WAs dort den Esdras der Engel Vriel fragt und sagt: Wege 4. Esdrae 4, 5.mir das Feuer? und jener geantwortet: Welcher Mensch kan das thun? Warumb fragstu mich darumb? Das widerfähret auch uns in Betrachtung/ was das für ein Feuer seye/ welches Esaias allen unglaubigen Gottlosen angedräuet? daß es in quaestione an sit,ein brennendes Feuer seyn werde/ ist exagonion, ist ausser allem disputat gesetzt/ wiewohl () etliche eine mixtur der Kälte erdacht/ fürgebend/ weil die höllische Pein durch das Zähnklappen beschrie- ben wird/ so könne das anders nicht als von einer unleidentlichen Eiß- Kälte verstanden werden/ sintemahl wann der Mensch frieret/ so stridiren die Zähne/ wie an denen zu sehen/ die mit dem Fieber behafftet/ bey welchen Hitze und Frost einander ablösen; gerade als wann nicht der stridor und Zähnklappen auch nicht anderswo herkommen möchte/ aus grossem Schröcken/ grimmigen Zorn und Vngedult; wie nun das An sit außge- Ps. 35, 16. Ps. 37, 17. Ps. 112, 10. Thren. 2, 16. Act. 7, 54, vide D. Chemnit. harm c. 53. p. 898. Aug. l. 20. de C. D.macht/ also ist diequalität/ Art und Eigenschafft dieses Feuers im Streit geblieben. Darüber haben sich die alten Schul-Lehrer im Papstumb hefftig bekümmert/ es ist ihr vielen darüber heiß worden/ daß sie aestuirt/ geschwitzet und gebrennet/ aber keiner hat exaestuirt/ und dasselbe ergründen können.*
() quos adducit & refellit Sixt. Amam antibarb. l. 3. p. 677. confer Corn. a Lap. ad Matth. 8. p. 192.
* vide Petav. tom. 3. theol. dogm. c. 5. pag. 193.
Wir unsers Orts protestiren zuvorderst und sprechen mit Augu- stino: Cujusmodi sit ignis infernalis, hominem scire arbitror nemi- nem, nisi forte cui spiritus divinus ostendit; Was das höllische Feuer vor ein Feuer seye/ achte ich nicht daß ein Mensch wissen könne/ ohne wem idem in Ps. 86.es der Geist Gottes zeiget. Vnd abermahl: Quod dicimus fratres de inferno, si non vobis tanquam certus exposuero, ne succenseatis; Ho- mo enim sum, & quantum conceditur de Scripturis S. tantum audeo dicere, nihil ex me, infernum nec ego expertus sum adhuc nec vos. Wann ich/ liebe Brüder/ euch von der Hölle nichts gewisses sagen werde/ so wollet ihr nicht zürnen; Von mir selbst unterstehe ich mich nichts/ ausser dem/ was die Schrifft offenbaret/ davon zu reden/ sintemahl ich die Hölle noch nicht gesehen/ gleich wie ihr.
Was demnach die Schrifft uns offenbaret/ das wollen wir anzei- gen; und ist zuvorderst wahr und glaublich negative,daß es nicht seyI. ignis naturalis ac elementaris,ein naturliches ele-
menta-
Die Neun und Funffzigſte (Sechſte)
WAs dort den Eſdras der Engel Vriel fragt und ſagt: Wege 4. Esdræ 4, 5.mir das Feuer? und jener geantwortet: Welcher Menſch kan das thun? Warumb fragſtu mich darumb? Das widerfaͤhret auch uns in Betrachtung/ was das fuͤr ein Feuer ſeye/ welches Eſaias allen unglaubigen Gottloſen angedraͤuet? daß es in quæſtione an ſit,ein brennendes Feuer ſeyn werde/ iſt ἐξαγώνιον, iſt auſſer allem diſputat geſetzt/ wiewohl () etliche eine mixtur der Kaͤlte erdacht/ fuͤrgebend/ weil die hoͤlliſche Pein durch das Zaͤhnklappen beſchrie- ben wird/ ſo koͤnne das anders nicht als von einer unleidentlichen Eiß- Kaͤlte verſtanden werden/ ſintemahl wann der Menſch frieret/ ſo ſtridiren die Zaͤhne/ wie an denen zu ſehen/ die mit dem Fieber behafftet/ bey welchen Hitze und Froſt einander abloͤſen; gerade als wann nicht der ſtridor und Zaͤhnklappen auch nicht anderswo herkommen moͤchte/ aus groſſem Schroͤcken/ grimmigen Zorn und Vngedult; wie nun das An ſit außge- Pſ. 35, 16. Pſ. 37, 17. Pſ. 112, 10. Thren. 2, 16. Act. 7, 54, vide D. Chemnit. harm c. 53. p. 898. Aug. l. 20. de C. D.macht/ alſo iſt diequalität/ Art und Eigenſchafft dieſes Feuers im Streit geblieben. Daruͤber haben ſich die alten Schul-Lehrer im Papſtumb hefftig bekuͤmmert/ es iſt ihr vielen daruͤber heiß worden/ daß ſie æſtuirt/ geſchwitzet und gebrennet/ aber keiner hat exæſtuirt/ und daſſelbe ergruͤnden koͤnnen.*
() quos adducit & refellit Sixt. Amam antibarb. l. 3. p. 677. confer Corn. à Lap. ad Matth. 8. p. 192.
