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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sechs und Viertzigste (Andere)
und erzittern: nicht eine menschliche gottlose Creatur/ welche (nicht ohn
und wider/ sondern) mit ihrem Willen der Eitelkeit unterworffen: nicht ein
frommer Mensch/ als welcher der mitseufzenden Creatur entgegen gesetzt wird/
sondern eine iegliche unvernünfftige Creatur. Was thut sie? Sie äch-
zet und krächzet/ odunei, sie leidet Schmertzen/ anders nicht als ein Weib
in Kindes-Nöthen ächzet und krächzet/ also ängstet sich die gantze Welt/
daß sie offt Blut weinen möchte. Warumb aber? Wegen des unbil-
lichen Leidens/ daß sie der Eitelkeit muß unterworffen seyn/ wider den
Zweck ihrer Erschöpffung! der Eitelkeit der Sünden/ der Abgötterey/ der
Wollust/ dem Geitz/ der Hoffarth/ und dann auch der Eitelkeit der Straf-
fe/ sie muß als ein Knecht ihres Herren entgelten; Es gehet ihr wie Bi-
leams Eselin/ die zu ihrem Herren sprach: Was hab ich dir gethan/
daß du mich geschlagen nun dreymahl?
Vnd solt sie auff dem
Platze bleiben/ wann nur das Kind darvon kommt/ will sie gern sterben.
Aus was Hoffnung? Der Befreyhung ihrer Geburt-Weh/ der herrlichen
Freyheit der Kinder Gottes. Auff was Art und Weiß? per annihila-
tionem,
sie will den Kindern Gottes Platz machen durch ihre eigene Ver-
nichtigung; gleich einem tugendsamen Weibe/ so in Kindes-Nöthen ar-
beitet/ solt sie auch drüber den Geist auffgeben müssen/ wann sie nur ein
lebendiges Kind der familien am Tag bringen soll; gleich einer unseeligen
Magd/ so in ein lupanar und Hur-Hauß gestossen: oder einem Knecht/
der an die Galeen geschmiedet/ der wündschet nicht mehr als den Tod:
Also/ wann man die Creatur solte gefragt haben/ alsobald nach dem Fall/
ob sie nicht lieber wolte nicht seyn/ als so viel secula und Jahr gemartert
werden/ würde sie freylich jenes erwehlet haben. Gleich einer malefitz-
Person/ die sich des Tage-Liechts nicht mehr werth achtet: gleich einem
mitleidenden Mutter-Hertz/ welches weil es sihet/ daß der Creatur Wesen
und Währung der Herrligkeit der Kinder Gottes für dem Liechte stehet/
gern Platz machen will. Gleich einem treuhertzigen Vater/ der den Tod
nicht mehr abbittet/ nach dem er seines Sohns Herrligkeit gesehen/ wie
Jacob gethan.

Was nun die Creatur suchet/ wornach sie sich sehnet/ das wird ihr
auch zu Theil/ nemlich II. Anathema divinum, Sie wird zum
Feuer verdamt;
dann also lautet das bekante Petrinische oraculum:
2. Pet. 3, 7.
10.
Himmel und Erde werden durch sein Wort gesparet und be-
halten zum Feuer/ auff des HErren Tag/ da er wird kommen
altz ein Dieb in der Nacht/ in welchem die Himmel zergehen

werden

Die Sechs und Viertzigſte (Andere)
und erzittern: nicht eine menſchliche gottloſe Creatur/ welche (nicht ohn
und wider/ ſondern) mit ihrem Willen der Eitelkeit unterworffen: nicht ein
from̃er Menſch/ als welcher der mitſeufzendẽ Creatur entgegen geſetzt wird/
ſondern eine iegliche unvernuͤnfftige Creatur. Was thut ſie? Sie aͤch-
zet und kraͤchzet/ ὠδύνει, ſie leidet Schmertzen/ anders nicht als ein Weib
in Kindes-Noͤthen aͤchzet und kraͤchzet/ alſo aͤngſtet ſich die gantze Welt/
daß ſie offt Blut weinen moͤchte. Warumb aber? Wegen des unbil-
lichen Leidens/ daß ſie der Eitelkeit muß unterworffen ſeyn/ wider den
Zweck ihrer Erſchoͤpffung! der Eitelkeit der Suͤnden/ der Abgoͤtterey/ der
Wolluſt/ dem Geitz/ der Hoffarth/ und dann auch der Eitelkeit der Straf-
fe/ ſie muß als ein Knecht ihres Herren entgelten; Es gehet ihr wie Bi-
leams Eſelin/ die zu ihrem Herren ſprach: Was hab ich dir gethan/
daß du mich geſchlagen nun dreymahl?
Vnd ſolt ſie auff dem
Platze bleiben/ wann nur das Kind darvon kommt/ will ſie gern ſterben.
Aus was Hoffnung? Der Befreyhung ihrer Geburt-Weh/ der herrlichen
Freyheit der Kinder Gottes. Auff was Art und Weiß? per annihila-
tionem,
ſie will den Kindern Gottes Platz machen durch ihre eigene Ver-
nichtigung; gleich einem tugendſamen Weibe/ ſo in Kindes-Noͤthen ar-
beitet/ ſolt ſie auch druͤber den Geiſt auffgeben muͤſſen/ wann ſie nur ein
lebendiges Kind der familien am Tag bringen ſoll; gleich einer unſeeligen
Magd/ ſo in ein lupanar und Hur-Hauß geſtoſſen: oder einem Knecht/
der an die Galeen geſchmiedet/ der wuͤndſchet nicht mehr als den Tod:
Alſo/ wann man die Creatur ſolte gefragt haben/ alſobald nach dem Fall/
ob ſie nicht lieber wolte nicht ſeyn/ als ſo viel ſecula und Jahr gemartert
werden/ wuͤrde ſie freylich jenes erwehlet haben. Gleich einer malefitz-
Perſon/ die ſich des Tage-Liechts nicht mehr werth achtet: gleich einem
mitleidenden Mutter-Hertz/ welches weil es ſihet/ daß der Creatur Weſen
und Waͤhrung der Herrligkeit der Kinder Gottes fuͤr dem Liechte ſtehet/
gern Platz machen will. Gleich einem treuhertzigen Vater/ der den Tod
nicht mehr abbittet/ nach dem er ſeines Sohns Herrligkeit geſehen/ wie
Jacob gethan.

