Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Neun und Viertzigste (Fünffte) daß sie hie den Vorblick im Glauben recht fassen: sintemal niemand Gottden Herren mit glotiosen Augen wird ansehen/ er hab ihn dann zuvor mit gratiosen Augen im Glauben recht erkant. Wollen wir den Vater sehen/ sein affect gegen uns: so müssen wir den Sohn sehen; Das ist das ewige Leben/ daß sie dich Vater/ der du allein wahrer Gott bist/ und den du gesand hast Jesum Christum erkennen. Hieran muß das Predig-Ampt inständ- und beständig arbeiten/ Non minor est virtus quam quaerere parta tueri. Die conser- gute
Die Neun und Viertzigſte (Fuͤnffte) daß ſie hie den Vorblick im Glauben recht faſſen: ſintemal niemand Gottden Herren mit glotioſen Augen wird anſehen/ er hab ihn dann zuvor mit gratioſen Augen im Glauben recht erkant. Wollen wir den Vater ſehen/ ſein affect gegen uns: ſo muͤſſen wir den Sohn ſehen; Das iſt das ewige Leben/ daß ſie dich Vater/ der du allein wahrer Gott biſt/ und den du geſand haſt Jeſum Chriſtum erkennen. Hieran muß das Predig-Ampt inſtaͤnd- und beſtaͤndig arbeiten/ Non minor eſt virtus quàm quærere parta tueri. Die conſer- gute
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0644" n="612"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Neun und Viertzigſte (Fuͤnffte)</hi></fw><lb/> daß ſie hie den Vorblick im Glauben recht faſſen: ſintemal niemand Gott<lb/> den <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi> mit <hi rendition="#aq">glotioſ</hi>en Augen wird anſehen/ er hab ihn dann<lb/> zuvor mit <hi rendition="#aq">gratioſ</hi>en Augen im Glauben recht erkant. Wollen wir den<lb/> Vater ſehen/ ſein <hi rendition="#aq">affect</hi> gegen uns: ſo muͤſſen wir den Sohn ſehen;<lb/><hi rendition="#fr">Das iſt das ewige Leben/ daß ſie dich Vater/ der du allein<lb/> wahrer Gott biſt/ und den du geſand haſt Jeſum Chriſtum<lb/> erkennen.</hi></p><lb/> <p>Hieran muß das Predig-Ampt inſtaͤnd- und beſtaͤndig arbeiten/<lb/> ihren Zuhoͤrern Jeſum den Gecreutzigten recht zu zeigen und fuͤrzumahlen/<lb/> hie im Spiegel zart/ daß man ihn ſehe in ſeiner verklaͤrten himmliſchen<lb/> Art; anders als mancher Prediger/ der Jeſum nicht verklaͤret durch er-<lb/> leuchtete <hi rendition="#aq">ſermones,</hi> ſondern unter dem Schein der <hi rendition="#aq">ſimplicit</hi>aͤt in der <hi rendition="#aq">ge-<lb/> neralit</hi>aͤt <hi rendition="#aq">obſcur</hi>iret und verdunckelt; anders als der Apoſtel St. Pau-<lb/><note place="left">2. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 4, 6.</note>lus vom Predig-Ampt fordert 2. Cor. 4. <hi rendition="#fr">Gott der da hieß das Liecht<lb/> aus der Finſternuͤß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen<lb/> Schein in unſere Hertzen gegeben/ daß durch uns entſtuͤnde<lb/> die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes in<lb/> dem Angeſicht Jeſu Chriſti.</hi> Solche Leute ſind gleich den Juͤngern<lb/> Chriſti/ welche ſo viel an ihnen die Schau-begierigen Griechen nicht wol-<lb/> ten zulaſſen/ und (wie aus Chriſti Antwort abzunehmen) <hi rendition="#aq">noli</hi> geſagt:<lb/><hi rendition="#aq">Tota opera noſtra in hac vitâ eſt ſanare oculos cordis, unde videatur<lb/> Deus; ad hoc ſermo Dei prædicatur, ad hoc ſacro-ſancta myſteria ce-<lb/> lebrantur; Curritur, nemo requieſcit, ſi vel ſtipula in oculos cadat,</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Auguſt, de<lb/> verb. Do-<lb/> min. ſerm.</hi><lb/> 18.</note>ſagt <hi rendition="#aq">Auguſtinus:</hi> All unſere Muͤhe und Arbeit in dieſem Leben ſoll ſeyn<lb/> die Augen-Cur/ daß wir die Hertzens-Augen heilen ſollen/ damit wir<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> ſehen moͤgen; Zu dem Ende wird Gottes Wort geprediget/ darzu<lb/> werden die Heiligen Sacramenta gereichet; man laͤuffet/ niemand ruhet/<lb/> wann ihn auch nur eine Stoppel in die Augen ſteche.