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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Zwey und Viertzigste (Erste)
so viel Bekenner haben wir/ die alle mit einhelligem Munde schreyen:
Jch glaube eine Aufferstehung von den Toden/ zuvor war ich
tod/ ietzt lebe ich durch den Willen Gottes. Solten wir es nicht so gut
haben/ als die Gräßlein? Solten wir nicht so viel Hoffnung haben/ als
die Blümlein: Sie kommen wider/ und wir solten gantz zu nichte wer-
den? Sie haben ihren Jüngsten Tag umb Ostern/ und wir solten nichts
zu hoffen haben? Mit wem hat Gott sein Hertz getheilet? Wem hat Er
das schöne Stuck aus dem Himmel/ seinen lieben Sohn geschencket?
Wem zu gute hat Jesus sein Blut vergossen? Wem wird der Heilige
Geist zugesagt? Fürwar uns Menschen/ nicht den Gräßlein/ nicht den
Blümlein! Wie solten wir dann weniger Glück haben als die Gräßlein/
als die Blümlein? Darumb sterben wir frölich auff diese Hoffnung.
Soll die Natur ihren Lauff haben/ so müssen wir Menschen wider auffer-
stehen/ die Blümlein haben alle Jahr einmahl ihren Jüngsten Tag/ wir
werden ihn nur einmahl haben am Ende der Welt. Dann wir werden
nicht mehr sterben/ sondern ewig mit Christo leben und herrschen. Gott
bildet uns diesen Articul alle Tage durch den Schlaff/ auff den Abend ster-
ben wir/ und ruhen in unsern Schlaffkämmerlein/ des Morgens ist Jüng-
ster Tag/ da werden wir lebendig/ und preisen Gott den Herren.

Die Kunst gibt auch Gleichnüsse an die Hand/ wann zum Exempel der
Goldschmied ein altes verrostetes Geschirr/ Gefäß/ Becher in den Tiegel
wirfft und zerschmeltzen lässet/ und ein neues/ reines/ außpolirtes Gefäß
widerumb aus dem Feuer herfür zeucht/ ist das nicht ein schön Bildnüß
des Wechsels des Lebens mit dem Tod? derer nicht dem Wesen nach an-
derer/ sondern alterirten und geänderten Leiber?

Jst also die Sache richtig erwiesen/ erhärtet/ befestiget/ und ohne
Zweifel/ und ist der gar uralte Glaube/ den man in der ersten Kirchen schon
Hebr. 6, 2.im Catechismo hat pflegen vorzutragen/ nemlich die Aufferstehung der
Toden/
darumb er auch im Apostolischen und Nicenischen Sym-
bolo
klar zu glauben gesetzt und bekant; Jch warte auff die Aufferstehung
der Toden per apokaradokian, mit einem sehnlichen Verlangen/ wie die
Rom. 8, 21.
22.
Creatur auff ihre Befreyung von dem Dienst des vergänglichen
Wesens/ wie Noah in dem Kasten auff gutes Wetter wartet; hie möchten
aber Klüglinge einwenden/ was bedarffs solcher Bekräfftigung? Es ist
ein altes die Aufferstehung des Fleisches? Wer ist unter uns der diß nicht
glaube? so gar jücken uns die Ohren nach neuen Zeitungen und Sachen/
daß wir meynen/ wir haben das alte alles außstudirt/ und wie man pflegt

zu sa-

Die Zwey und Viertzigſte (Erſte)
ſo viel Bekenner haben wir/ die alle mit einhelligem Munde ſchreyen:
Jch glaube eine Aufferſtehung von den Toden/ zuvor war ich
tod/ ietzt lebe ich durch den Willen Gottes. Solten wir es nicht ſo gut
haben/ als die Graͤßlein? Solten wir nicht ſo viel Hoffnung haben/ als
die Bluͤmlein: Sie kommen wider/ und wir ſolten gantz zu nichte wer-
den? Sie haben ihren Juͤngſten Tag umb Oſtern/ und wir ſolten nichts
zu hoffen haben? Mit wem hat Gott ſein Hertz getheilet? Wem hat Er
das ſchoͤne Stuck aus dem Himmel/ ſeinen lieben Sohn geſchencket?
Wem zu gute hat Jeſus ſein Blut vergoſſen? Wem wird der Heilige
Geiſt zugeſagt? Fuͤrwar uns Menſchen/ nicht den Graͤßlein/ nicht den
Bluͤmlein! Wie ſolten wir dann weniger Gluͤck haben als die Graͤßlein/
als die Bluͤmlein? Darumb ſterben wir froͤlich auff dieſe Hoffnung.
Soll die Natur ihren Lauff haben/ ſo muͤſſen wir Menſchen wider auffer-
ſtehen/ die Bluͤmlein haben alle Jahr einmahl ihren Juͤngſten Tag/ wir
werden ihn nur einmahl haben am Ende der Welt. Dann wir werden
nicht mehr ſterben/ ſondern ewig mit Chriſto leben und herrſchen. Gott
bildet uns dieſen Articul alle Tage durch den Schlaff/ auff den Abend ſter-
ben wir/ und ruhen in unſern Schlaffkaͤmmerlein/ des Morgens iſt Juͤng-
ſter Tag/ da werden wir lebendig/ und preiſen Gott den Herren.

