Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Sieben und Viertzigste (Dritte) Dan. 6, 10.Daniel der Fürstliche Prophet/ da er sich in Babel als einem Gefängnüßauffhalten muste/ bereitet seine Fenster in seinem Sommer-Hause und Gemach/ also/ daß sie gegen Jerusalem seiner Heimath offen stunden/ betet Psal. 14, 7.da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel diese Wort: Ach daß die Hülffe aus Zion über Jsrael käme/ und der HErr sein gefangen Volck erlösete! Wir ligen in dieser Welt Babylon als die armen Gefange- nen/ alle unsere Hertzens-Fenster solten offen stehen/ und sehen nach dem himmlischen Jerusalem/ nicht mit fürwitzigen/ sonder einfältigen Tauben- und Glaubens-Augen; Laß die himmlischen Propheten fladern/ die ihnen ein coelum empyreum einbilden/ und dasselbe so eigentlich abmessen/ als wären sie dazu gedingte Uranometrae und Himmelsmesser/ sonderlich Masson. part. 2. ana- tom. 28.Massonius, der schreibet: Es ist der Heiligen Himmel ein subtil corpus locale, sonderbar herrlicher Ort gerade über uns. Wir lassen den Für- witz/ vnd sättigen uns mit dem/ was der H. Geist geoffenbaret. Es werden offt andächtige Hertzen außgelachet/ von denen man saget Hieher Zung- und Mund-Bekäntnüß/ wann du gefragt wirst: Welt
Die Sieben und Viertzigſte (Dritte) Dan. 6, 10.Daniel der Fuͤrſtliche Prophet/ da er ſich in Babel als einem Gefaͤngnuͤßauffhalten muſte/ bereitet ſeine Fenſter in ſeinem Sommer-Hauſe und Gemach/ alſo/ daß ſie gegen Jeruſalem ſeiner Heimath offen ſtunden/ betet Pſal. 14, 7.da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel dieſe Wort: Ach daß die Huͤlffe aus Zion uͤber Jſrael käme/ und der HErr ſein gefangen Volck erloͤſete! Wir ligen in dieſer Welt Babylon als die armen Gefange- nen/ alle unſere Hertzens-Fenſter ſolten offen ſtehen/ und ſehen nach dem himmliſchen Jeruſalem/ nicht mit fuͤrwitzigen/ ſonder einfaͤltigen Tauben- und Glaubens-Augen; Laß die himmliſchen Propheten fladern/ die ihnen ein cœlum empyréum einbilden/ und daſſelbe ſo eigentlich abmeſſen/ als waͤren ſie dazu gedingte Uranometræ und Himmelsmeſſer/ ſonderlich Maſſon. part. 2. ana- tom. 28.Maſſonius, der ſchreibet: Es iſt der Heiligen Himmel ein ſubtil corpus locale, ſonderbar herrlicher Ort gerade uͤber uns. Wir laſſen den Fuͤr- witz/ vnd ſaͤttigen uns mit dem/ was der H. Geiſt geoffenbaret. Es werden offt andaͤchtige Hertzen außgelachet/ von denen man ſaget Hieher Zung- und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wann du gefragt wirſt: Welt
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Die Sieben und Viertzigſte (Dritte)
Daniel der Fuͤrſtliche Prophet/ da er ſich in Babel als einem Gefaͤngnuͤß
auffhalten muſte/ bereitet ſeine Fenſter in ſeinem Sommer-Hauſe und
Gemach/ alſo/ daß ſie gegen Jeruſalem ſeiner Heimath offen ſtunden/ betet
da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel dieſe Wort: Ach daß die Huͤlffe
aus Zion uͤber Jſrael käme/ und der HErr ſein gefangen Volck
erloͤſete! Wir ligen in dieſer Welt Babylon als die armen Gefange-
nen/ alle unſere Hertzens-Fenſter ſolten offen ſtehen/ und ſehen nach dem
himmliſchen Jeruſalem/ nicht mit fuͤrwitzigen/ ſonder einfaͤltigen Tauben-
und Glaubens-Augen; Laß die himmliſchen Propheten fladern/ die ihnen
ein cœlum empyréum einbilden/ und daſſelbe ſo eigentlich abmeſſen/ als
waͤren ſie dazu gedingte Uranometræ und Himmelsmeſſer/ ſonderlich
Maſſonius, der ſchreibet: Es iſt der Heiligen Himmel ein ſubtil corpus
locale, ſonderbar herrlicher Ort gerade uͤber uns. Wir laſſen den Fuͤr-
witz/ vnd ſaͤttigen uns mit dem/ was der H. Geiſt geoffenbaret.
Dan. 6, 10.
Pſal. 14, 7.
Maſſon.
part. 2. ana-
tom. 28.
Es werden offt andaͤchtige Hertzen außgelachet/ von denen man ſaget
Sprichwortsweiſe: Er gedencket an jene Welt/ und iſt dieſe noch nicht
herumb. Hieher ihr Hertzen! ſurſum corda, gen Himmel/ auffwaͤrts;
Einem ieden iſt ſein Vaterland lieb; Es hat das Vaterland eine ſolche
Krafft (ſchreibt Cicero) daß der weiſe Mann Ulyſſes ſein Ithacam, wel-
ches gleichſam als ein Neſt an den rauhen Felſen angehefftet/ der Vnſterb-
ligkeit vorgezogen: Er laͤſſet den Æacibus ihr Feuer/ darbey ſie
geſotten und gebraten/ und wuͤndſcht nur den Rauch dafuͤr von des Va-
ters Herd zu ſehen/ dannenhero kommt das Sprichwort: Τῆς πατρίδος
καπνὸς λαμπρότερος τοῦ παρ᾽ ἄλλους πυρὸς, Der Rauch in der Heimath iſt
beſſer als das Feuer in der Frembde; τ᾽ ἀνώτερα καλλίω, das hoͤchſte Gut
iſt das beſte Gut; Wo der Schatz iſt/ da ſoll auch das Hertz ſeyn/ wo der
Magnet iſt/ da ſoll ſich auch das Eiſen hinziehen laſſen! O haͤtte ich
Flůgel wie Tauben/ daß ich floͤhe und etwa bliebe/ ſihe/ ſo wolt
ich mich ferne weg machen/ und in der Wůſten bleiben. Jch
wolte eilen/ daß ich entruͤnne fůr dem Sturm-Winde und
Wetter. Wie lieblich ſind deine Wohnungen/ HErr Ze-
baoth/ meine Seele verlanget und ſehnet ſich nach den Vor-
höfen des HErren/ mein Leib und Seele freuen ſich in dem
lebendigen GOTT.
Cic. l. 1. de
orat.
Pſ. 55, 7. 8. 9.
Pſ. 84, 2. 3.
Hieher Zung- und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wann du gefragt wirſt:
Biſtu ein Chriſt? ſoltu antworten: Jch bin ein Himmels-Burger/ der
Welt
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