Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. Ende wird der Gefang in ein la mi außgehen! Dessen praeludium ist neu-lich bey des ietzigen Papsts Innocentii seiner Weihe und Krönung ange- zeigt/ da Caiphas gleichsam wider seinen Willen etwas geweissaget; sinte- mahl unter andern kostbaren Feuerwercken in foro Borgesiorum sich er- zeiget Roma triumphans, das siegende und triumphirende Rom/ von ein- gelegtem Pulver und heimlichen Rageten: Auff der höchsten Kirche stund eine Taube mit einem Oelblat im Schnabel/ welches das Zeichen und Wappen war des Papsts/ wer da eingewolt und occupiren wollen/ wurde verbrennet/ biß endlich einer auff einem weissen Pferde mit einer güldenen Kron erschienen/ da der einritte/ der wurde empfangen mit einer schönen Music: Hosianna dem Sohne David! gelobet sey derMatt. 23, 9. da kommt im Namen des HErren/ Hosianna in der Höhe! So bald der in die Statt kommen/ wird die Taube oben angezündet/ ist endlich die gantze Statt zu Pulver und Asche verbrant/ und keine andere Statt ankommen. Das mag wohl ein typus und omen seyn gewest! Es wird der Glaube den Leuten in die Augen kommen. Aber was darffs viel straffen ton exo, bey denen so draussen sind? Leider unter uns ist die opinion, da der epicureismus dermassen ein- Wie Christliche Hertzen nicht sind von der Welt/ wann sie der Sa- dir
Predigt. Ende wird der Gefang in ein la mi außgehen! Deſſen præludium iſt neu-lich bey des ietzigen Papſts Innocentii ſeiner Weihe und Kroͤnung ange- zeigt/ da Caiphas gleichſam wider ſeinen Willen etwas geweiſſaget; ſinte- mahl unter andern koſtbaren Feuerwercken in foro Borgeſiorum ſich er- zeiget Roma triumphans, das ſiegende und triumphirende Rom/ von ein- gelegtem Pulver und heimlichen Rageten: Auff der hoͤchſten Kirche ſtund eine Taube mit einem Oelblat im Schnabel/ welches das Zeichen und Wappen war des Papſts/ wer da eingewolt und occupiren wollen/ wurde verbrennet/ biß endlich einer auff einem weiſſen Pferde mit einer guͤldenen Kron erſchienen/ da der einritte/ der wurde empfangen mit einer ſchoͤnen Muſic: Hoſianna dem Sohne David! gelobet ſey derMatt. 23, 9. da kommt im Namen des HErren/ Hoſianna in der Hoͤhe! So bald der in die Statt kommen/ wird die Taube oben angezuͤndet/ iſt endlich die gantze Statt zu Pulver und Aſche verbrant/ und keine andere Statt ankommen. Das mag wohl ein typus und omen ſeyn geweſt! Es wird der Glaube den Leuten in die Augen kommen. Aber was darffs viel ſtraffen τῶν ἔξω, bey denen ſo drauſſen ſind? Leider unter uns iſt die opinion, da der epicureiſmus dermaſſen ein- Wie Chriſtliche Hertzen nicht ſind von der Welt/ wann ſie der Sa- dir
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Predigt.
Ende wird der Gefang in ein la mi außgehen! Deſſen præludium iſt neu-
lich bey des ietzigen Papſts Innocentii ſeiner Weihe und Kroͤnung ange-
zeigt/ da Caiphas gleichſam wider ſeinen Willen etwas geweiſſaget; ſinte-
mahl unter andern koſtbaren Feuerwercken in foro Borgeſiorum ſich er-
zeiget Roma triumphans, das ſiegende und triumphirende Rom/ von ein-
gelegtem Pulver und heimlichen Rageten: Auff der hoͤchſten Kirche
ſtund eine Taube mit einem Oelblat im Schnabel/ welches das Zeichen
und Wappen war des Papſts/ wer da eingewolt und occupiren wollen/
wurde verbrennet/ biß endlich einer auff einem weiſſen Pferde mit einer
guͤldenen Kron erſchienen/ da der einritte/ der wurde empfangen mit einer
ſchoͤnen Muſic: Hoſianna dem Sohne David! gelobet ſey der
da kommt im Namen des HErren/ Hoſianna in der Hoͤhe!
So bald der in die Statt kommen/ wird die Taube oben angezuͤndet/ iſt
endlich die gantze Statt zu Pulver und Aſche verbrant/ und keine andere
Statt ankommen. Das mag wohl ein typus und omen ſeyn geweſt!
Es wird der Glaube den Leuten in die Augen kommen. Aber was darffs
viel ſtraffen τῶν ἔξω, bey denen ſo drauſſen ſind?
Matt. 23, 9.
Leider unter uns iſt die opinion, da der epicureiſmus dermaſſen ein-
gewurtzelt/ daß wer auff deꝛ ietzigen Welt Siñen/ Gedancken/ Wort/ Gebaͤr-
den/ Wercke/ rennen/ lauffen/ ſtudiren acht gibt/ nicht finden kan das apa-
ge! ſondern das cedo! affer! niemand begehret darvon abzulaſſen/ ſon-
dern iederman will der groͤſſeſte ſeyn. Die Menſchen-Kinder hie
bauen feſt/ da ſie nur Frembdling ſind und Gaͤſt/ wo ſie ſollen
ewig ſeyn/ da dencken ſie am wenigſten hin; Die Welt bringet
ihre philtra an/ iſt gleich jenem unzuͤchtigen Weibe Caliſtæ, das ſich ge-
ruͤhmet/ daß ſie durch ihr ſchmeichlen und liebkoſen mehr wolle an ſich
bringen/ als die Philoſophi und Weiſen durch ihre Weißheit; Da
laͤſſet man ſich verblenden! daran vernarret man ſich! ja freylich vernar-
ret/ daher heiſſets ſtultorum omnia plena, die Welt iſt allenthalben voll
Narren/ als da ſind die Bau-Narren/ die Geld-Narren/ die Luſt-Narren/
die Pracht-Narren/ Kleider-Narren/ die Blum-Narren/ Haußrath-
Narren/ ſampt dem gantzen Narren-Schiff und Sebaſt-Branden; und
dencken nicht wahr ſeyn/ was wir ſingen/ daß das Lachen werde wer-
den theuer/ wann alles wird zergehen im Feuer/ wie (nicht Pau-
lus/ ſondern) Petrus darvon ſchreibet.
Wie Chriſtliche Hertzen nicht ſind von der Welt/ wann ſie der Sa-
than auff den Berg fuͤhret/ und ſagt: Jch will einen groſſen Herren aus
dir
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