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Non minor eſt virtus quàm quærere parta tueri.</hi> Die <hi rendition="#aq">conſer-<lb/> vation</hi> gehoͤret auch darzu: Nicht iſts genug einmahl die Glaubens-<lb/> Schau erlangt haben/ es gehoͤret auch darzu die Waͤhrung und Beſtaͤn-<lb/> digkeit/ damit nicht/ was wir einmahl erſehen/ wider verlohren<lb/> werde. Nadab/ Abihu haben zwar auch den <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi> geſehen/ dan-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Lev.</hi> 10,</note>noch ſind ſie hernach umb des frembden Feuers willen außgerottet wor-<lb/> den und umbkommen. Frembd Feuer/ irrdiſches nicht himmliſches<lb/> Feuer/ nicht Gottes Wort: Frembd Feuer/ <hi rendition="#aq">Mars-</hi> und Zorn-Feuer/<lb/><hi rendition="#aq">Venus-</hi>Feuer: dafuͤr man ſich zu huͤten/ damit nicht/ nach dem wir das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gute</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [612/0644]
Die Neun und Viertzigſte (Fuͤnffte)
daß ſie hie den Vorblick im Glauben recht faſſen: ſintemal niemand Gott
den Herren mit glotioſen Augen wird anſehen/ er hab ihn dann
zuvor mit gratioſen Augen im Glauben recht erkant. Wollen wir den
Vater ſehen/ ſein affect gegen uns: ſo muͤſſen wir den Sohn ſehen;
Das iſt das ewige Leben/ daß ſie dich Vater/ der du allein
wahrer Gott biſt/ und den du geſand haſt Jeſum Chriſtum
erkennen.
Hieran muß das Predig-Ampt inſtaͤnd- und beſtaͤndig arbeiten/
ihren Zuhoͤrern Jeſum den Gecreutzigten recht zu zeigen und fuͤrzumahlen/
hie im Spiegel zart/ daß man ihn ſehe in ſeiner verklaͤrten himmliſchen
Art; anders als mancher Prediger/ der Jeſum nicht verklaͤret durch er-
leuchtete ſermones, ſondern unter dem Schein der ſimplicitaͤt in der ge-
neralitaͤt obſcuriret und verdunckelt; anders als der Apoſtel St. Pau-
lus vom Predig-Ampt fordert 2. Cor. 4. Gott der da hieß das Liecht
aus der Finſternuͤß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen
Schein in unſere Hertzen gegeben/ daß durch uns entſtuͤnde
die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes in
dem Angeſicht Jeſu Chriſti. Solche Leute ſind gleich den Juͤngern
Chriſti/ welche ſo viel an ihnen die Schau-begierigen Griechen nicht wol-
ten zulaſſen/ und (wie aus Chriſti Antwort abzunehmen) noli geſagt:
Tota opera noſtra in hac vitâ eſt ſanare oculos cordis, unde videatur
Deus; ad hoc ſermo Dei prædicatur, ad hoc ſacro-ſancta myſteria ce-
lebrantur; Curritur, nemo requieſcit, ſi vel ſtipula in oculos cadat,
ſagt Auguſtinus: All unſere Muͤhe und Arbeit in dieſem Leben ſoll ſeyn
die Augen-Cur/ daß wir die Hertzens-Augen heilen ſollen/ damit wir
Gott ſehen moͤgen; Zu dem Ende wird Gottes Wort geprediget/ darzu
werden die Heiligen Sacramenta gereichet; man laͤuffet/ niemand ruhet/
wann ihn auch nur eine Stoppel in die Augen ſteche.
2. Cor. 4, 6.
Auguſt, de
verb. Do-
min. ſerm.
18.
Non minor eſt virtus quàm quærere parta tueri. Die conſer-
vation gehoͤret auch darzu: Nicht iſts genug einmahl die Glaubens-
Schau erlangt haben/ es gehoͤret auch darzu die Waͤhrung und Beſtaͤn-
digkeit/ damit nicht/ was wir einmahl erſehen/ wider verlohren
werde. Nadab/ Abihu haben zwar auch den Herren geſehen/ dan-
noch ſind ſie hernach umb des frembden Feuers willen außgerottet wor-
den und umbkommen. Frembd Feuer/ irrdiſches nicht himmliſches
Feuer/ nicht Gottes Wort: Frembd Feuer/ Mars- und Zorn-Feuer/
Venus-Feuer: dafuͤr man ſich zu huͤten/ damit nicht/ nach dem wir das
gute
Lev. 10,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |