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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
was vom Geist ist/ und Fleisch heisset/ was vom Fleisch geboh-
ren ist. Da fragen alle Menschen/ sonderlich die Weiber/
welche wissen/ wie ein Kind von einer Mutter gebohren wird
mit Leib und Seel; Das ist nicht Fleisch/ wie sonst in der
Fleisch-Banck feil ist/ sondern ein lebendig Kind/ das die
Vernunfft mit sich bringet von Mutter-Leibe/ und damit auff-
wächst. Darumb so heisset Christus alles Fleisch/ was vom
Fleisch gebohren ist/ nemlich/ alle weise und kluge Leute in der
Welt. Die Könige und Fürsten auff Erden. Jtem/ Va-
ter und Mutter ist auch Fleisch/ und was aus ihnen besamet/
geschaffen und gebohren wird und wächset/ gleichwie ein gros-
ser Baum aus einem Kern wächset. Summa Summa-
rum/ ein Mensch/ der von einem Mann und Weib gebohren/
wird Fleisch genennet/ dann er kommet vom Fleisch her/ und
wird von Vater und Mutter gezeuget/ was er nun kan von
Pflantzen/ Bauen/ von Künsten und Handwercken/ oder was
er von Arbeit und Geschicklichkeit in seinem Kopff träget/ und
aus der Vernunfft vermag/ das heist alles Fleisch/ dann es ist
des weiblichen Kindes Geschäfft/ und kommet vom Fleisch/
vom Vater und Mutter/ seine Vernunfft bringets mit/
gleichwie ein Baum seine Blätter und Blüthe träget/ darumb
was aus der Vernunfft entspringet/ das heist alles Fleisch/ al-
so sind Fleisch die allerklügesten und gewaltigsten auff Erden/
sammt allem ihrem Vermögen. So wil nun der HErr Chri-
stus anzeigen/ wer an mich gläuben wil/ und meine Predigt
fassen/ der gedencke/ daß er das Fleisch fallen lasse/ und
mein Wort nicht urtheile oder fasse mit seiner Vernunfft.
Solches Fleisch/ sagt Christus stracks/ kan in Gottes Reich
nicht kommen/ noch GOtt ergreiffen; wil so viel reden: Jhr
höret alle meine Predigt/ daß ich gesagt habe/ wer mein Fleisch
isset etc. Da gehen nun in eurem Fleisch die Gedancken daher/
daß ihr so/ den Sinnen nach/ schliesset/ ich habe Zähne im
Maul/ hast du Fleisch/ so wollen wir dich bald aufffressen/ und

wer-
Achter Theil. N n n n n n

Predigt.
was vom Geiſt iſt/ und Fleiſch heiſſet/ was vom Fleiſch geboh-
ren iſt. Da fragen alle Menſchen/ ſonderlich die Weiber/
welche wiſſen/ wie ein Kind von einer Mutter gebohren wird
mit Leib und Seel; Das iſt nicht Fleiſch/ wie ſonſt in der
Fleiſch-Banck feil iſt/ ſondern ein lebendig Kind/ das die
Vernunfft mit ſich bringet von Mutter-Leibe/ und damit auff-
waͤchſt. Darumb ſo heiſſet Chriſtus alles Fleiſch/ was vom
Fleiſch gebohren iſt/ nemlich/ alle weiſe und kluge Leute in der
Welt. Die Koͤnige und Fuͤrſten auff Erden. Jtem/ Va-
ter und Mutter iſt auch Fleiſch/ und was aus ihnen beſamet/
geſchaffen und gebohren wird und waͤchſet/ gleichwie ein groſ-
ſer Baum aus einem Kern waͤchſet. Summa Summa-
rum/ ein Menſch/ der von einem Mann und Weib gebohren/
wird Fleiſch genennet/ dann er kommet vom Fleiſch her/ und
wird von Vater und Mutter gezeuget/ was er nun kan von
Pflantzen/ Bauen/ von Kuͤnſten und Handwercken/ oder was
er von Arbeit und Geſchicklichkeit in ſeinem Kopff traͤget/ und
aus der Vernunfft vermag/ das heiſt alles Fleiſch/ dann es iſt
des weiblichen Kindes Geſchaͤfft/ und kommet vom Fleiſch/
vom Vater und Mutter/ ſeine Vernunfft bringets mit/
gleichwie ein Baum ſeine Blaͤtter und Bluͤthe traͤget/ darumb
was aus der Vernunfft entſpringet/ das heiſt alles Fleiſch/ al-
ſo ſind Fleiſch die allerkluͤgeſten und gewaltigſten auff Erden/
ſammt allem ihrem Vermoͤgen. So wil nun der HErꝛ Chri-
ſtus anzeigen/ wer an mich glaͤuben wil/ und meine Predigt
faſſen/ der gedencke/ daß er das Fleiſch fallen laſſe/ und
mein Wort nicht urtheile oder faſſe mit ſeiner Vernunfft.
Solches Fleiſch/ ſagt Chriſtus ſtracks/ kan in Gottes Reich
nicht kommen/ noch GOtt ergreiffen; wil ſo viel reden: Jhr
hoͤret alle meine Predigt/ daß ich geſagt habe/ wer mein Fleiſch
iſſet ꝛc. Da gehen nun in eurem Fleiſch die Gedancken daher/
daß ihr ſo/ den Sinnen nach/ ſchlieſſet/ ich habe Zaͤhne im
Maul/ haſt du Fleiſch/ ſo wollen wir dich bald aufffreſſen/ und

wer-
Achter Theil. N n n n n n
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[1017/1041] Predigt. was vom Geiſt iſt/ und Fleiſch heiſſet/ was vom Fleiſch geboh- ren iſt. Da fragen alle Menſchen/ ſonderlich die Weiber/ welche wiſſen/ wie ein Kind von einer Mutter gebohren wird mit Leib und Seel; Das iſt nicht Fleiſch/ wie ſonſt in der Fleiſch-Banck feil iſt/ ſondern ein lebendig Kind/ das die Vernunfft mit ſich bringet von Mutter-Leibe/ und damit auff- waͤchſt. Darumb ſo heiſſet Chriſtus alles Fleiſch/ was vom Fleiſch gebohren iſt/ nemlich/ alle weiſe und kluge Leute in der Welt. Die Koͤnige und Fuͤrſten auff Erden. Jtem/ Va- ter und Mutter iſt auch Fleiſch/ und was aus ihnen beſamet/ geſchaffen und gebohren wird und waͤchſet/ gleichwie ein groſ- ſer Baum aus einem Kern waͤchſet. Summa Summa- rum/ ein Menſch/ der von einem Mann und Weib gebohren/ wird Fleiſch genennet/ dann er kommet vom Fleiſch her/ und wird von Vater und Mutter gezeuget/ was er nun kan von Pflantzen/ Bauen/ von Kuͤnſten und Handwercken/ oder was er von Arbeit und Geſchicklichkeit in ſeinem Kopff traͤget/ und aus der Vernunfft vermag/ das heiſt alles Fleiſch/ dann es iſt des weiblichen Kindes Geſchaͤfft/ und kommet vom Fleiſch/ vom Vater und Mutter/ ſeine Vernunfft bringets mit/ gleichwie ein Baum ſeine Blaͤtter und Bluͤthe traͤget/ darumb was aus der Vernunfft entſpringet/ das heiſt alles Fleiſch/ al- ſo ſind Fleiſch die allerkluͤgeſten und gewaltigſten auff Erden/ ſammt allem ihrem Vermoͤgen. So wil nun der HErꝛ Chri- ſtus anzeigen/ wer an mich glaͤuben wil/ und meine Predigt faſſen/ der gedencke/ daß er das Fleiſch fallen laſſe/ und mein Wort nicht urtheile oder faſſe mit ſeiner Vernunfft. Solches Fleiſch/ ſagt Chriſtus ſtracks/ kan in Gottes Reich nicht kommen/ noch GOtt ergreiffen; wil ſo viel reden: Jhr hoͤret alle meine Predigt/ daß ich geſagt habe/ wer mein Fleiſch iſſet ꝛc. Da gehen nun in eurem Fleiſch die Gedancken daher/ daß ihr ſo/ den Sinnen nach/ ſchlieſſet/ ich habe Zaͤhne im Maul/ haſt du Fleiſch/ ſo wollen wir dich bald aufffreſſen/ und wer- Achter Theil. N n n n n n

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1017. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1041>, abgerufen am 22.11.2024.