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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Welt Ade zu geben bin ich bereit/ deren bin ich müd/ aus dem Himmel zu dem
Himmel widergeboren. Das soll das Symbolum seyn in den Stamm-
Büchern/ garstige Vögel kennet man an den Federn. Hieher ihr Füsse!
nach dem Liecht und regul, nach der Bilger Liecht und Recht zu wandlen!
da mangelts/ da stehets an! Vmb eine Beute oder profit ist kein Weg zu
weit/ aber auff dem Himmels-Pfad/ recht gehen gerad/ dazu
kommt man spat.
Es spricht zwar iederman: Coelum desidero,
Hertzlich lieb hab ich dich O mein Herr; Aber der wenigste Theil bezeu-
gets in der That; Das Werck verrathet das Hertz/ der Tag der experientz
bezeuget das widrige. Loths Weib ist zur Saltzseul worden/ aber ihre
Schwestern gehen noch herumb auff der Welt; Solt manche/ ich will
nicht sagen Hauß und Hof/ Land und Leute/ sondern ein stück Haußrath
verlieren umb der religion willen/ wie schwer wird sie es ankommen/
wie würde man zurück sehen? Wie viel sinb Bauch-Diener/ wie viel Fein-
de des Creutzes Christi/ wie viel Erden-Kinder/ die nur nach der Erden
grasen und graben/ sind irrdisch gesinnet/ dürffen wohl sagen: Jch will
mein Gelt an den Grund legen (das den Armen gehöret/ dann man ja
nicht alles soll auff Wucher geben) so kan mirs niemand wegtragen; Jch
meyn/ diese Hoffnung hat vielen gefehlet.

Endlich folget apoleia, das Verderben. Wie sauer lassens ihnen
doch werden die Blinden im Papstumm/ wie bauen sie Schlösser in den Lufft/
Klöster in die Höll/ es mangelt ihnen an der rechten Jacobs-Leyter; Jch/
sagt der Herr/ bin der Weg! So diese Leute bey ihrem strengen
Leben des rechten Wegs verfehlen/ wie wirds denen gehen/ denen ein gros-
ses Liecht erschienen/ und doch in der Blindheit geblieben? Ein Knecht
der den Willen des Herren weiß/ und nicht thut/ wird doppelte
Streiche leiden.

Die Uranii und Uranopolitae, Himmels-Burger sind andere Leu-
te/ sie wohnen als Bilgram in den Hütten wie die alten (wiewohl lang-
lebenden) Patriarchen/ das ist/ sie nehmen vorlieb mit einer schlechten
Wohnung/ ohne Pracht und Hoffart/ als die eine andere und beständige
Statt suchen im Himmelreich. Sie leben zwar in der Welt/ aber sie sind
nicht von der Welt/ sie sind als die Gefangenen an Wasser-Flüssen Ba-
bylon/ aber sie gedencken immer an das Jerusalem das droben ist/ vergeß
ich dein Jerusalem etc. Es sind Lothi, die ihre Seel erretten auffPs. 137. 5.
dem Kirch-Christ- und Himmels-Berg. Es sind theolatrem, Gottes-
diener/ im Gebet und Glauben. Es sind Simones, die dem Herren

das
E e e e 2

Predigt.
Welt Ade zu geben bin ich bereit/ deren bin ich muͤd/ aus dem Him̃el zu dem
Himmel widergeboren. Das ſoll das Symbolum ſeyn in den Stamm-
Buͤchern/ garſtige Voͤgel kennet man an den Federn. Hieher ihr Fuͤſſe!
nach dem Liecht und regul, nach der Bilger Liecht und Recht zu wandlen!
da mangelts/ da ſtehets an! Vmb eine Beute oder profit iſt kein Weg zu
weit/ aber auff dem Himmels-Pfad/ recht gehen gerad/ dazu
kommt man ſpat.
Es ſpricht zwar iederman: Cœlum deſidero,
Hertzlich lieb hab ich dich O mein Herr; Aber der wenigſte Theil bezeu-
gets in der That; Das Werck verrathet das Hertz/ der Tag der experientz
bezeuget das widrige. Loths Weib iſt zur Saltzſeul worden/ aber ihre
Schweſtern gehen noch herumb auff der Welt; Solt manche/ ich will
nicht ſagen Hauß und Hof/ Land und Leute/ ſondern ein ſtuͤck Haußrath
verlieren umb der religion willen/ wie ſchwer wird ſie es ankommen/
wie wuͤrde man zuruͤck ſehen? Wie viel ſinb Bauch-Diener/ wie viel Fein-
de des Creutzes Chriſti/ wie viel Erden-Kinder/ die nur nach der Erden
graſen und graben/ ſind irrdiſch geſinnet/ duͤrffen wohl ſagen: Jch will
mein Gelt an den Grund legen (das den Armen gehoͤret/ dann man ja
nicht alles ſoll auff Wucher geben) ſo kan mirs niemand wegtragen; Jch
meyn/ dieſe Hoffnung hat vielen gefehlet.

