewandelt ha-
ben/ kommen zum
Friede/ und ruhen in ihren Kammern.

* 1. Reg. 2, 6. 9. Confer Ier. 4, 4. quanquam etiam qui violenter moritur,
ſi in Chriſto moritur, beatè moritur, vide Auguſt. l. 1. de civ. D. c. 11. in Pſalm. 33. &
epiſt. 122. confer Criſin D. Chemnit. de tragicis mortibus in harmon. pag 2103.
& ſeqq.

In ſpecie aber beſtehet ſolcher Fahr- und Frieden-Troſt
I. in der innern Gewiſſens-Ruhe und Friede/ in holdſeliger
harmoniâ aller affecten/ da kein Klaͤger fuͤrhanden/ kein Wurm naget/ kei-
ne Hoͤlle plaget; iſt mit einem Wort ein geſundes/ gutes/ geheiltes/ doch vor
2. Cor. 1, 12.
Auguſt. l.
contra Ma-
nich. c. 1.
Senti de
Auguſtino
quod li-
bet, ſola
me conſci-
entia in o-
culis Dei.
Gott wegen anklebender Schwachheit demuͤtiges Gewiſſen: ein unſcheues
Gewiſſen/ da einer getroſt ſagen kan: Jch darff fuͤr niemand bleich oder
roth werden/ ich darff mich meines Gewiſſens ruͤhmen/ dann unſer
Ruhm iſt das Zeugnuͤß unſers guten Gewiſſens/
man ſag von
mir was man wolle/ Allein mein Gewiſſen klagt mich nicht an fuͤr Gottes
Augen/ ſchreibet Auguſtinus: Es gibt irgend Schlutthunde/ die nach
dem Tode herfuͤr wuͤhlen und uͤbel nachreden/ aber ein gutes ruhiges Ge-

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[478/0510] Die Neun und Dreiſſigſte (Dritte) WJe laut dann Simeons Toden-Troſt oder Fahr-Troſt? mit einem Worte: Jm Frieden! Nun laͤſſeſtu deinen Diener im Friede fahren. Verſtehe durch den Frieden nach Art der Hebreiſchen Sprache alles gutes/ Gluͤck/ Heil/ Segen/ Freude und Wonne/ ſampt einer ehrlichen Beſtattung. Du beſchereſt mir ἀπόλυσιν pacatam, eine erwuͤndſchte/ geſegnete/ gluͤckſelige/ erfreuliche/ ſanffte/ ehrliche und willige Freuden- Fahrt. Dann gleich wie in heiliger Schrifft der gewaltſame Schand-Todt der maleficanten heiſſet loſchalom, 1. Reg. 2. nicht mit Frieden/ ſondern mit Blut/ wie David auff ſeinem Tod-Bette ſeinem Sohne dem Salomon befahl dem Joab ſein Recht anzuthun: *Thue/ ſprach er/ Joab nach deiner Weißheit/ daß du ſeine graue Haar nicht mit Frieden/ das iſt/ mit Blut hinunter in die Hoͤlle bringeſt. Alſo im gegentheil heiſſet der natuͤrliche/ ehrliche Tod ein gluͤckſeliger Tod; Alſo ſprach Gott zu Abraham Geneſ. 15. Du ſolt fahren zu deinen Vaͤtern mit Frieden/ und in gutem Alter begraben werden; dann die Gerechten werden wegge- rafft fuͤr dem Vngluͤck/ und die richtig fuͤr ſich gewandelt ha- ben/ kommen zum Friede/ und ruhen in ihren Kammern. Gen. 15, 15. Eſa. 57, 2. * 1. Reg. 2, 6. 9. Confer Ier. 4, 4. quanquam etiam qui violenter moritur, ſi in Chriſto moritur, beatè moritur, vide Auguſt. l. 1. de civ. D. c. 11. in Pſalm. 33. & epiſt. 122. confer Criſin D. Chemnit. de tragicis mortibus in harmon. pag 2103. & ſeqq. In ſpecie aber beſtehet ſolcher Fahr- und Frieden-Troſt I. in der innern Gewiſſens-Ruhe und Friede/ in holdſeliger harmoniâ aller affecten/ da kein Klaͤger fuͤrhanden/ kein Wurm naget/ kei- ne Hoͤlle plaget; iſt mit einem Wort ein geſundes/ gutes/ geheiltes/ doch vor Gott wegen anklebender Schwachheit demuͤtiges Gewiſſen: ein unſcheues Gewiſſen/ da einer getroſt ſagen kan: Jch darff fuͤr niemand bleich oder roth werden/ ich darff mich meines Gewiſſens ruͤhmen/ dann unſer Ruhm iſt das Zeugnuͤß unſers guten Gewiſſens/ man ſag von mir was man wolle/ Allein mein Gewiſſen klagt mich nicht an fuͤr Gottes Augen/ ſchreibet Auguſtinus: Es gibt irgend Schlutthunde/ die nach dem Tode herfuͤr wuͤhlen und uͤbel nachreden/ aber ein gutes ruhiges Ge- wiſſen 2. Cor. 1, 12. Auguſt. l. contra Ma- nich. c. 1. Senti de Auguſtino quod li- bet, ſola me conſci- entia in o- culis Dei.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/510>, abgerufen am 22.11.2024.