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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die acht und dreyssigste
ta, tranquilla, immortalis, aeterna, das edelste/ ruhige/ außgesöhnte/ un-
sterbliche/ ewige Leben. Das rechte Lebens-Brod/ Balsamum vitae aeter-
nae,
sein Fleisch ist caro vivifica, ein lebendigmachendes Fleisch. Anders
als Calvini discipuli lehren/ sonderlich Piscator, der gar grob herein ge-
tretten. Jndem er in seiner teutschen vergiffteten Herbornischen Bibel/
über die Wort Christi/ das Fleisch ist kein nütz/ diese Wort angeschmie-
ret/ pag. 359. Mein Fleisch nutzet nicht lebendig zu machen/ das
heist dem Mund und Grund der Warheit ins Angesicht widerspre-
chen.

Dagegen schreibt Lutherus Tom. 2. Isl. p. 188. f. 2. Die Sacramen-
tirer und Rottengeister fallen auff das Wort Fleisch/ und ver-
stehens/ wie es in der Schären verkaufft wird/ oder wie es die
Wölffe oder Hunde fressen/ da verstocken sie in dem Wort
Fleisch/ sagen: Fleisch/ Fleisch. Das ist nicht eine grosse
Kunst/ ich weiß und verstehe es auch wol. Ein Wolff kan
einen alten Mann fressen/ oder eine Sau ein Kind fressen.
Jch kan auch gedencken gleich als esse ich Schweinen Braten.
Aber wann Christus saget: Mein Fleisch; Da habe Achtung
darauff/ wer der sey/ der das saget/ zu wem gehöret das Wört-
lein Mein? So wirds dann etwas mehr seyn/ und wird nicht
so ein Fleisch seyn/ das die Krafft des Fleisches und Bluts al-
lein habe/ es wird etwas mehr Krafft haben/ dann schlecht
Fleisch und Blut/ durch das Wort Mein. Es ist mein Fleisch/
du must sehen wer das saget/ dann da wird nichts fleischern
seyn/ da rothe Würste daraus gemacht werden.
pag. 206.
Es ist beschlossen/ daß das Fleisch kein Nütze ist/ sondern der
Geist machet lebendig. Jhr müst ja den Geist dazu haben/
oder geistlichen Verstand bekommen/ dieweil es dem Fleisch
zu hoch und unbegreifflich ist. Er redet aber an diesem Ort
nicht von einem Fleisch/ wie es die Sacramentirer und
Rotten-Geister gedeutet haben/ dann wie käme er darzu/ die-
weil er droben viel anders gesagt hat: Nemlich/ mein Fleisch
ist das Leben der Welt. Jtem/ Mein Fleisch ist die rechte
Speise. Sondern hält hie gegen einander den Geist und
das Fleisch/ und spricht: Der Geist muß es thun/ aber das
Fleisch kein nütze. Jn der H. Schrifft wird Geist genennet/

was

Die acht und dreyſſigſte
ta, tranquilla, immortalis, æterna, das edelſte/ ruhige/ außgeſoͤhnte/ un-
ſterbliche/ ewige Leben. Das rechte Lebens-Brod/ Balſamum vitæ æter-
næ,
ſein Fleiſch iſt caro vivifica, ein lebendigmachendes Fleiſch. Anders
als Calvini diſcipuli lehren/ ſonderlich Piſcator, der gar grob herein ge-
tretten. Jndem er in ſeiner teutſchen vergiffteten Herborniſchen Bibel/
uͤber die Wort Chriſti/ das Fleiſch iſt kein nuͤtz/ dieſe Wort angeſchmie-
ret/ pag. 359. Mein Fleiſch nutzet nicht lebendig zu machen/ das
heiſt dem Mund und Grund der Warheit ins Angeſicht widerſpre-
chen.

Dagegen ſchreibt Lutherus Tom. 2. Isl. p. 188. f. 2. Die Sacramen-
tirer und Rottengeiſter fallen auff das Wort Fleiſch/ und ver-
ſtehens/ wie es in der Schaͤren verkaufft wird/ oder wie es die
Woͤlffe oder Hunde freſſen/ da verſtocken ſie in dem Wort
Fleiſch/ ſagen: Fleiſch/ Fleiſch. Das iſt nicht eine groſſe
Kunſt/ ich weiß und verſtehe es auch wol. Ein Wolff kan
einen alten Mann freſſen/ oder eine Sau ein Kind freſſen.
Jch kan auch gedencken gleich als eſſe ich Schweinen Braten.
Aber wann Chriſtus ſaget: Mein Fleiſch; Da habe Achtung
darauff/ wer der ſey/ der das ſaget/ zu wem gehoͤret das Woͤrt-
lein Mein? So wirds dann etwas mehr ſeyn/ und wird nicht
ſo ein Fleiſch ſeyn/ das die Krafft des Fleiſches und Bluts al-
lein habe/ es wird etwas mehr Krafft haben/ dann ſchlecht
Fleiſch und Blut/ durch das Wort Mein. Es iſt mein Fleiſch/
du muſt ſehen wer das ſaget/ dann da wird nichts fleiſchern
ſeyn/ da rothe Wuͤrſte daraus gemacht werden.
pag. 206.
Es iſt beſchloſſen/ daß das Fleiſch kein Nuͤtze iſt/ ſondern der
Geiſt machet lebendig. Jhr muͤſt ja den Geiſt dazu haben/
oder geiſtlichen Verſtand bekommen/ dieweil es dem Fleiſch
zu hoch und unbegreifflich iſt. Er redet aber an dieſem Ort
nicht von einem Fleiſch/ wie es die Sacramentirer und
Rotten-Geiſter gedeutet haben/ dann wie kaͤme er darzu/ die-
weil er droben viel anders geſagt hat: Nemlich/ mein Fleiſch
iſt das Leben der Welt. Jtem/ Mein Fleiſch iſt die rechte
Speiſe. Sondern haͤlt hie gegen einander den Geiſt und
das Fleiſch/ und ſpricht: Der Geiſt muß es thun/ aber das
Fleiſch kein nuͤtze. Jn der H. Schrifft wird Geiſt genennet/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1040>, abgerufen am 22.11.2024.