Endlich folget ἀπώλεια, das Verderben. Wie ſauer laſſens ihnen
doch werden die Blinden im Papſtum̃/ wie bauen ſie Schloͤſſer in den Lufft/
Kloͤſter in die Hoͤll/ es mangelt ihnen an der rechten Jacobs-Leyter; Jch/
ſagt der Herr/ bin der Weg! So dieſe Leute bey ihrem ſtrengen
Leben des rechten Wegs verfehlen/ wie wirds denen gehen/ denen ein groſ-
ſes Liecht erſchienen/ und doch in der Blindheit geblieben? Ein Knecht
der den Willen des Herren weiß/ und nicht thut/ wird doppelte
Streiche leiden.

Die Uranii und Uranopolitæ, Himmels-Burger ſind andere Leu-
te/ ſie wohnen als Bilgram in den Huͤtten wie die alten (wiewohl lang-
lebenden) Patriarchen/ das iſt/ ſie nehmen vorlieb mit einer ſchlechten
Wohnung/ ohne Pracht und Hoffart/ als die eine andere und beſtaͤndige
Statt ſuchen im Himmelreich. Sie leben zwar in der Welt/ aber ſie ſind
nicht von der Welt/ ſie ſind als die Gefangenen an Waſſer-Fluͤſſen Ba-
bylon/ aber ſie gedencken immer an das Jeruſalem das droben iſt/ vergeß
ich dein Jeruſalem ꝛc. Es ſind Lothi, die ihre Seel erretten auffPſ. 137. 5.
dem Kirch-Chriſt- und Himmels-Berg. Es ſind ϑεολάτρεμ, Gottes-
diener/ im Gebet und Glauben. Es ſind Simones, die dem Herren

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[587/0619] Predigt. Welt Ade zu geben bin ich bereit/ deren bin ich muͤd/ aus dem Him̃el zu dem Himmel widergeboren. Das ſoll das Symbolum ſeyn in den Stamm- Buͤchern/ garſtige Voͤgel kennet man an den Federn. Hieher ihr Fuͤſſe! nach dem Liecht und regul, nach der Bilger Liecht und Recht zu wandlen! da mangelts/ da ſtehets an! Vmb eine Beute oder profit iſt kein Weg zu weit/ aber auff dem Himmels-Pfad/ recht gehen gerad/ dazu kommt man ſpat. Es ſpricht zwar iederman: Cœlum deſidero, Hertzlich lieb hab ich dich O mein Herr; Aber der wenigſte Theil bezeu- gets in der That; Das Werck verrathet das Hertz/ der Tag der experientz bezeuget das widrige. Loths Weib iſt zur Saltzſeul worden/ aber ihre Schweſtern gehen noch herumb auff der Welt; Solt manche/ ich will nicht ſagen Hauß und Hof/ Land und Leute/ ſondern ein ſtuͤck Haußrath verlieren umb der religion willen/ wie ſchwer wird ſie es ankommen/ wie wuͤrde man zuruͤck ſehen? Wie viel ſinb Bauch-Diener/ wie viel Fein- de des Creutzes Chriſti/ wie viel Erden-Kinder/ die nur nach der Erden graſen und graben/ ſind irrdiſch geſinnet/ duͤrffen wohl ſagen: Jch will mein Gelt an den Grund legen (das den Armen gehoͤret/ dann man ja nicht alles ſoll auff Wucher geben) ſo kan mirs niemand wegtragen; Jch meyn/ dieſe Hoffnung hat vielen gefehlet. Endlich folget ἀπώλεια, das Verderben. Wie ſauer laſſens ihnen doch werden die Blinden im Papſtum̃/ wie bauen ſie Schloͤſſer in den Lufft/ Kloͤſter in die Hoͤll/ es mangelt ihnen an der rechten Jacobs-Leyter; Jch/ ſagt der Herr/ bin der Weg! So dieſe Leute bey ihrem ſtrengen Leben des rechten Wegs verfehlen/ wie wirds denen gehen/ denen ein groſ- ſes Liecht erſchienen/ und doch in der Blindheit geblieben? Ein Knecht der den Willen des Herren weiß/ und nicht thut/ wird doppelte Streiche leiden. Die Uranii und Uranopolitæ, Himmels-Burger ſind andere Leu- te/ ſie wohnen als Bilgram in den Huͤtten wie die alten (wiewohl lang- lebenden) Patriarchen/ das iſt/ ſie nehmen vorlieb mit einer ſchlechten Wohnung/ ohne Pracht und Hoffart/ als die eine andere und beſtaͤndige Statt ſuchen im Himmelreich. Sie leben zwar in der Welt/ aber ſie ſind nicht von der Welt/ ſie ſind als die Gefangenen an Waſſer-Fluͤſſen Ba- bylon/ aber ſie gedencken immer an das Jeruſalem das droben iſt/ vergeß ich dein Jeruſalem ꝛc. Es ſind Lothi, die ihre Seel erretten auff dem Kirch-Chriſt- und Himmels-Berg. Es ſind ϑεολάτρεμ, Gottes- diener/ im Gebet und Glauben. Es ſind Simones, die dem Herren das Pſ. 137. 5. E e e e 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/619>, abgerufen am 28.11.2024.