Was nun die Creatur ſuchet/ wornach ſie ſich ſehnet/ das wird ihr
auch zu Theil/ nemlich II. Anathema divinum, Sie wird zum
Feuer verdamt;
dann alſo lautet das bekante Petriniſche oraculum:
2. Pet. 3, 7.
10.
Himmel und Erde werden durch ſein Wort geſparet und be-
halten zum Feuer/ auff des HErren Tag/ da er wird kommen
altz ein Dieb in der Nacht/ in welchem die Himmel zergehen

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[570/0602] Die Sechs und Viertzigſte (Andere) und erzittern: nicht eine menſchliche gottloſe Creatur/ welche (nicht ohn und wider/ ſondern) mit ihrem Willen der Eitelkeit unterworffen: nicht ein from̃er Menſch/ als welcher der mitſeufzendẽ Creatur entgegen geſetzt wird/ ſondern eine iegliche unvernuͤnfftige Creatur. Was thut ſie? Sie aͤch- zet und kraͤchzet/ ὠδύνει, ſie leidet Schmertzen/ anders nicht als ein Weib in Kindes-Noͤthen aͤchzet und kraͤchzet/ alſo aͤngſtet ſich die gantze Welt/ daß ſie offt Blut weinen moͤchte. Warumb aber? Wegen des unbil- lichen Leidens/ daß ſie der Eitelkeit muß unterworffen ſeyn/ wider den Zweck ihrer Erſchoͤpffung! der Eitelkeit der Suͤnden/ der Abgoͤtterey/ der Wolluſt/ dem Geitz/ der Hoffarth/ und dann auch der Eitelkeit der Straf- fe/ ſie muß als ein Knecht ihres Herren entgelten; Es gehet ihr wie Bi- leams Eſelin/ die zu ihrem Herren ſprach: Was hab ich dir gethan/ daß du mich geſchlagen nun dreymahl? Vnd ſolt ſie auff dem Platze bleiben/ wann nur das Kind darvon kommt/ will ſie gern ſterben. Aus was Hoffnung? Der Befreyhung ihrer Geburt-Weh/ der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Auff was Art und Weiß? per annihila- tionem, ſie will den Kindern Gottes Platz machen durch ihre eigene Ver- nichtigung; gleich einem tugendſamen Weibe/ ſo in Kindes-Noͤthen ar- beitet/ ſolt ſie auch druͤber den Geiſt auffgeben muͤſſen/ wann ſie nur ein lebendiges Kind der familien am Tag bringen ſoll; gleich einer unſeeligen Magd/ ſo in ein lupanar und Hur-Hauß geſtoſſen: oder einem Knecht/ der an die Galeen geſchmiedet/ der wuͤndſchet nicht mehr als den Tod: Alſo/ wann man die Creatur ſolte gefragt haben/ alſobald nach dem Fall/ ob ſie nicht lieber wolte nicht ſeyn/ als ſo viel ſecula und Jahr gemartert werden/ wuͤrde ſie freylich jenes erwehlet haben. Gleich einer malefitz- Perſon/ die ſich des Tage-Liechts nicht mehr werth achtet: gleich einem mitleidenden Mutter-Hertz/ welches weil es ſihet/ daß der Creatur Weſen und Waͤhrung der Herrligkeit der Kinder Gottes fuͤr dem Liechte ſtehet/ gern Platz machen will. Gleich einem treuhertzigen Vater/ der den Tod nicht mehr abbittet/ nach dem er ſeines Sohns Herrligkeit geſehen/ wie Jacob gethan. Was nun die Creatur ſuchet/ wornach ſie ſich ſehnet/ das wird ihr auch zu Theil/ nemlich II. Anathema divinum, Sie wird zum Feuer verdamt; dann alſo lautet das bekante Petriniſche oraculum: Himmel und Erde werden durch ſein Wort geſparet und be- halten zum Feuer/ auff des HErren Tag/ da er wird kommen altz ein Dieb in der Nacht/ in welchem die Himmel zergehen werden 2. Pet. 3, 7. 10.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/602>, abgerufen am 22.11.2024.