Die Kunſt gibt auch Gleichnuͤſſe an die Hand/ wann zum Exempel der
Goldſchmied ein altes verroſtetes Geſchirr/ Gefaͤß/ Becher in den Tiegel
wirfft und zerſchmeltzen laͤſſet/ und ein neues/ reines/ außpolirtes Gefaͤß
widerumb aus dem Feuer herfuͤr zeucht/ iſt das nicht ein ſchoͤn Bildnuͤß
des Wechſels des Lebens mit dem Tod? derer nicht dem Weſen nach an-
derer/ ſondern alterirten und geaͤnderten Leiber?

Jſt alſo die Sache richtig erwieſen/ erhaͤrtet/ befeſtiget/ und ohne
Zweifel/ und iſt der gar uralte Glaube/ den man in der erſten Kirchen ſchon
Hebr. 6, 2.im Catechiſmo hat pflegen vorzutragen/ nemlich die Aufferſtehung der
Toden/
darumb er auch im Apoſtoliſchen und Niceniſchen Sym-
bolo
klar zu glauben geſetzt und bekant; Jch warte auff die Aufferſtehung
der Toden per ἀποκαραδοκίαν, mit einem ſehnlichen Verlangen/ wie die
Rom. 8, 21.
22.
Creatur auff ihre Befreyung von dem Dienſt des vergaͤnglichen
Weſens/ wie Noah in dem Kaſten auff gutes Wetter wartet; hie moͤchten
aber Kluͤglinge einwenden/ was bedarffs ſolcher Bekraͤfftigung? Es iſt
ein altes die Aufferſtehung des Fleiſches? Wer iſt unter uns der diß nicht
glaube? ſo gar juͤcken uns die Ohren nach neuen Zeitungen und Sachen/
daß wir meynen/ wir haben das alte alles außſtudirt/ und wie man pflegt

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[522/0554] Die Zwey und Viertzigſte (Erſte) ſo viel Bekenner haben wir/ die alle mit einhelligem Munde ſchreyen: Jch glaube eine Aufferſtehung von den Toden/ zuvor war ich tod/ ietzt lebe ich durch den Willen Gottes. Solten wir es nicht ſo gut haben/ als die Graͤßlein? Solten wir nicht ſo viel Hoffnung haben/ als die Bluͤmlein: Sie kommen wider/ und wir ſolten gantz zu nichte wer- den? Sie haben ihren Juͤngſten Tag umb Oſtern/ und wir ſolten nichts zu hoffen haben? Mit wem hat Gott ſein Hertz getheilet? Wem hat Er das ſchoͤne Stuck aus dem Himmel/ ſeinen lieben Sohn geſchencket? Wem zu gute hat Jeſus ſein Blut vergoſſen? Wem wird der Heilige Geiſt zugeſagt? Fuͤrwar uns Menſchen/ nicht den Graͤßlein/ nicht den Bluͤmlein! Wie ſolten wir dann weniger Gluͤck haben als die Graͤßlein/ als die Bluͤmlein? Darumb ſterben wir froͤlich auff dieſe Hoffnung. Soll die Natur ihren Lauff haben/ ſo muͤſſen wir Menſchen wider auffer- ſtehen/ die Bluͤmlein haben alle Jahr einmahl ihren Juͤngſten Tag/ wir werden ihn nur einmahl haben am Ende der Welt. Dann wir werden nicht mehr ſterben/ ſondern ewig mit Chriſto leben und herrſchen. Gott bildet uns dieſen Articul alle Tage durch den Schlaff/ auff den Abend ſter- ben wir/ und ruhen in unſern Schlaffkaͤmmerlein/ des Morgens iſt Juͤng- ſter Tag/ da werden wir lebendig/ und preiſen Gott den Herren. Die Kunſt gibt auch Gleichnuͤſſe an die Hand/ wann zum Exempel der Goldſchmied ein altes verroſtetes Geſchirr/ Gefaͤß/ Becher in den Tiegel wirfft und zerſchmeltzen laͤſſet/ und ein neues/ reines/ außpolirtes Gefaͤß widerumb aus dem Feuer herfuͤr zeucht/ iſt das nicht ein ſchoͤn Bildnuͤß des Wechſels des Lebens mit dem Tod? derer nicht dem Weſen nach an- derer/ ſondern alterirten und geaͤnderten Leiber? Jſt alſo die Sache richtig erwieſen/ erhaͤrtet/ befeſtiget/ und ohne Zweifel/ und iſt der gar uralte Glaube/ den man in der erſten Kirchen ſchon im Catechiſmo hat pflegen vorzutragen/ nemlich die Aufferſtehung der Toden/ darumb er auch im Apoſtoliſchen und Niceniſchen Sym- bolo klar zu glauben geſetzt und bekant; Jch warte auff die Aufferſtehung der Toden per ἀποκαραδοκίαν, mit einem ſehnlichen Verlangen/ wie die Creatur auff ihre Befreyung von dem Dienſt des vergaͤnglichen Weſens/ wie Noah in dem Kaſten auff gutes Wetter wartet; hie moͤchten aber Kluͤglinge einwenden/ was bedarffs ſolcher Bekraͤfftigung? Es iſt ein altes die Aufferſtehung des Fleiſches? Wer iſt unter uns der diß nicht glaube? ſo gar juͤcken uns die Ohren nach neuen Zeitungen und Sachen/ daß wir meynen/ wir haben das alte alles außſtudirt/ und wie man pflegt zu ſa- Hebr. 6, 2. Rom. 8, 21. 22.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/554>, abgerufen am 22.11.2024.