Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. nen Leichnam im Tempel zur Erden bestatten wollen/ sich im Toden-Sarckauffgerichtet/ und mit kläglicher Stimm soll gesprochen haben: Ad tre- mendum Dei Judicium vocatus sum, Jch bin für den strengen Richter- stul Christi citirt und gefordert/ darob sich iederman entsetzt/ und die Be- gräbnüß auffgeschoben; des andern Tages als man ihn von neuen begra- ben wolte/ hat er sich noch einmal auffgerichtet und erbärmlich geschrien: Coram Judice justo sum accusatus, Jch bin für dem gerechten Richter verklagt; den dritten Tag/ da fast die gantze Statt zugelauffen/ hat er sich zum dritten mahl auffgerichtet/ Justo Dei judicio condemnatus sum, Jch bin aus gerechtem Gerichte Gottes verdammet. Worüber der Rector der Schul/ Namens Bruno von Cöln gebürtig/ hefftig erschrocken/ und gesagt: Geschicht das am grünen Holtz/ was will am dürren werden? Jst dieser der unter uns der frömmste und heiligste gewesen/ verdammt/ wie wird unser gewartet werden? Wollen wir nicht verdammt werden/ so ist kein ander Mittel als die Welt-Flucht und Wüsten sucht: macht sich behende auff mit etlich wenig Brüdern/ begibt sich in eine Wüsten Chartusum genant/ und fangt den vermeynt-seeligmachenden strengen Charteuser-Orden an. Auch nicht wie die andern/ die also genante Reformirten/ die Auch die wie die andern die Nacht-fertigen Sünden-Schläffer/
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Predigt. nen Leichnam im Tempel zur Erden beſtatten wollen/ ſich im Toden-Sarckauffgerichtet/ und mit klaͤglicher Stimm ſoll geſprochen haben: Ad tre- mendum Dei Judicium vocatus ſum, Jch bin fuͤr den ſtrengen Richter- ſtul Chriſti citirt und gefordert/ darob ſich iederman entſetzt/ und die Be- graͤbnuͤß auffgeſchoben; des andern Tages als man ihn von neuen begra- ben wolte/ hat er ſich noch einmal auffgerichtet und erbaͤrmlich geſchrien: Coram Judice juſto ſum accuſatus, Jch bin fuͤr dem gerechten Richter verklagt; den dritten Tag/ da faſt die gantze Statt zugelauffen/ hat er ſich zum dritten mahl auffgerichtet/ Juſto Dei judicio condemnatus ſum, Jch bin aus gerechtem Gerichte Gottes verdammet. Woruͤber der Rector der Schul/ Namens Bruno von Coͤln gebuͤrtig/ hefftig erſchrocken/ und geſagt: Geſchicht das am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden? Jſt dieſer der unter uns der froͤmmſte und heiligſte geweſen/ verdammt/ wie wird unſer gewartet werden? Wollen wir nicht verdammt werden/ ſo iſt kein ander Mittel als die Welt-Flucht und Wuͤſten ſucht: macht ſich behende auff mit etlich wenig Bruͤdern/ begibt ſich in eine Wuͤſten Chartuſum genant/ und fangt den vermeynt-ſeeligmachenden ſtrengen Charteuſer-Orden an. Auch nicht wie die andern/ die alſo genante Reformirten/ die Auch die wie die andern die Nacht-fertigen Suͤnden-Schlaͤffer/
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Predigt.
nen Leichnam im Tempel zur Erden beſtatten wollen/ ſich im Toden-Sarck
auffgerichtet/ und mit klaͤglicher Stimm ſoll geſprochen haben: Ad tre-
mendum Dei Judicium vocatus ſum, Jch bin fuͤr den ſtrengen Richter-
ſtul Chriſti citirt und gefordert/ darob ſich iederman entſetzt/ und die Be-
graͤbnuͤß auffgeſchoben; des andern Tages als man ihn von neuen begra-
ben wolte/ hat er ſich noch einmal auffgerichtet und erbaͤrmlich geſchrien:
Coram Judice juſto ſum accuſatus, Jch bin fuͤr dem gerechten Richter
verklagt; den dritten Tag/ da faſt die gantze Statt zugelauffen/ hat er ſich
zum dritten mahl auffgerichtet/ Juſto Dei judicio condemnatus ſum,
Jch bin aus gerechtem Gerichte Gottes verdammet. Woruͤber der
Rector der Schul/ Namens Bruno von Coͤln gebuͤrtig/ hefftig erſchrocken/
und geſagt: Geſchicht das am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden?
Jſt dieſer der unter uns der froͤmmſte und heiligſte geweſen/ verdammt/
wie wird unſer gewartet werden? Wollen wir nicht verdammt werden/
ſo iſt kein ander Mittel als die Welt-Flucht und Wuͤſten ſucht: macht
ſich behende auff mit etlich wenig Bruͤdern/ begibt ſich in eine Wuͤſten
Chartuſum genant/ und fangt den vermeynt-ſeeligmachenden ſtrengen
Charteuſer-Orden an.
Auch nicht wie die andern/ die alſo genante Reformirten/ die
zwar in ihrem Pfaͤltziſchen Catechiſmo huͤbſch intoniren/ in der erſten
Frage/ Was iſt dein einiger Troſt im Leben und Sterben. Antwort: Daß
ich mit Leib und Seel beydes im Leben und Sterben nicht mein/ ſondern
meines getreuen Heilandes eigen bin/ der mit ſeinem theuren Blute fuͤr
alle meine Suͤnde vollkommlich bezahlet/ ꝛc. Fragt man aber vom Grund
ſolcher Hoffnung? da geht es auff ein lami und gerath wohl aus/ Chriſtus
hat ſein Blut fuͤr viel vergoſſen/ Ergò vermuthlich auch fuͤr mich/ à parti-
culari nihil ſequitur.
Auch die wie die andern die Nacht-fertigen Suͤnden-Schlaͤffer/
Atheiſten/ Nabals-Bruͤder/ die wann man ihnen predigt von der Buß/
ihre Hertzen verhaͤrten wie ein Stein/ und in ihren Suͤnden ſterben.
Hieronymus Wolfius tom. 2. lect. memor. p. 822. erzehlet eine Reimen-
Schrifft/ welche mitten im finſtern Papſtumb in einer Franciſcaner-
Kirch in einem Cloſter am Necker gelegen/ alſo lautend:
Jch lebe/ und weiß nicht wie lang/
Jch ſterb/ und weiß nicht wann/
Jch fahr/ und weiß nicht wohin.
Mich wundert daß ich froͤlich bin.
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