Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. wie lang ein ieder außbleiben/ und wann er eigentlich und unfehlbar sichwiderumb einstellen soll. So unsere Haupt-Haar alle gezehlet sind/ viel-Matth. 10, 29 30. mehr wird Gott die Tage des Lebens zehlen? So kein Sperling ohne Gottes Willen auff die Erden fället/ wie solte dann Gott nicht ge- nauer auff die Menschen sehen/ die kairothesian und Zeit-Bestimmung be- schreibet auch St. Paulus Actor. 17. Es ist aber dieses Nun/ diese Zeit also abgewogen und bestimmt/ Derohalben ist es zwar eine bestimmte/ aber doch bedingte Zeit/ werden R r r 3
Predigt. wie lang ein ieder außbleiben/ und wann er eigentlich und unfehlbar ſichwiderumb einſtellen ſoll. So unſere Haupt-Haar alle gezehlet ſind/ viel-Matth. 10, 29 30. mehr wird Gott die Tage des Lebens zehlen? So kein Sperling ohne Gottes Willen auff die Erden faͤllet/ wie ſolte dann Gott nicht ge- nauer auff die Menſchen ſehen/ die καιροϑεσίαν und Zeit-Beſtimmung be- ſchreibet auch St. Paulus Actor. 17. Es iſt aber dieſes Nun/ dieſe Zeit alſo abgewogen und beſtimmt/ Derohalben iſt es zwar eine beſtimmte/ aber doch bedingte Zeit/ werden R r r 3
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Predigt.
wie lang ein ieder außbleiben/ und wann er eigentlich und unfehlbar ſich
widerumb einſtellen ſoll. So unſere Haupt-Haar alle gezehlet ſind/ viel-
mehr wird Gott die Tage des Lebens zehlen? So kein Sperling ohne
Gottes Willen auff die Erden faͤllet/ wie ſolte dann Gott nicht ge-
nauer auff die Menſchen ſehen/ die καιροϑεσίαν und Zeit-Beſtimmung be-
ſchreibet auch St. Paulus Actor. 17.
Matth. 10,
29 30.
Es iſt aber dieſes Nun/ dieſe Zeit alſo abgewogen und beſtimmt/
daß es eine bedingte Zeit ſey/ nicht νυν῀ abſolutum, ein bloß-be-
ſtimmtes Nun ohne Abſehen der natuͤrlichen Mittel/ verſtehe Gehor-
ſam/ Gottesfurcht oder Sicherheit/ Diet oder Vnmaͤſſigkeit? Der Herr
hat nicht alſo geſchrieben: Mathuſalah ſoll neun hundert und neun und
ſechszig Jahr leben/ dem Abſalom ſoll in der noch zarten Jugend der Le-
bens-Faden abgeſchnitten werden/ er ſey fromm oder boͤſe/ ꝛc. dann das
were wider Gottes Verheiſſung in dem vierten Gebot: es were wider ſeine
Draͤuung Pſal. 55. Die Gottloſen ſollen ihr Leben nicht auff die
halbe Zeit bringen/ dergleichen Hophni und Pinehas den Soͤhnen
Eli widerfahren. Wider das Gebet der Heiligen/ Pſal. 102. Jch ſage:
Mein Gott/ nim mich nicht weg in der Helffte meiner Tage
Wider die Creatur der Artzney. Die Verheiſſungen waͤren ein Geſpoͤtt; die
Draͤuungen fulgura ex pelvi und vergebene Schrecken/ das Gebet eine
ſuperſtition und Aberglauben/ Artzney umbſonſt; Ja es ſtritten haͤuffig
darwider die exempla Hiskiæ/ der ſolte ſterben nach der Natur Lauff/ aber
weil Gott geſehen ſein Gebet/ hat Er ihm noch funffzehen Jahr zugeben.
Abſalom haͤtte der Natur nach wohl laͤnger leben koͤnnen; Aber dieweil er
ein boͤſer Bub und Vater-Moͤrder geweſt/ und nach Vngluͤck gerungen/
ſo iſt ihm auch was er geſucht gelungen.
Pſ. 55, 24.
1. Sam. 4,
11.
Pſ. 102, 25.
Eſa. 38, 1.
ſeqq.
Derohalben iſt es zwar eine beſtimmte/ aber doch bedingte Zeit/
alſo lautend: Wird dieſer Menſch in dieſem ſeinem Temperament from̃/
maͤſſig und kein Veraͤchter der Goͤttlichen Ordnung ſeyn/ und ich ihn
nicht etwan extraordinariè aus ſonderbaren Vrſachen zuvor aus der
Welt abfordern will/ ſo ſoll er ſein Leben ſo oder ſo hoch bringen: Wann
Hiskias/ der nach der Natur Lauff ietzo ſterben ſoll/ umb Verlaͤngerung
ſeines Lebens aus Hoffnung des Meſſiæ/ der aus ihm ſolte geboren wer-
den/ bitten wird/ und ich die Tage ſeines Lebens (wie vorgemeldt) wun-
der- und ſonderbar vermehren will/ ſo ſoll er nicht ſterben/ ſondern laͤnger
leben; Hingegen/ wann Abſalom/ Onan/ Hophni/ ꝛc. werden boͤſe ſeyn/
werden
Gen. 38, 19.
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