* vide Petav. tom. 3. theol. dogm. c. 5. pag. 193.
Wir unſers Orts proteſtiren zuvorderſt und ſprechen mit Augu- ſtino: Cujusmodi ſit ignis infernalis, hominem ſcire arbitror nemi- nem, niſi fortè cui ſpiritus divinus oſtendit; Was das hoͤlliſche Feuer vor ein Feuer ſeye/ achte ich nicht daß ein Menſch wiſſen koͤnne/ ohne wem idem in Pſ. 86.es der Geiſt Gottes zeiget. Vnd abermahl: Quod dicimus fratres de inferno, ſi non vobis tanquam certus expoſuero, ne ſuccenſeatis; Ho- mo enim ſum, & quantum conceditur de Scripturis S. tantum audeo dicere, nihil ex me, infernum nec ego expertus ſum adhuc nec vos. Wann ich/ liebe Bruͤder/ euch von der Hoͤlle nichts gewiſſes ſagen werde/ ſo wollet ihr nicht zuͤrnen; Von mir ſelbſt unterſtehe ich mich nichts/ auſſer dem/ was die Schrifft offenbaret/ davon zu reden/ ſintemahl ich die Hoͤlle noch nicht geſehen/ gleich wie ihr.
Was demnach die Schrifft uns offenbaret/ das wollen wir anzei- gen; und iſt zuvorderſt wahr und glaublich negativè,daß es nicht ſeyI. ignis naturalis ac elementaris,ein natůrliches ele-
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Die Neun und Funffzigſte (Sechſte)
WAs dort den Eſdras der Engel Vriel fragt und ſagt: Wege
mir das Feuer? und jener geantwortet: Welcher Menſch
kan das thun? Warumb fragſtu mich darumb? Das
widerfaͤhret auch uns in Betrachtung/ was das fuͤr ein Feuer ſeye/
welches Eſaias allen unglaubigen Gottloſen angedraͤuet? daß es in
quæſtione an ſit, ein brennendes Feuer ſeyn werde/ iſt ἐξαγώνιον,
iſt auſſer allem diſputat geſetzt/ wiewohl () etliche eine mixtur der Kaͤlte
erdacht/ fuͤrgebend/ weil die hoͤlliſche Pein durch das Zaͤhnklappen beſchrie-
ben wird/ ſo koͤnne das anders nicht als von einer unleidentlichen Eiß-
Kaͤlte verſtanden werden/ ſintemahl wann der Menſch frieret/ ſo ſtridiren
die Zaͤhne/ wie an denen zu ſehen/ die mit dem Fieber behafftet/ bey welchen
Hitze und Froſt einander abloͤſen; gerade als wann nicht der ſtridor und
Zaͤhnklappen auch nicht anderswo herkommen moͤchte/ aus groſſem
Schroͤcken/ grimmigen Zorn und Vngedult; wie nun das An ſit außge-
macht/ alſo iſt die qualität/ Art und Eigenſchafft dieſes Feuers
im Streit geblieben. Daruͤber haben ſich die alten Schul-Lehrer im
Papſtumb hefftig bekuͤmmert/ es iſt ihr vielen daruͤber heiß worden/ daß
ſie æſtuirt/ geſchwitzet und gebrennet/ aber keiner hat exæſtuirt/ und daſſelbe
ergruͤnden koͤnnen.*
4. Esdræ 4,
5.
Pſ. 35, 16.
Pſ. 37, 17.
Pſ. 112, 10.
Thren. 2,
16.
Act. 7, 54,
vide D.
Chemnit.
harm c. 53.
p. 898.
Aug. l. 20.
de C. D.
() quos adducit & refellit Sixt. Amam antibarb. l. 3. p. 677. confer Corn.
à Lap. ad Matth. 8. p. 192.
* vide Petav. tom. 3. theol. dogm. c. 5. pag. 193.
Wir unſers Orts proteſtiren zuvorderſt und ſprechen mit Augu-
ſtino: Cujusmodi ſit ignis infernalis, hominem ſcire arbitror nemi-
nem, niſi fortè cui ſpiritus divinus oſtendit; Was das hoͤlliſche Feuer
vor ein Feuer ſeye/ achte ich nicht daß ein Menſch wiſſen koͤnne/ ohne wem
es der Geiſt Gottes zeiget. Vnd abermahl: Quod dicimus fratres de
inferno, ſi non vobis tanquam certus expoſuero, ne ſuccenſeatis; Ho-
mo enim ſum, & quantum conceditur de Scripturis S. tantum audeo
dicere, nihil ex me, infernum nec ego expertus ſum adhuc nec vos.
Wann ich/ liebe Bruͤder/ euch von der Hoͤlle nichts gewiſſes ſagen werde/
ſo wollet ihr nicht zuͤrnen; Von mir ſelbſt unterſtehe ich mich nichts/
auſſer dem/ was die Schrifft offenbaret/ davon zu reden/ ſintemahl ich die
Hoͤlle noch nicht geſehen/ gleich wie ihr.
idem in
Pſ. 86.
Was demnach die Schrifft uns offenbaret/ das wollen wir anzei-
gen; und iſt zuvorderſt wahr und glaublich negativè, daß es nicht
ſey I. ignis naturalis ac elementaris, ein natůrliches ele-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/746>, abgerufen am 21.11.2024.
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